Am Sonntag war Sahra Wagenknecht erneut in einer Talkshow zu Gast. Bei „Caren Miosga“ teilte die BSW-Chefin aus. Nun folgen die Reaktionen.
„Putins Pressesprecherin“ und „Lügen“Grüne attackieren Wagenknecht nach Aussagen über Höcke-Erfolg in ARD-Talkshow
Dass der Auftritt von Sahra Wagenknecht in der ARD-Sendung „Caren Miosga“ vom Sonntagabend nicht ohne Reaktion bleiben würden, war nach harten Worten der Parteichefin des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) über die Grünen absehbar. Nun hat Grünen-Chefin Ricarda Lang sich zu Wagenknechts Auftritt geäußert – und dabei nicht mit deutlicher Kritik gespart.
„Die Verharmlosung rechtsextremer Parteien, die Verächtlichmachung von demokratischen Mitbewerbern, das Schüren von Ängsten und Wut – Putins Pressesprecherin leistet hier ganze Arbeit“, schrieb Lang über einen Ausschnitt aus der ARD-Sendung.
Ricarda Lang kontert Grünen-Kritik: „Sahra Wagenknecht lügt schamlos“
„Die Grünen haben in den letzten Jahren extremen Schaden angerichtet“, hatte Wagenknecht dort erklärt und die Ampel-Partei für hohe Energiepreise, mehr Insolvenzen und Abwanderungsgedanken bei Unternehmen verantwortlich gemacht. „Ich glaube, die Partei, die am meisten Anteil daran hat, dass Herr Höcke bei der letzten Landtagswahl in Thüringen über 30 Prozent bekommen hat und die AfD in Sachsen auch, das sind die Grünen“, fügte Wagenknecht an.
Die Worte hatten bereits für einen Einspruch von Moderatorin Caren Miosga gesorgt, die anmerkte, so würde man demokratische Parteien „verächtlich“ machen. Wagenknecht widersprach, es gehe um eine Auseinandersetzung damit, dass „wir eine Politik im Land haben, die am Ende die Menschen so wütend macht, so empört, so in die Verzweiflung treibt“, sagte die BSW-Chefin, ehe Miosga erneut insistierte – und wissen wollte, ob Wagenknecht die Wut der Menschen nicht selbst befeuern würde. „Ich schüre keine Wut, ich drücke aus, was viele Menschen denken“, entgegnete Wagenknecht.
Grüne vs. Wagenknecht: „Putins Pressesprecherin“ und „Radio Moskau“
Grünen-Chefin Lang beließ es am Montag unterdessen nicht bei ihrer ersten Wortmeldung auf X, sondern legte noch einmal nach. „Sahra Wagenknecht lügt schamlos und sie weiß, dass sie lügt, tut es bewusst und instrumentell“, schrieb Lang in einem weiteren Beitrag in dem sozialen Netzwerk. „Diesen Lügen muss viel stärker widersprochen werden.“
Zuletzt war der Ton zwischen Grünen und BSW immer rauer geworden. Nachdem Vizekanzler Robert Habeck bei einer Veranstaltung nach der Landtagswahl in Sachsen angedeutet hatte, dass „im Unterschied zu AfD und BSW“ in der Bundesregierung niemand „gekauft“ sei, drohte die Wagenknecht-Partei mit juristischen Konsequenzen für Habeck.
Viel Kritik, aber auch Lob für ARD-Sendung von Caren Miosga
Am Montag meldeten sich unterdessen weitere Grüne zu Wort – und attackierten Sahra Wagenknecht. „Radio Moskau. Und die faulste Abgeordnete – in einer Person“, schrieb die ehemalige Verbraucherministerin Renate Künast bei X über die Aussagen der BSW-Chefin zu den Grünen und dem Erfolg von Björn Höcke.
Die Talksendung vom Sonntagabend sorgte derweil auch abseits der Streitigkeiten zwischen BSW und Grünen für gemischte Reaktionen. So bemängelte BSW-Politiker John Lucas Dittrich, „zwei Männer und eine ‚Moderatorin‘“ hätten auf Sahra Wagenknecht „eingeprügelt“. Die Parteichefin habe jedoch trotzdem „haushoch“ gewonnen, so Wagenknechts Parteikollege.
„Miosga scheint mir mit diesem Format überfordert“
Anders bewertete unterdessen der Sicherheitsexperte und Politik-Professor an der Universität der Bundeswehr, Carlo Masala, die Sendung. „Miosga ist gut!“, schrieb Masala bei X – und verwies auf eine Bemerkung der Moderatorin darüber, dass niemand sich erinnern könne, Wagenknecht jemals beim Besuch einer sozialen Einrichtung gesehen zu haben. „Und jetzt wird Frau Wagenknecht etwas ungehalten“, kommentierte Masala die ausweichende Reaktion der BSW-Politikerin.
Es wurde allerdings auch viel Kritik an der Interviewführung Miosgas laut. „Miosga scheint mir mit diesem Format überfordert“, befand der Politikwissenschaftler Andreas Püttmann. Sie habe „zu wenig Biss“ und „zu wenig Substanz im Hintergrund“, lautete sein Urteil weiter.
Kritik an häufigen Talkshow-Einladungen von Sahra Wagenknecht
Dass Wagenknecht überhaupt erneut in einer Talkshow der öffentlich-rechtlichen Sender zu Gast war, führte ebenfalls zu reichlich Missbilligung – sowohl im Netz als auch in der Presse. „Dass die ARD-Talkshows der BSW-Gründerin eine noch größere Bühne bieten könnten als bisher, schien ausgeschlossen“, befand die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in einem Bericht zur Sendung. „Doch dann kam Caren Miosga auf die Idee, Wagenknechts Rhetorik in deren Anwesenheit zu entlarven. Es ging dramatisch schief“, hieß es dort weiter.
Wagenknecht steht für ihre Äußerungen, insbesondere zu Russlands Krieg gegen die Ukraine, immer wieder in der Kritik. Politikwissenschaftler und Experten attestieren ihr oftmals eine prorussische Haltung. „Nach meiner Beobachtung kopiert Wagenknecht Trump“, hatte der Kölner Politikwissenschaftler Thomas Jäger im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits Anfang Juli kritisiert.
Wie Trump wiegele Wagenknecht die Leute „im Zorn auf die Regierung“ auf, erklärte Jäger, der auch die Öffentlich-Rechtlichen kritisierte: „Da sehe ich die Parallele zu Trump, der ohne Twitter kein Publikum gefunden hätte. Wagenknecht hat letztlich über die Talkshows in ARD und ZDF eine Marke aufbauen können“, erklärte Jäger.