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„Habe mein Wort gegeben“Klima-Aktivisten stören Konzert von Staatsorchester – viel Zuspruch für Dirigenten

Lesezeit 3 Minuten
Dirigent Vladimir Jurowski (r.), hier bei einem Konzert in London 2014, hat bei einem Konzert in Luzern gelassen auf Störungen durch Klima-Aktivisten reagiert, das brachte ihm viel Zuspruch.

Dirigent Vladimir Jurowski (r.), hier bei einem Konzert in London 2014, hat bei einem Konzert in Luzern gelassen auf Störungen durch Klima-Aktivisten reagiert, das brachte ihm viel Zuspruch.

Staatsoper-Dirigent Vladimir Jurowski reagierte überraschend auf eine Protest-Aktion. Im Konzertsaal gab es Buh-Rufe und Applaus zugleich.

Bei einem Konzert der Bayerischen Staatsoper in Luzern (Schweiz) haben Klima-Aktivisten die Bühne gestürmt, um ihre Forderungen öffentlich zu machen. Während es aus dem Publikum Buh-Rufe und wütende Schreie gab, reagierte Staatsoper-Dirigent Vladimir Jurowski gelassen auf die Störung – und erntete viel Zuspruch für seinen Umgang mit dem Klima-Protest.

Polizeieinsatz in Luzern: Klima-Aktivisten stören Konzert von Bayerischer Staatsoper

Wie auch die Polizei in Luzern mitteilte, ereignete sich der Vorfall beim Gastkonzert der Bayerischen Staatsoper im Kultur- und Kongresszentrum Luzern am Freitagabend (8. September). Eine Aktivistin und ein Aktivist der Klima-Gruppe „Renovate Switzerland“ stürmten demnach die Bühne, versuchten sich am Pult des Dirigenten festzukleben und riefen dem Konzert-Publikum ihre Forderungen entgegen. Laut Polizei wurden die Personen abgeführt, gegen sie wird wegen Hausfriedensbruch und Nötigung ermittelt.

Zuvor gab es aber einen ungewöhnlicheren Austausch zwischen den Aktivisten und dem Staatsoper-Dirigenten: In einem von der Klima-Gruppe geteilten Video im Netzwerk X (Twitter) ist zu sehen, wie sich Jurowski mit den Aktivisten unterhält und offenbar auf einen Deal einlässt.

Jurowski widmete sich dann dem Konzertpublikum und erklärte: „Wir haben eine Abmachung getroffen. Die jungen Menschen sagen ihr Wort jetzt, wir hören alle zu, ohne zu kommentieren, ich habe es ihnen versprochen, mein Ehrenwort gegeben, dass nicht kommentiert wird“. Jurowksi sagte, er wolle den Klima-Aktivisten die Bühne überlassen und dann das Konzert fortsetzen. Daraufhin brandete Applaus unter dem Konzert-Publikum auf, auch die Klima-Aktivisten sind sichtlich begeistert von Jurowskis Ansprache und schütteln ihm die Hand.

Als die Aktivistin anfing zu sprechen, und sich dafür entschuldigte, dass sie das Konzert unterbrechen müsse, weil es „einen Klima-Notstand“ gäbe, gab es aber auch vereinzelte Zwischenrufe. Erneut war es in dieser Szene Dirigent Vladimir Jurowski, der das Publikum aufforderte, still zu sein. Anderenfalls würde er das Konzert abbrechen und die Bühne verlassen: „Hört auf, lasst sie reden. Wenn Sie sie nicht ausreden lassen, dann habe ich mein Wort gebrochen“, warf er dem vereinzelt schimpfenden Publikum entgegen. Erneut Applaus vom restlichen Publikum, und auch von den Klima-Aktivisten.

Klima-Aktivsten stören Konzert in Luzern: Zuspruch und Kritik nach Protest-Aktion

„Wir bedauern sehr, dass das Konzert durch zwei Klima-Aktivisten überraschend unterbrochen wurde. Grundsätzlich verstehen wir, dass man sich für die Anliegen der Natur einsetzt. Für die Art und Weise allerdings, wie die Aktivisten agierten, haben wir überhaupt kein Verständnis. Sie haben unsere Besuchenden sowie die Künstlerinnen und Künstler gestört“, wird der Festspielchef Michael Haefliger im „BR“ zitiert. Auch durch die Gelassenheit von Juranowski sei es aber gelungen, dass die Aktivisten nicht gewaltsam aus dem Konzertsaal befördert werden mussten. Das Konzert wurde nach vierminütiger Unterbrechung fortgesetzt.

In den sozialen Netzwerken gab es einige Kritik für die Klima-Aktivisten, auch viel Zuspruch für die Aktion und insbesondere den gelassenen Umgang von Dirigent Jurowski. So kommentierte etwa Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands: „Ungeheuer stark“. „Wow, ein Mensch mit Rückgrat. Liebe Kunstschaffenden, habt Mut und tut es ihm gleich“, schrieb ein weiterer User. Ein Nutzer mutmaßte sogar, dass das Konzert wegen Jurowskis Handlungen schneller fortgesetzt wurde: „Hat er gut gemacht und sie hat deswegen den Kleber wieder in die Tasche getan.“

Ob die kurzzeitige Konzert-Blockade ein Nachspiel für die Klima-Aktivisten haben wird, ist noch unklar. Die Klima-Gruppe „Renovate Switzerland“ hat nach eigenen Angaben mehr als 90.000 Unterstützerinnen und Untersützer. Die in der Schweiz ansässige Gruppe setzt sich gegen die Klima-Krise ein und fordert schärfere Maßnahmen von der Politik. Sie fordert unter anderem einen Notfallplan zur thermischen Sanierung aller Gebäude bis 2023.