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Starre Hierarchien und wenig IndividualitätEhemaliger Schulleiter hält Unterricht für Zeitverschwendung

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Schülerinnen und Schüler einer vierten Klasse einer Grundschule nehmen am Unterricht teil, eine Schülerin meldet sich. (Symbolbild)

Schülerinnen und Schüler einer vierten Klasse einer Grundschule nehmen am Unterricht teil, eine Schülerin meldet sich. (Symbolbild)

Deutschland schneidet in puncto Bildung im internationalen Vergleich zunehmend schlecht ab. 

Schulunterricht ist für Lehrer wie Schüler nach Einschätzung des ehemaligen Schulleiters Stefan Ruppaner Zeitverschwendung. „Er verhindert, dass sich Schülerinnen und Schüler in ihrem Tempo mit dem Stoff beschäftigen können“, sagte Ruppaner der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Nachhaltiges Lernen funktioniere nicht, wenn „einer vorn steht und alle im Gleichschritt durch bestimmte Gedankengänge und Erkenntnisprozesse führt“.

Stattdessen habe jedes Kind einen eingebauten Lernmotor, so Ruppaner. „Es ist faszinierend zu sehen, wie sie den mit ihrer Energie auf Hochtouren bringen können.“ Das würde in Schulen jedoch häufig nicht geschehen: „Leider verlieren sie diese Freude oft, wenn sie in die Schule kommen. Weil Lernen dort mit Druck, Angst und Prüfungsstress zu tun hat.“

Deshalb entstand laut Ruppaner an der Alemannenschule in Wutöschingen im Schwarzwald, die er knapp 20 Jahre leitete und die zweimal mit dem deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde, ein Ort des selbstorganisierten Lernens. An der heutigen Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe gebe es keine Klassenräume; Schüler könnten sich mithilfe von Materialpaketen Wissen selbst aneignen und vertiefen. Für die Nebenfächer würde nachmittags fächerübergreifend in Clubs gelernt. Das Konzept dahinter heiße „Lernen durch Erleben“, so Ruppaner.

Auch würde die Schule akzeptieren, wenn Kinder und Jugendliche keine Lust zum Lernen hätten. Die meisten würden aber lernen wollen. Deshalb sei eine Revolution im Bildungsbereich notwendig. „Wir quälen die Kinder mit einem System, das so viele von ihnen nicht mitnimmt und keine guten Ergebnisse bringt.“ (kna)