Franz Müntefering schießt scharf gegen ein Wahlplakat des BSW, das auch in Köln zu sehen ist. Auch Oskar Lafontaine bekommt sein Fett weg.
Müntefering attackiert Wagenknecht„Ich muss mich fragen, ob die Frau noch alle Tassen im Schrank hat“
Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat ein Wahlplakat des Bündnis Sahra Wagenknecht scharf kritisiert. Während er noch vor kurzem der Meinung gewesen sei, dass man zunächst „abwarten“ müsse, ob die neue Partei von Sahra Wagenknecht „auf der demokratischen Seite ankommt oder auf der Seite der AfD“, habe sich seine Einschätzung angesichts des Wahlkampfes des BSW nun eklatant geändert, sagte Müntefering.
„Im Moment hängen Plakate zum Wahlkampf. Darauf steht: ‚Krieg oder Frieden? Sie können wählen!‘ Das finde ich so ein unglaubliches Plakat, dass ich wirklich fragen muss, ob die Frau und der oder die, die dahinter sind, ob die noch alle Tassen im Schrank haben“, erklärte Müntefering im Gespräch mit „Spiegel“-Moderator Markus Feldenkirchen.
Franz Müntefering attackiert Wagenknechts BSW: „Das finde ich so ein unglaubliches Plakat“
Der mittlerweile 84 Jahre alte ehemalige SPD-Chef bemängelte, dass bei den BSW-Plakaten so getan werden, als könnte sich der Wähler zwischen Krieg und Frieden entscheiden. „Wie kann man so etwas auf ein Plakat schreiben? So etwas mute ich nicht mal der AfD zu“, kritisierte Müntefering. „Dieses Plakat ist eine wirkliche Zumutung“, fügte er an.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht nutzt auf den aktuellen Europawahl-Plakaten, die auch in Köln und der Region zu sehen sind, tatsächlich den Spruch: „Krieg oder Frieden? Sie haben jetzt die Wahl!“
Einstiger Weggefährte: Franz Müntefering rechnet mit „faulem“ Oskar Lafontaine ab
Auch mit Oskar Lafontaine, dem jetzigen Ehemann von Sahra Wagenknecht und früheren SPD-Politiker, ging Müntefering hart ins Gericht. „Er war faul, das hat mich immer gestört an ihm“, erklärte Müntefering mit Blick auf die frühere Zusammenarbeit in der SPD.
Der Ausstieg Lafontaines schade der SPD unterdessen bis heute, führte der ehemalige Parteichef aus. „Ich war eigentlich nach der 1998-Wahl der Meinung, wir können 15, 20 Jahre regieren. Nach sieben Jahren waren wir am Ende, und das hat im Wesentlichen Lafontaine ausgelöst.“
Müntefering kritisierte zuletzt auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder
Vor seinen jetzigen Aussagen im „Spiegel“ hatte Müntefering sich zuletzt bereits Mitte April bei einem Auftritt in der ARD-Talksendung „Maischberger“ angriffslustig gezeigt und seinen einstigen Weggefährten Gerhard Schröder mit scharfen Worten attackiert.
Dass Schröder unlängst erklärt habe, an seiner Freundschaft zu Kremlchef Wladimir Putin trotz russischer Kriegsverbrechen festzuhalten und Russlands Krieg gegen die Ukraine lediglich als „Fehler“ bezeichnet hatte, bringe ihn „völlig in Rage“, hatte Müntefering erklärt. „Putin ist ein Verbrecher und das muss man in dieser Deutlichkeit auch sagen. Auch Gerhard Schröder.“
Kanzler-Frage in der SPD: Olaf Scholz oder Boris Pistorius?
Während Müntefering zuletzt offene Kritik an der politischen Konkurrenz und einstigen SPD-Weggefährten äußerte, betrachtet der ehemalige Parteichef die Frage der SPD-Kanzlerkandidatur als offen. Es sei parteiintern „noch nicht beantwortet“, wer 2025 zur Bundestagswahl als Spitzenkandidat aufgestellt wird, sagte Müntefering. Genannt wird neben Amtsinhaber Olaf Scholz vor allem immer wieder Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Zu Pistorius sagte Müntefering, dieser mache „einen guten Job“ und sei ein „lebensnaher Typ“. Man solle aber auch nicht geringschätzen, welche Leistung Scholz im Kanzleramt vollbringe. „Der Job von Olaf ist nicht leicht, er ist der, der ausgleichen muss“, sagte der frühere Parteichef. Er wolle hier nicht spekulieren, „in gar keine Richtung“, sagte Müntefering weiter.
So eine gewichtige Entscheidung, wer als Kanzlerkandidat ins Rennen geht, werde nicht einfach so verkündet, sondern „das sind Prozesse, die sich in den Parteien abspielen“. Auch in der SPD werde darüber gesprochen und „dann wird man sehen, zu welchem Ergebnis man kommt“. (mit afp)