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Bärtige Tänzerinnen und Goldstatue„Das pure Böse“ – Donald Trumps verstörendes Gaza-Video sorgt für Entsetzen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Screenshot aus einem von Donald Trump veröffentlichten KI-Video zum Gazastreifen zeigt den US-Präsidenten zusammen mit Benjamin Netanjahu am Strand.

Ein Screenshot aus einem von Donald Trump veröffentlichten KI-Video zum Gazastreifen zeigt den US-Präsidenten zusammen mit Benjamin Netanjahu am Strand.

Donald Trump hat ein bizarres Video zum Gazastreifen veröffentlicht. Eine Szene sorgt für besonders viel Häme.

US-Präsident Donald Trump hat am Mittwochmorgen ein verstörendes Video zu seiner Vision der Zukunft des Gazastreifens veröffentlicht. Der nur 33 Sekunden lange Clip, der offensichtlich mit künstlicher Intelligenz erschaffen wurde, beginnt mit Bildern von Menschen, die in Trümmern stehen, und der Frage: „Gaza 2025 – Was kommt als Nächstes?“.

Dann folgen bizarre Szenen: Wolkenkratzer und belebte Strände, ein vergnügt grinsender Elon Musk, der Hummus isst, bärtige Bauchtänzerinnen am Strand, teure Jachten, und ein Kind mit einem goldenen Trump-Ballon sind zu sehen.

Bizarres Gaza-Video: Goldener Trump Tower und bärtige Bauchtänzerinnen

Damit nicht genug, es folgen Szenen von Musk, der einen Geldregen am Strand niedergehen lässt, und Bilder eines opulent gestalteten „Trump Gaza“-Towers. Der US-Präsident selbst wird mit einer leicht bekleideten Tänzerin abgebildet, gefolgt von einer riesigen, goldenen Statue von Trump. Das Video endet schließlich mit einer Szene, in der Trump und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nur in Badehosen bekleidet auf Liegestühlen mit Kaltgetränken in der Sonne liegen.

Auch musikalisch lässt der US-Präsident mit dem verstörenden Video kaum Zweifel an seiner Zukunftsvision für den Gazastreifen aufkommen: „Donald Trump wird sie befreien“ heißt es in dem Song, der zu den Aufnahmen zu hören ist. „Keine Tunnel, keine Angst – Trump Gaza ist endlich da“, heißt es weiter. „Goldene Zukunft, ein brandneues Leben, Feiern und Tanzen, es ist vollbracht“, lauten weitere Zeilen des Liedtextes.

„Keine Tunnel, keine Angst – Trump Gaza ist endlich da“

Einen Kommentar zu dem Video, das sich in kürzester Zeit in allen sozialen Netzwerken verbreitete, veröffentlichte Trump nicht. Der Clip knüpft jedoch an vorherige Äußerungen des US-Präsidenten zum Gazastreifen an, die für internationales Entsetzen gesorgt hatten. Aus dem Gazastreifen wolle er eine „Riviera“ machen, die Palästinenser umsiedeln und notfalls dafür auch das US-Militär entsenden, hatte Trump Anfang des Monats erklärt und damit für Irritationen gesorgt.

US-Außenminister Marco Rubio, Sicherheitsberater Mike Waltz und die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bemühten sich danach schnell, Trumps Aussagen zur Umsiedlung von zwei Millionen Palästinensern zu entschärfen und die Möglichkeit eines US-Militäreinsatzes zu relativieren. Die Vereinten Nationen warnten unterdessen vor einer „ethnischen Säuberung“ im Gazastreifen.

Scharfe Kritik an Video von Donald Trump: „Gaza braucht keine Casinos“

Auch die Europäische Union stellte sich damals entschieden gegen die Pläne des US-Präsidenten. „Die EU setzt sich weiterhin entschlossen für eine Zwei-Staaten-Lösung ein, die unserer Meinung nach der einzige Weg zu einem langfristigen Frieden für Israelis und Palästinenser ist“, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas.

Mit dem nun veröffentlichten Video sorgt Trump erneut für Wirbel – schnell wurde scharfe Kritik am US-Präsidenten laut. Das Video sei „alarmierend“ und „ein Hohn“ für alle „ernsthaften Pläne zur Veränderung und Umgestaltung des Gazastreifens“, schrieb der palästinensisch-amerikanische Aktivist und Schriftsteller Ahmed Fouad Alkhatib auf der Plattform X. „KI-generierte Illusionen von goldener Größe sind das Letzte, was man braucht, um einen sinnvollen Wandel zu fördern“, fügte er an. „Gaza braucht keine Casinos, sondern eine effektive Regierungsführung.“

Trumps Gaza-Pläne: „Getarnte ethnische Säuberung“

Deutliche Worte kamen auch von der britisch-nigerianischen Frauenrechtsaktivistin Shola Mos-Shogbamimu. Die in dem Video gezeigten Szenen seien „das pure Böse“ und nichts anderes als eine „als Immobiliengeschäft getarnte ethnische Säuberung“, schrieb sie bei X. Trump bediene damit „kolonialistischen, weißen, rassistischen Zionismus“, führte Mos-Shogbamimu aus.

Auch Megan Hunt, eine unabhängige Politikerin aus dem US-Bundesstaat Nebreska, äußerte scharfe Kritik am US-Präsidenten. „Für Trump ist der Gazastreifen nicht die Heimat von Millionen von Menschen, sondern ein leeres Stück Land für sein nächstes Branding-Projekt“, schrieb sie bei X. „Das Leben der Palästinenser bedeutet ihm nichts – sie sind einfach ein Hindernis, das für Casinos, Golfplätze und Strandresorts überrollt werden kann“, führte sie aus und bezeichnete Trump als „kranken Mensch“.

Kritik an Donald Trump: „Leben der Palästinenser bedeutet ihm nichts“

Der deutsche Islamwissenschaftler Reinhard Schulze reagierte ebenfalls entsetzt auf Trumps Video. „Wer sich mal ein Bild von der Antipolitik machen möchte, die Trump mit seinem national-libertären Pathos in Szene setzen lässt, wird in diesem von Trump geposteten Clip zu ‚Trump Gaza‘ fündig“, schrieb Schulze bei X. „Israel wäre gut beraten, sich von diesem messianischen Bonaparte-Verschnitt zu befreien“, fügte der ehemalige Professor der Universität Bern an.

Besondere Aufmerksamkeit bekamen in den sozialen Netzwerken unterdessen die bärtigen Bauchtänzerinnen, die in Trumps Video zu sehen sind – und die so gar nicht zu der „anti woken“-Politik des US-Präsidenten zu passen scheinen.

„Für mich sieht Trump Gaza ziemlich woke aus“, kommentierte etwa der amerikanische Journalist Yashar Ali süffisant – und veröffentlichte dazu einen Screenshot der von der künstlichen Intelligenz mit Vollbart versehenen Bauchtänzerinnen. Viele weitere Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Netzwerken thematisierten mit oftmals hämischen Beiträgen ebenfalls den offensichtlichen Widerspruch in Trumps Video.