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Sorge vor Gas-StoppMoskau könnte Lieferungen bald einstellen – „Preisexplosion droht“

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Nord Stream 1 (Archiv)

Am 11. Juli starten die jährlichen Wartungsarbeiten an der Leitung von Nord Stream 1.

Köln/Berlin – In Deutschland wächst die Sorge um die Sicherheit der Gasversorgung. Sowohl der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, als auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schlossen am Wochenende nicht mehr aus, dass Russland die Gaslieferung komplett einstellt.

Habeck sagte, niemand könne wissen, ob Russlands Präsident Wladimir Putin den Hahn wirklich zudreht. Er sprach von einer „quasi wirtschaftskriegerischen Auseinandersetzung“ und warnte vor einer „Preisexplosion“. Russland hatte die Lieferung durch die wichtigste Pipeline Nord Stream 1 nach und nach gedrosselt auf inzwischen 40 Prozent der Maximalleistung.

Am 11. Juli starten die jährlichen Wartungsarbeiten an der Leitung, währenddessen dann in der Regel zehn Tage lang gar kein Gas fließt. Die Befürchtung ist, dass Russland die Lieferungen nicht mehr aufnimmt. Diese Sorge äußerte auch die Bundesnetzagentur. Sie rief dazu auf, so viel Gas wie möglich zu sparen.

„Die Versorgung vieler Haushalte wäre nicht mehr sicher“

Die Stadtwerke könnten wegen der hohen Preise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, was ebenfalls die Versorgungssicherheit gefährden würde. Der Druck nehme jedem Tag zu, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, der Deutschen Presse-Agentur. Gäben die Stadtwerke die stark steigenden Preise weiter, wären viele Haushalte finanziell überfordert. Wenn sie sie nicht weitergeben, dann könnten viele kommunale Versorger in die Insolvenz rutschen, warnte er. „Die Versorgung vieler Haushalte wäre nicht mehr sicher“.

Auch Köln ist größtenteils von der Versorgung mit Gas abhängig. Vor allem die Kölner Innenstadt und Deutz versorgt die Rhein-Energie mit Fernwärme. Bei niedrigen Gaseinfuhren werden die Kölner Kraftwerke Wärme liefern können, das sehen die Notfallpläne vor. Fällt die Gasversorgung aber komplett aus, „dann ist Köln kalt“, heißt es im Umfeld des Energieversorgers.

Hohe Energiepreise treffen immer mehr Haushalte mit höherem Einkommen

Inzwischen gibt rund ein Viertel der Haushalte mehr als zehn Prozent des Nettoeinkommens für Energie aus. Das zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. 2021 seien es nur 14,5 Prozent der Haushalte gewesen. Die hohen Preise würden „längst nicht mehr nur Haushalte mit niedrigerem Einkommen“ zu Belastung, so das Institut.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) stellte am Sonntag staatliche Stützungsmaßnahmen für in Not geratene Gasversorger in Aussicht. Staatliche Kredite an Versorger trügen bereits jetzt dazu bei, „dass die Preise noch nicht durchgeschlagen sind“, sagte Scholz im Interview mit der ARD. Mit Blick auf den in Not geratenen größten deutschen Gasimporteur Uniper sagte Scholz: „Wir prüfen jetzt mit dem Unternehmen zusammen, was man tun kann.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach sich für weitere Entlastungen der Bevölkerung aus. (mit dpa)