US-Präsident Joe Biden hat mit dem Nato-Gipfel in Washington alle Hände voll zu tun. Nun meldet sich auch Hollywood zu Wort.
Gastbeitrag in der „New York Times“George Clooney fordert US-Präsident zum Rückzug auf – „Ich liebe Joe Biden. Aber...“
Es wird nicht ruhiger. Eher noch ist das Gegenteil der Fall. In der Debatte um US-Präsident Joe Bidens geistige Fitness verhallen die kritischen Stimmen in seiner Partei nicht. Mit Michael Bennet hat erstmals ein Demokrat im US-Senat öffentlich deutliche Zweifel an den Erfolgschancen Bidens im Rennen um das Weiße Haus geäußert.
Und jetzt kommen auch klare Worte aus Hollywood: Schauspieler George Clooney, der ein großer Unterstützer der Demokraten ist, hat sich in einem Gastbeitrag in der „New York Times“ öffentlich gegen den 81-Jährigen gewandt.
Clooney ist einer der wichtigsten Spendensammler für die US-Demokraten. In seinem Beitrag hat er Präsident Biden nun aufgefordert, sich aus dem Wahlkampf für eine zweite Amtszeit zurückzuziehen. „Führende Demokraten (...) Senatoren, Abgeordnete und andere Kandidaten, die im November verlieren könnten, müssen diesen Präsidenten bitten, freiwillig zurückzutreten“, schrieb Clooney in dem am Mittwoch veröffentlichten Gastbeitrag für die „New York Times“.
Biden steht seit seinem desaströsen Auftritt beim TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump stark unter Druck.
Joe Biden: George Clooney fordert US-Präsident zum Rücktritt auf
„Ich bin ein lebenslanger Demokrat; dafür entschuldige ich mich nicht“, schrieb der Schauspieler George Clooney weiter. „Ich liebe Joe Biden. Als Senator. Als Vizepräsident und als Präsident“, so der Hollywood-Star. Aber eine Schlacht, die er nicht gewinnen könne, sei der Kampf gegen die Zeit. Wegen Trump sei die Partei so verängstigt, dass sie die Warnsignale ignoriert habe. Deshalb brauche es nun einen neuen Kandidaten.
Clooney hatte erst vor wenigen Wochen bei einer Wahlkampfveranstaltung mit anderen Stars wie Julia Roberts oder Barbra Streisand Millionen-Spenden für Bidens Wahlkampf in Los Angeles gesammelt. Biden war damals vom G7-Gipfel in Italien direkt nach Hollywood gereist, um an dem glamourösen Event teilzunehmen.
Joe Biden: Ist er er noch der richtige Präsidentschaftskandidat?
In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen Alters der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahl im November ist. Biden muss sich seit seinem TV-Debakel gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump zunehmend Fragen zu seiner geistigen Fitness gefallen lassen. Aktuell versucht Biden als Gastgeber beim wichtigen Nato-Gipfel in Washington zu punkten und sich als Anführer des Verteidigungsbündnisses zu präsentieren.
Senator Bennet warnte beim Sender CNN vor einem Erdrutschsieg, bei dem die Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses bekämen. Bei der Wahl im November steht nicht nur das Präsidentenamt zur Abstimmung, sondern auch alle Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat. „Ich glaube, dass Donald Trump auf dem besten Weg ist, diese Wahl zu gewinnen“, sagte Bennet.
Bennet schloss sich auf Nachfrage zwar nicht den direkten Rückzugsforderungen an, die einige Demokraten aus der anderen Parlamentskammer, dem Repräsentantenhaus, in den vergangenen Tagen öffentlich gemacht haben. Seine Worte waren dennoch ungewöhnlich drastisch. „Es ist eine moralische Frage über die Zukunft unseres Landes“, sagte er.
Biden-Vertraute Pelosi reagiert ausweichend in TV-Interview
Auch die Biden-Vertraute und demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi machte mit einem TV-Interview von sich reden, in dem sie sich weigerte, sich klar hinter Biden als Präsidentschaftskandidat zu stellen. „Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert“, sagte sie. „Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp.“ Auf den Hinweis des Moderators, dass Biden sich ja offenbar schon entschieden habe, im Rennen zu bleiben, reagierte die 84-Jährige ausweichend.
Im US-Kongress ist nach einer Pause wieder Sitzungswoche. Das heißt, die Parlamentarier der Demokraten sind alle in der US-Hauptstadt versammelt. Reguläre Fraktionssitzungen im Kongress werden in der Regel zu Krisensitzungen über Bidens politische Zukunft. Beobachter hatten erwartet, dass nun schnell der Damm brechen könnte - also eine kritische Masse an Abgeordneten und Senatoren sich verbündet und offen gegen Biden stellt. Passiert ist das bisher nicht. Die kritischen Stimmen sind aber nicht verstimmt - in der Partei herrscht weiter große Unruhe. (dpa, tis)