Der Papst setzt die Denunziation demokratischer Prinzipien im Sinne eines negativen Erwartungsmanagements ein.
Kommentar zur WeltsynodePapst Franziskus dämpft Reformerwartungen
Allen, die sich von der Weltsynode in Rom durchgreifende Reformen in der katholischen Kirche erhoffen oder sie alternativ befürchten sollten, hat Papst Franziskus gleich zu Beginn der Beratungen den Stecker gezogen. Die Synode solle ein geistliches Ereignis sein, bei dem die Teilnehmenden in sich hineinhorchen, geschwisterlich aufeinander hören und in ihrem Austausch eines partout vermeiden: polarisiertes Parlamentarisieren.
Mit dieser Denunziation demokratischer Prinzipien, zur Synode eingesetzt als negatives Erwartungsmanagement, bleibt Franziskus sich treu. Sie ist aber so ungeschichtlich wie lebensfremd.
Ideologische Kämpfe werden im Vatikan mit unverminderter Schärfe ausgetragen
Auch in der katholischen Kirche wurden Meinungsverschiedenheiten und sogar zentrale Glaubensfragen durch Mehrheitsvoten und Kampfabstimmungen entschieden. Die tiefen, teils unüberbrückbaren Differenzen über den künftigen Kurs der Kirche sind offenkundig. Sie verschwinden nicht, nur weil der Papst zur Eintracht mahnt und „ideologische Kämpfe“ aus der Synodenaula hinausspiritualisieren will. Schon ein paar Meter weiter, im Vatikan, werden sie mit unverminderter Schärfe ausgetragen.
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Das Programmwort „mehr Barmherzigkeit“ klingt nur aufs erste Hören gut
Fromme Worte und Betulichkeit sind keine Antworten auf Fragen, die an die Existenzberechtigung der Kirche rühren: Will sie eine Institution sein, die auf der Seite der Gerechtigkeit, der Humanität und damit einer besseren Welt steht? Nimmt sie die Freiheit der Menschen ernst? Lässt sie sich dafür von ihnen in Dienst nehmen – oder will sie ihnen sagen, wo es langgeht?
Das Programmwort des Papstes für die Synode „mehr Barmherzigkeit“ klingt nur aufs erste Hören gut. In Lehre und Praxis der Kirche hat sich dahinter oft ein Gestus der Herablassung und Abwertung verborgen. Selbstreinigung der Kirche muss daher mehr umfassen als stilistische Retuschen.