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„Nicht hinnehmbar“Keine eindeutige Hamas-Verurteilung – Israel ist verärgert über den Papst

Lesezeit 3 Minuten
15.10.2023, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus winkt während des Angelus-Mittagsgebets aus dem Fenster seines Studios. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Papst Franziskus winkt während des Angelus-Mittagsgebets aus dem Fenster seines Studios am Sonntag (15. Oktober). Der Papst ruft auch Israel zum Frieden auf.

Der Vatikan verurteilt den Terror der Hamas, ruft aber in einem Atemzug zum Stopp des Blutvergießens in Gaza auf.

Der Papst hat bereits mehrfach die Freilassung der israelischen Geiseln gefordert. Am vergangenen Mittwoch hatte Franziskus bei der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom gesagt: „Ich bitte darum, dass die Geiseln sofort freigelassen werden“. Er bete für die Familien, die „mit ansehen mussten, wie ein Tag des Feierns zu einem Tag der Trauer wurde.“ Er betonte bei dieser Gelegenheit auch, dass Israel das Recht habe, sich zu verteidigen.

Gleichzeitig sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche aber auch: „Aber ich bin sehr besorgt über die totale Belagerung, unter der die Palästinenser im Gazastreifen leben.“ Er ermahnte alle Parteien zur Wiederherstellung des Friedens.

Ähnlich äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin einige Tage später. Er verurteilte die Anschläge der Terroristen als „unmenschlich“. Der Heilige Stuhl bringe seine „uneingeschränkte und entschiedene Verurteilung“ zum Ausdruck. Dennoch müsse die „Verhältnismäßigkeit“ gewahrt werden und es müsse wieder Vernunft walten und die „Logik des Hasses“ beendet werden. Gewalt sei keine Lösung.

Auch Papst Franziskus ließ am Sonntag (15. Oktober) über seinen Twitter-Account mitteilen, das Blutvergießen müsse beendet werden, auch in Gaza. Krieg sei immer eine Niederlage.

Der israelischen Regierung gehen solche Verurteilungen nicht weit genug. Immerhin verwendete Parolin in dem Interview die Formulierung „Terroranschlag der Hamas“. Dennoch findet Israel, der Papst müsste Ursache und Wirkung viel stärker benennen. Und wie Israel sein Existenzrecht verteidigen soll ohne Gewaltanwendung, ist dortigen Politikern wohl auch unklar.

Israelischer Außenminister Eli Cohen beschwert sich beim Vatikan

Die Verärgerung ist so groß, dass Außenminister Eli Cohen sich bei seinem vatikanischen Amtskollegen Paul Gallagher beschwerte. Sein Land erwarte vom Vatikan eine „klare und unzweideutige Verurteilung der mörderischen Terrorakte der Hamas-Terroristen, die Frauen, Kinder und alte Menschen allein deshalb umgebracht haben, weil sie Juden und Israelis waren“, so Cohen laut einem Sprecher. Cohen sagte, es sei „nicht hinnehmbar, dass eine Stellungnahme herausgegeben wird, die vor allem Sorge um die Zivilbevölkerung in Gaza enthält, während Israel 1.300 Menschen zu Grabe trägt, die ermordet wurden.“

Man sei irritiert, dass eine Terrororganisation im gleichen Atemzug mit der Demokratie Israel genannt werde. Die Erklärungen des Vatikan seinen „extrem frustrierend und enttäuschend“, hatte es schon vorige Woche geheißen. Auch, dass der Papst explizit nicht den Religionsmissbrauch der Hamas angeprangert hatte, kam nicht gut an.

Kardinal bietet sich im Austausch gegen Hamas-Geiseln an

Auch der Jerusalemer Patriarch Pierbattista Pizzaballa distanzierte sich mittlerweile von den Stellungnahmen seiner eigenen Kirche. „Auch ich bin irritiert. Um es klar zu sagen: Die Hamas hat barbarische Akte in Israel angerichtet“, sagte der Kardinal am Montag bei einer von Rom aus organisierten Online-Pressekonferenz.

Pizzaballa ging am Montag noch einen Schritt weiter und bot sich der Hamas im Austausch gegen israelische Geiseln an. „Wenn so Kinder freikommen und nach Hause kehren können, wäre das kein Problem“, so der Lateinische Patriarch. (cme, mit kna)