Der Wind für Elon Musk wird nach Hitlergrüßen und AfD-Auftritten rauer. Nicht nur Microsoft-Gründer Bill Gates meldet sich zu Wort.
Deutliche Worte von Bill GatesUS-Unternehmer rechnen nach AfD-Auftritt mit Musk ab – Kreml-TV nennt ihn „Nazi“
Microsoft-Gründer Bill Gates hat scharfe Kritik an Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk geäußert. Angesichts der jüngsten Einmischungen des Milliardärs und Sonderberaters von US-Präsident Donald Trump sprach Gates, ebenfalls Milliardär, von „populistischer Hetze“, die Musk betreibe.
Dass Musk in Deutschland und Großbritannien rechtsextreme Politikerinnen und Politiker unterstütze, sei „wahnsinnige Scheiße“, sagte Gates der „Sunday Times“. Auf Englisch benutzte Gates den Ausdruck „insane shit“. Musk sei „superschlau“, befand der Microsoft-Gründer zwar, fügte jedoch an: „Wenn jemand superschlau ist, und das ist er, sollte er überlegen, wie er helfen kann.“
Bill Gates attackiert Elon Musk: „Populistische Hetze“
Dass Musk in der Lage sei, die politische Lage in anderen Länder zu destabilisieren, sei „irrsinnig“, führte Gates aus. „In den USA ist es Ausländern nicht erlaubt, Geld zu spenden“, sagte Gates demnach. „Andere Länder sollten vielleicht Schutzmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass superreiche Ausländer ihre Wahlen nicht verfälschen“, empfahl der Microsoft-Gründer.
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Musk hatte sich zuletzt immer wieder in die Politik anderer Länder eingemischt. In Großbritannien unterstützte der US-Milliardär die rechtspopulistische Reform UK-Partei und forderte die Freilassung des inhaftierten Rechtsextremen Tommy Robinson.
Elon Musk unterstützt in Deutschland die AfD
In Deutschland setzte sich Musk zuletzt vehement für die AfD ein. Nur sie könne das Land „retten“, verkündete der Milliardär, der nach einem Live-Talk mit AfD-Chefin Alice Weidel zuletzt der Partei in einer Videoschalte beim Wahlkampfauftakt erneut seine Unterstützung zusicherte.
Musk bediente dabei das von deutschen Rechtsextremen bemühte Narrativ, dass es in Deutschland einen „Schuldkult“ gebe und forderte mehr deutschen Nationalstolz. Zuvor hatte der Milliardär mit Hitlergrüßen bei der Amtseinführung von Trump für Kritik gesorgt.
US-Milliardär rechnet nach Hitlergrüßen mit Elon Musk ab
Auf Musks Hitlergrüße hatte in der Vorwoche bereits ein nach eigenen Angaben alter Weggefährte des Milliardärs mit klaren Worten reagiert – und damit für viel Aufmerksamkeit bei Facebook gesorgt. Philip Low, Chef des Neurotech-Unternehmens NeuroVigil, ließ kaum ein gutes Haar an Musk, den er in einer Abrechnung als ehemaligen langjährigen Freund bezeichnete. Die Hitlergrüße haben bei Low das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht.
Bereits nach Falschangaben von Musk zum Investment in seiner Firma habe er mit seinem früheren Freund gebrochen, erklärte Low in einem langen Facebook-Beitrag, über den „Watson“ und die „San Francisco Business Times“ zuerst berichtet hatten. Die jetzigen Hitlergrüße des Trump-Beraters seien „inakzeptabel“, hieß es weiter.
„Elon glaubt, er stehe über allen anderen“
Für einen „Nazi“ hält Low den Tesla-Chef jedoch nicht „per se“, Musk sei etwas „viel Besseres oder Schlimmeres, je nachdem, wie man es betrachtet“, führte Low aus. Die Nazis hätten geglaubt, dass eine „ganze Ethnie über allen anderen steht. Elon glaubt, er stehe über allen anderen“, so Low in seinem viel beachteten Post.
Auch Musks Gerede über Flüge zum Mars und zur Meinungsfreiheit seien „in Wirklichkeit Blödsinn, mit dem Elon Menschen füttert, um sie zu manipulieren“, führte Low aus. Twitter habe Musk lediglich gekauft, um „die Massen nach Rechtsaußen zu manipulieren“, heißt es weiter in der Abrechnung.
Elon Musk: Provokation als „Nervenkitzel“?
Hinter Musks Hitlergrüßen auf offener Bühne sieht Low derweil fünf zentrale Gründe. Erstens habe Musk gefürchtet, dass der „Nazi-Flügel“ in der „MAGA“-Bewegung rund um Trumps ehemaligen Berater Steve Bannon ihn aus der Gunst des US-Präsidenten drängen könnte. Zudem sei Musk weiterhin wütend darüber gewesen, dass er nach einer antisemitischen Bemerkung nach Israel und Auschwitz reisen musste, um öffentlich rehabilitiert zu werden.
Der dritte Grund sei, dass es „einige Juden“ gebe, die Musk „tatsächlich hasst“, OpenAI-Chef Sam Altman sei einer davon. Zudem, so Lows vierter Grund, seien derartige Provokationen ein „Nervenkitzel“ für Musk. Seiner Meinung nach habe das „narzisstische Ich“ des Milliardärs gehofft, dass er so zeigen könne, dass er das Publikum komplett kontrollieren könne, führte Low als letzten Grund für Musks Vorgehen an und fügte hinzu: „Das ist nicht geschehen.“
„Elon ist kein Nazi, aber er hat zwei Nazi-Grüße gezeigt, was völlig inakzeptabel ist“, lautete schließlich das Fazit des Neurotech-Unternehmers. Low rät nun allen, nicht weiter für Musk zu arbeiten, Tesla-Besitzer sollten ihre Autos außerdem verkaufen, empfiehlt der Neurotech-Gründer. Angst vor Musks Antwort habe er nicht. Musk hat bisher nicht öffentlich auf Low, dessen Angaben sich nicht unabhängig überprüfen lassen, reagiert. Auch die Aussagen von Bill Gates ließ der Trump-Berater bisher unkommentiert.
Elon Musk wird im russischen Propaganda-TV als „Nazi“ bezeichnet
Das Verhalten des Tech-Milliardärs, insbesondere die Hitlergrüße und seine jüngsten Worte zur deutschen Erinnerungskultur, haben allerdings nicht nur die Reaktionen anderer US-Unternehmer zur Folge, sondern sorgen auch in Russland weiterhin für Aufmerksamkeit.
Dort sorgten Musks jüngste Liveschalte beim AfD-Wahlkampfauftakt und seine Ausführungen zur deutschen Erinnerungskultur für noch klarere Worte als jene von Philip Low oder Bill Gates. Als zuletzt in der Talkshow des prominenten russischen Propagandisten Wladimir Solowjow beim Staatssender Rossija 1 die Sprache auf Musks AfD-Auftritt kam, befand einer der Studiogäste kurz und knapp: „Er ist ein Nazi.“