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TeilmobilmachungBrutales Eingreifen gegen Proteste – Rostige Gewehre für Reservisten

Lesezeit 3 Minuten
Protest Russland ap 240922

Russische Polizisten nehmen einen Teilnehmer von Anti-Kriegs-Protesten in St. Petersburg in Gewahrsam.

Moskau/St. Petersburg – Die Teilmobilmachung in Russland hat auch am Samstag zu Protesten und Fluchtversuchen bei der russischen Bevölkerung geführt. In sozialen Netzwerken kursierten unterdessen erneut Berichte über die mangelhafte Ausrüstung und Ausbildung der eingezogenen Wehrpflichtigen.

Bei den Protesten gegen die von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Teilmobilmachung sind bis zum Samstag mehr als 700 Menschen festgenommen worden. Das Menschenrechtsportal ovd.info berichtete am Abend in Moskau von landesweit 747 Festnahmen in insgesamt 32 Städten. Es handele sich nur um die namentlich bekannten Männer und Frauen, in Gewahrsam könnten noch deutlich mehr Menschen sein, hieß es. Allein für die russische Hauptstadt Moskau wurden mindestens 380 Festnahmen angegeben - und für St. Petersburg 125.

Teilmobilmachung in Russland: Polizei geht brutal gegen Proteste vor

Die russische Polizei ging derweil teils brutal gegen Teilnehmer der von den Behörden verbotenen Anti-Kriegs-Proteste vor. Aus St. Petersburg wurden in sozialen Netzwerken Videos veröffentlicht, die zeigten, wie Männer in Kampfuniform und mit Helm auf Demonstranten einknüppelten.

Das Portal ovd.info berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, dass die Sicherheitskräfte Elektroschocker einsetzten. Fotos belegen unterdessen, dass manche der Polizisten das „Z“-Symbol auf dem Helm trugen, das als Unterstützungszeichen für den Krieg gegen die Ukraine gilt.

Russische Behörden haben unterdessen erstmals eine „erhebliche“ Zunahme an aus Russland kommenden Autos an der Grenze zu Georgien bestätigt. „Es gibt einen erheblichen Andrang privater Fahrzeuge“, erklärte das Innenministerium der russischen Grenzregion Nordossetien am Samstag.

Flucht vor Mobilmachung: Lange Staus an Grenzübergängen

Demnach warteten „um die 2300“ Fahrzeuge darauf, einen Grenzübergang zu passieren. Das Ministerium rief die Menschen dazu auf, Reisen in Richtung Georgien zu unterlassen. Bereits in den letzten Tagen war es zu langen Staus an Grenzübergängen zu russischen Nachbarländern gekommen.

Während die einen probieren, der Teilmobilmachung zu entgehen, sorgten am Samstag Fotos und Videos für Wirbel, die offenbar die Kampfausrüstung von russischen Wehrpflichtigen zeigen. Auf den Aufnahmen sind erheblich verrostete AK-47-Sturmgewehre zu sehen. „Bellingcat“-Journalist Christo Grosew veröffentlichte die Bilder auf Twitter.

Teilmobilmachung: Russische Reservisten bekommen rostige Gewehre

Andere Aufnahmen zeigten Schlägereien zwischen gerade rekrutierten russischen Männern und Sicherheitsbehörden. Die Wehrpflichtigen hätten die Polizisten aufgefordert, „mit ihnen in den Schützengräben zu sterben“, berichtete Reuters-Reporter Jake Cordell auf Twitter.

Die Teilmobilmachung hatte bereits seit Mittwoch in Russland für viele Proteste, aber auch für Zweifel an der Tauglichkeit der Wehrpflichtigen gesorgt. Kremlchef Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die dort noch besetzten Gebiete zu halten.

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Putin hatte zuvor – sieben Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine – die Teilmobilmachung seiner Armee mit einer zunächst verschobenen TV-Ansprache bekannt gegeben. (mit dpa/afp)