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Republikaner frustriert nach TV-Duell„Wer auch immer Trump vorbereitet hat, sollte gefeuert werden“

Lesezeit 4 Minuten
Trump sieht sich bei der TV-Debatte durch den Sender ABC benachteiligt. In seiner Partei spricht man derweil von einem Sieg für Harris.

Trump sieht sich bei der TV-Debatte durch den Sender ABC benachteiligt. In seiner Partei spricht man derweil von einem Sieg für Harris.

Donald Trump bekommt nach dem TV-Duell Kritik von Parteikollegen – und nennt seine Bedingungen für eine weitere TV-Debatte mit Harris.

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump lässt nach dem TV-Duell gegen seine Kontrahentin Kamala Harris seine Zustimmung für eine weitere Debatte offen – und sieht sich Kritik aus der eigenen Partei und von Haus- und Hof-Sender Fox News ausgesetzt.

Wenn man ein TV-Duell gewonnen habe, müsse man nicht unbedingt noch einmal antreten, sagte der 78-Jährige, der sich im Gegensatz zu den meisten Beobachtern als Gewinner des TV-Duells fühlt. Gleichzeitig attackierte Trump den US-Sender ABC, der die Debatte ausgetragen hatte und forderte, dem Kanal die Sendelizenz zu entziehen, weil die Moderatoren unfair gewesen seien.

Trump ließ sich in Debatte von Harris provozieren

Trump und Harris waren am Dienstagabend (Ortszeit) in ihrem ersten TV-Duell gegeneinander angetreten. In Philadelphia lieferten sich die beiden Kandidaten ein hitziges Wortgefecht. Trump ließ sich dabei von Harris provozieren, wirkte zum Teil genervt und geriet in die Defensive.

Harris griff Trump frontal an und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Für sie war der Auftritt eine besondere Bewährungsprobe, weil sie erst vor wenigen Wochen ins Rennen ums Weiße Haus eingestiegen war. Das Duell leitet die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfs ein, am 5. November wird gewählt.

TV-Duell: Auch Republikaner erklären Kamala Harris zur Gewinnerin

In einer Blitzumfrage des Senders CNN unter registrierten Wählern gaben 63 Prozent der Befragten an, Harris als Siegerin zu sehen – gegenüber 37 Prozent, die Trump vorn sahen. Bei einer YouGov-Befragung sagten 54 Prozent der befragten Wählerinnen und Wähler, dass Harris ihrer Meinung nach das TV-Duell gewonnen habe – für Trump stimmten 31 Prozent.

Trump teilte über sein Online-Sprachrohr Truth Social Fotos von Umfragen, in denen er als Sieger hervorgeht. Hier handelte es sich aber um Online- oder Zuschauerbefragungen bestimmter Sender, die keinen Anspruch auf Repräsentativität haben. Und auch in seiner eigenen Partei und unter seinen traditionellen Unterstützern sieht man Trump nicht als Gewinner des TV-Duells, berichtet nun der „Guardian“.

„Machen wir uns nichts vor. Trump hatte einen schlechten Abend“

„Machen wir uns nichts vor. Trump hatte einen schlechten Abend“, sagte der Fox News-Analyst Brit Hume unmittelbar nach der Debatte. „Wir haben einfach so viele der alten Beschwerden gehört, von denen wir alle wissen, dass sie politisch nichts bringen.“

Fox News hat Trump in der Vergangenheit meist mit Unterstützung bedacht, doch selbst im Haussender des Republikaners waren sich viele einig, dass Harris die Debatte bereits für sich entschieden hatte, als sie Trump per Handschlag begrüßte. Erstmals seit 2016 kam es damit zu einem Händedruck bei einer Präsidentschaftsdebatte. Harris habe mit der Geste ihre Dominanz gegenüber Trump demonstriert, befand die US-Publikation „Politico“.

„Wer auch immer Trump vorbereitet hat, sollte gefeuert werden“

Und so gibt es nach der TV-Debatte sogar widerwilliges Lob für Harris aus den Reihen der Republikaner. „Sie war hervorragend vorbereitet, sie hat Fallen gestellt und er hat jedes Kaninchen in jedes Loch gejagt, anstatt über die Dinge zu reden, über die er hätte reden sollen“, sagte der Republikaner Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, gegenüber ABC. „Das ist der Unterschied zwischen jemandem, der gut vorbereitet ist, und jemandem, der unvorbereitet ist. Wer auch immer Donald Trump vorbereitet hat, sollte gefeuert werden.“

Andere äußeren sich nur anonym zu Trumps Pleite im TV-Duell. „Ich bin einfach nur traurig“, sagte ein Republikaner im Repräsentantenhaus gegenüber „The Hill“. „Sie wusste genau, wo sie ihn kitzeln musste, um ihn zu reizen. Insgesamt ist es einfach enttäuschend, dass er nicht gelassener ist als in der ersten Debatte“, so der Republikaner. „Der Weg ist sehr schmal geworden. Das ist nicht gut.“

Donald Trump nennt Bedingungen für zweites Duell

Bisher gibt es keinen Termin für eine mögliche zweite Debatte. Harris hatte unmittelbar nach dem ersten Duell ein zweites vorgeschlagen. Trump machte in der Vergangenheit klar, dass ein weiteres Duell Fox News ausrichten solle.

Dort rief Trump nach der Debatte in der Frühstückssendung an und sagte, dass die beiden von Fox News vorgeschlagenen Moderatoren Bret Baier und Martha MacCallum ein solches Duell keinesfalls moderieren sollten. Der 78-Jährige schlug stattdessen die Fox-News-Kommentatoren Jesse Watters, Laura Ingraham oder Sean Hannity vor, die allesamt eisern hinter Trump stehen.

Der Sender ABC hingegen, der die Debatte in Philadelphia ausgetragen hatte, sei der „unehrlichste“ Sender, so Trump. Das Duell sei „drei gegen einen“ gewesen, monierte der Republikaner mit Blick auf die beiden Moderatoren. Diese hatten einige Aussagen des Ex-Präsidenten live einem Faktencheck unterzogen und als falsch bezeichnet.

Donald Trump: Taylor Swift wird einen Preis zahlen

Das Wahlkampfteam der 59 Jahre alten Harris und ihres Vizekandidaten Tim Walz freute sich unterdessen über die Unterstützung von Popstar Taylor Swift und begann, Harris-Walz-Freundschaftsarmbändchen zu verkaufen. Fans der Sängerin, die „Swifties“, tragen häufig Freundschaftsarmbändchen, um eine positive Stimmung zu verbreiten.

Swift hatte kurz nach der TV-Debatte mitgeteilt, bei der Wahl im November Harris wählen zu wollen. Für die Demokratin ist das eine gute Nachricht, denn Swift hat bei ihren Fans enormen Einfluss – vor allem bei jungen Frauen, einer wichtigen Wählergruppe. Trump wirkte verärgert über Swifts Entscheidung. „Sie scheint immer einen Demokraten zu unterstützen. Und dafür wird sie wahrscheinlich auf dem Markt einen Preis zahlen“, sagte er. Er sei kein Swift-Fan, fügte er hinzu. (mit dpa)