Die Gas-Pipeline Balticconnector zählt zur kritischen Infrastruktur in Europa. Finnland und Estland hatten die Nato informiert.
Parallelen zu Nord StreamChinesisches Schiff könnte Leck an Ostsee-Pipeline verursacht haben – Kreml äußert sich
Ein chinesisches Containerschiff ist möglicherweise für die Zerstörung der Ostsee-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland verantwortlich. Wie der finnische Geheimdienst mitteilte, war das Schiff „Newnew Polar Bear“, das unter der Flagge Hongkongs fährt, zum Zeitpunkt der Beschädigung in der Nähe des späteren Lecks unterwegs. Auch eine Explosion war von den finnischen und estnischen Behörden nicht ausgeschlossen worden.
Beide Länder hatten nach dem Vorfall die Nato informiert, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verurteilte den möglichen Angriff auf die „kritische Infrastruktur Europas“. Die Gas-Pipeline musste nach einem Druckverlust am 8. Oktober abgeschaltet werden, die finnische Regierung sprach von einem „ernsthaften Sicherheitsvorfall“. Es gibt auch Parallelen zu den Anschlägen auf die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2.
Ostsee: Chinesisches Containerschiff soll Gas-Pipeline zwischen Finnland und Estland zerstört haben
Laut ersten Erkenntnissen der finnischen Polizeibehörde KRP hat der Anker des Schiffes die Pipeline zerstört und dabei ein Loch in ein großes Rohr gerissen. Auch ein unterirdisches Datenkabel, das Finnland, Schweden und Estland miteinander verbindet, wurde durch den sechs Tonnen schweren Anker zerstört. Ermittlungen der KRP hätten ergeben, dass ein entsprechender Anker an dem chinesischen Containerschiff fehlen würde.
Der nationale finnische Sicherheitsdienst NBI erklärte, die Betreiber der „Newnew Polar Bear“ seien bisher nicht erreichbar gewesen. „Die Frage ist nun, ob es sich um Vorsatz, Fahrlässigkeit oder einen Fehler der Crew gehandelt hat“, erklärte ein NBI-Sprecher. Auch die Frage nach dem Motiv sei derzeit völlig unklar. Die Balticconnector war erst im Januar 2020 in Betrieb gegangen und sollte Finnland mit dem europäischen Festland verbinden.
Balticconnector: Zerstörte Ostsee-Pipeline weist Parallelen zu Anschlägen auf Nord Stream 1 und 2 auf
Der Druckabfall in der Ostsee-Pipeline war am 8. Oktober gegen 2 Uhr morgens festgestellt worden, woraufhin der Betreiber „Gasgrid Finland“ den Betrieb einstellte. Zunächst hatte es nur geheißen, dass „äußere Ursachen“ für den Druckabfall verantwortlich gewesen seien. Die finnische Küstenwache verstärkte daraufhin ihre Präsenz in der Nähe des Lecks.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigte kurz nach dem Zwischenfall an, dass die Nato künftig weitere Schiffe in der Ostsee stationieren würde, um weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden. Anschläge auf die kritische Energie-Infrastruktur Europas waren nach den Anschlägen auf Nord Stream 1 und 2 im vergangenen Herbst in den Fokus geraten.
Zerstörte Ostsee-Pipeline: Russland widerspricht Anschuldigungen – Nato erhöht Präsenz in Gefahrenzone
Unbekannte hatten am 26. September 2022 Teile der Gas-Pipelines Nordstream 1 und 2 in der Nähe der dänischen Ostseeinsel Bornholm in die Luft gesprengt. Die Spuren führen laut Generalbundesanwaltschaft in die Ukraine, Kiew hat jegliche Verstrickung in den Vorfall stets dementiert. Russland hatte ebenfalls eine mögliche Beteiligung von sich gewiesen.
Auch im Fall der Balticconnector hat der Kreml sich geäußert: „Russland hat mit diesem Vorfall nichts zu tun“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Russland hatte in den vergangenen Monaten Finnland aufgrund dessen Beitritts zur Nato scharf attackiert und den Ton gegenüber seinem europäischen Nachbarn deutlich verschärft. (shh)