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Die Linke bei der BundestagswahlDas Comeback einer totgesagten Partei

Lesezeit 3 Minuten
Ines Schwerdtner, Heidi Reichinnek und Jan van Aken jubeln bei Wahlparty der Linken im Glashaus.

Ines Schwerdtner, Heidi Reichinnek und Jan van Aken jubeln bei Wahlparty der Linken im Glashaus.

Um 18 Uhr brechen Jubelstürme aus: Die Linke hat den Einzug in den Bundestag deutlich geschafft, dabei war sie im Wahlkampf schon totgesagt worden. Doch sie lebt noch – und wie.

Eines war schon vor Schließung der Wahllokale klar: Die Linke hat das Comeback des Wahlkampfs hingelegt. Totgesagt hatten viele die Partei, nachdem Sahra Wagenknecht und andere Mitglieder im Herbst 2023 ausgetreten waren und das BSW gründeten. Nun zeigt sich: Die Linke lebt noch. Und wie.

Als am Sonntagabend die ersten Hochrechnungen auf den Bildschirmen erschienen, war auf der Wahlparty in Berlin kein Halten mehr und Jubelstürme brachen aus.

Die Linke: 5-Prozent-Hürde wurde deutlich übersprungen

Deutlich übersprang die Linke nach Hochrechnungen vom Sonntagabend die 5-Prozent-Hürde, die noch vor Kurzem als unüberwindbar gegolten hatte. Binnen kürzester Zeit hatten sich die Umfragewerte der Partei verdoppelt. Die Linke sei so „lebendig wie lange nicht mehr“, hatte Gregor Gysi, der in Berlin als Spitzenkandidat antrat, zuvor gesagt.

Parteichef und Spitzenkandidat Jan van Aken führte die guten Ergebnisse auch auf die Arbeit in den sozialen Netzwerken zurück, wo die Partei zuletzt eine starke Zustimmung erfuhr. Dort war es vor allem Co-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek, die auf Tiktok und Co. bei jungen Leuten punkten konnte. An erste Stelle helfe der Linken allerdings der Fokus auf Themen wie Mieten, hohe Preise und die Vermögenssteuer, sagte Jan van Aken, der die Partei gemeinsam mit Ines Schwerdtner führt.

Über 30.000 Online-Eintritte seit Januar

Nicht nur in den Umfragewerten legte die Linkspartei zu. In den vergangenen Wochen erlebte die Partei einen regelrechten Mitgliederboom. Wenige Tage vor der Wahl verzeichnete sie 91.088 Mitglieder, wie ein Sprecher dem RND bestätigte. Alleine seit dem 18. Januar habe es 31.276 Online-Eintritte gegeben. Das durchschnittliche Alter der Neumietglieder liege bei knapp unter 30 Jahren.

Dabei hatten einige die Linkspartei schon abgeschrieben – insbesondere nach dem Bruch mit der ehemaligen Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, die mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ihre eigene Partei gründete. Bei der Europawahl im vergangenen Jahr holte die Linkspartei weniger als 3 Prozent der Stimmen. Vorangegangen war zudem eine schwache Bundestagswahl.

5-Prozent-Hürde geknackt: Aktion „Silberlocke“ nicht benötigt

2021 hatte die Partei 4,9 Prozent der Stimmen erhalten und war damit knapp an der 5-Prozent-Hürde gescheitert. Dass sie dennoch in den Bundestag einzog, lag an der sogenannten Grundmandatsklausel, die vorsieht, dass eine Partei auch dann im Parlament vertreten sein darf, wenn sie sich drei Direktmandate sichert. Das war der Linkspartei in den Berliner Wahlbezirken Treptow-Köpenick, Lichtenberg sowie in Leipzig-Süd gelungen.

Auch 2025 setzte die Linke große Hoffnungen auf die Direktmandate, indem sie die Aktion „Silberlocke“ ausrief. Die Idee: Sollte die Partei erneut weniger als 5 Prozent der Wählerstimmen bekommen, könnten die drei Linken-Urgesteine Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch der Partei den Einzug in den Bundestag sichern.