SPD-Urgestein Franz Müntefering warnt bei „Maischberger“ vor der AfD – und kritisiert Altkanzler Gerhard Schröder und Rolf Mützenich.
Müntefering attackiert Schröder„Das bringt mich völlig in Rage, das muss ich ehrlich sagen“
Der ehemalige Vizekanzler und SPD-Parteivorsitzende Franz Müntefering hat sich kritisch zu den Positionen von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich geäußert. In der ARD-Talksendung „Maischberger“ warnte Müntefering zudem vor einem Wahlsieg der AfD und appellierte an die anderen Parteien, zusammenzustehen.
„Es wird 2025 sehr darauf ankommen, dass alle demokratischen Parteien sich unterhalten und sagen: Wir werden gemeinsam verhindern, dass diese rechten Neonazis hier in Deutschland Macht gewinnen“, sagte Müntefering. Der SPD-Politiker mahnte: „Die Gefahr ist groß und deshalb muss an der Stelle gekämpft werden“.
Franz Müntefering warnt vor der AfD: „Die Gefahr ist groß“
Der 84-Jährige forderte insbesondere die Menschen seiner Generation auf, bei den kommenden Wahlen ein Zeichen zu setzen: „Wir Alten, wir wissen noch, was werden kann aus solcher Nazizeit, aus solchen Attitüden. Und deshalb müssen wir Alten auch mitkämpfen und auch mitabstimmen, dafür, dass die Demokratie in Deutschland gefestigt bleibt“, so Müntefering. „Diese Welt wird nur bleiben und wir auch in unserer Demokratie, wenn wir wissen, alle Menschen sind gleich viel wert.“
Müntefering, der neben Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger und CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine befragt wurde, äußerte in der ARD-Sendung auch scharfe Kritik an Altkanzler Schröder. „Putin ist ein Verbrecher und das muss man in dieser Deutlichkeit auch sagen. Auch Gerhard Schröder“, erklärte Müntefering.
„Maischberger“: Franz Müntefering kritisiert Gerhard Schröder scharf
Schröder hatte noch in einer kürzlich erschienen Dokumentation beteuert, an seiner Freundschaft zu Kremlchef Wladimir Putin trotz russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine festzuhalten und den Krieg gegen die Ukraine lediglich als „Fehler“ bezeichnet.
„Das bringt mich völlig in Rage, das muss ich ehrlich sagen“, kommentierte Müntefering die Äußerung. „Ich bedauere das sehr, ich kann ihn an der Stelle nicht mehr verstehen“, führte der SPD-Politiker aus. „Wenn man sagt, dass einer wie Putin, der einen Krieg begonnen hat, der Zehntausende Menschen töten lässt, der Frauen vergewaltigen lässt, der Kinder stiehlt und verschleppt – wenn man da sagt, der hat einen Fehler gemacht, ist das zutiefst falsch begriffen.“
Müntefering über Schröder: „Ich kann ihn an der Stelle nicht mehr verstehen“
Kritik äußerte Müntefering unterdessen auch an einer Rede von SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, die für Streit innerhalb der Partei und scharfe Kritik von der Opposition gesorgt hatte. Der Kölner SPD-Politiker Mützenich hatte im Bundestag vom „Einfrieren“ des Krieges gesprochen. Experten zufolge käme das derzeit jedoch einem russischen Sieg gleich.
„Einfrieren ist das falsche Wort“, befand nun auch Müntefering. Die Ukraine müsse für ihr Recht kämpfen können und dabei als Land „wehrfähig“ bleiben. Frieden sei wünschenswert, aber „es darf kein fauler Frieden sein“, so Müntefering.
Heinz Rudolf Kunze stützt Rolf Mützenich
Anderer Meinung war der ebenfalls eingeladene Liedermacher Heinz Rudolf Kunze. „Ich halte diesen Krieg sowieso für die Ukraine nicht für gewinnbar“, erklärte Kunze. „Deswegen sympathisiere ich schon mit der Idee, den Krieg einzufrieren und zu sehen, was man erreichen kann.“ Das „riesige, mächtige Russland“ sei nicht zu besiegen. „Ich fürchte, dass es nicht vorstellbar ist, dass die Ukraine in alten Grenzen bestehen kann“, erklärte Kunze und forderte internationale Friedensbemühungen.
Dort dämpfte wiederum Ischinger die Erwartungen – auch hinsichtlich der China-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). „Unsere Erwartungen, dass China Putin unter Druck setzt, sollten wir möglichst niedrig halten“, erklärte der langjährige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz. „In den chinesischen Köpfen geistert der Gedanke herum: Warum sollen wir einen Partner schwächen, den wir in der langfristigen Auseinandersetzung mit den USA noch gebrauchen können?“
Russlands Krieg gegen die Ukraine: Experten sehen keine „entschärfende Rolle“ Chinas
Auch Journalist Pleitgen erklärte, eine „entschärfende Rolle“ Pekings im russischen Krieg gegen die Ukraine, sei nicht zu erkennen. Der CNN-Korrespondent kritisierte zudem die mangelnde Unterstützung der Ukraine – und verwies auf die aktuellen militärischen Erfolge für Russland. „Jeder weiß, dass Russland noch nicht mal ein ordentliches Auto produzieren kann, aber die produzieren halt wesentlich mehr Artilleriegranaten als der gesamte Westen“, so Pleitgen.
Neben Müntefering, Ischinger und Kunze waren auch die stellvertrende Chefredakteurin von „Table.Briefings“, Helene Bubrowski, sowie der Journalist und Podcaster Kehsrau Behroz in der ARD-Talksendung zu Gast. Neben Russlands Krieg gegen die Ukraine wurde bei „Maischberger“ auch über die Lage im Nahen Osten nach Irans Angriff auf Israel debattiert.