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Antrag im LandtagCDU und Grüne wollen Digitalisierung in NRW-Tierheimen stärken

Lesezeit 4 Minuten
Eine Katze steht auf einer gelben Ablage im Tierheim.

Tierheime brauchen nicht nur mehr Kapazitäten, sondern auch zeitgemäße digitale Ausstattung.

In vielen Tierheimen mangelt es nicht nur an Platz, sondern auch an digitaler Ausstattung. Warum sich das ändern muss – und was die Tiere davon haben.

Hundegebell schallt durch die Gänge, Katzenaugen blitzen aus dunklen Ecken hervor und Käfigtüren klappern, während Wellensittiche von einem Gitter zum anderen fliegen. In einem Büro stapeln sich Akten, irgendwo piept ein überholter Computer. Während in NRWs Tierheimen ständig neue Tiere aufgenommen werden, bleibt die Verwaltung oftmals veraltet. Das wollen die Grünen und die CDU nun ändern.

Denn Tierheime werden zum Teil von den Kommunen finanziert, die Abrechnung beispielsweise läuft über ein Computersystem. Und ist der PC zu langsam oder sind die Mitarbeiter nicht fit im Umgang mit der Technologie, geht wertvolle Zeit verloren. Eine zeitgemäße IT-Ausstattung hilft also, Kosten zu sparen und kommt obendrein den Tieren zugute: Die Tierheimmitarbeiter haben nicht nur mehr Zeit für deren Versorgung, sondern können mit einer modernen Software Neuankömmlinge beispielsweise leichter aufnehmen.

Am kommenden Mittwoch, 26. März, will Schwarz-Grün den Antrag im Landtag besprechen. Er sieht vor, dass Tierheime künftig auch im Bereich der IT finanziell stärker unterstützt werden.

In Tierheimen fehlt es an Hardware und Software

Dass es in Deutschland an Digitalisierung mangelt, ist nicht neu. Auch Tierheime leiden darunter. „Die Herausforderungen in diesem Bereich sind riesig“, sagt der Kölner Tierarzt und Vizepräsident des Landestierschutzverbandes NRW, Ralf Unna. In etwa 90 Prozent der NRW-Tierheime gebe es in der Regel keine ordentliche IT, schätzt der Tierarzt.

In einem Behandlungszimmer einer Tierarztpraxis steht Tierarzt Ralf Unna.

Die Digitalisierung in Tierheimen steht laut Tierarzt Ralf Unna großen Herausforderungen gegenüber.

Laut Unna gebe es Probleme damit, die Kosten für die Betreuung der Tiere abzurechnen. Das liegt vor allem an der Software Teo, die die Tierheime dafür nutzen. „Viele Mitarbeiter sind nicht so computeraffin“, sagt der Tierarzt. Deshalb müssten nicht nur veraltete Software und Systeme erneuert, sondern auch Mitarbeiter geschult werden. 

Die PC-Ausstattung ist teilweise 10 bis 15 Jahre alt
Norwich Rüße, Sprecher für Landwirtschaft, Tierschutz und Verbraucherschutz der Landtagsfraktion der Grünen

CDU und Grünen wollen mit ihrem Antrag Abhilfe schaffen. So möchten die beiden Fraktionen Weiterbildungen und eine zeitgemäße IT-Ausstattung ermöglichen, heißt es in dem Antrag. Grundlage dafür ist das Programm zur „Förderung baulicher Maßnah­men von Tierheimen“. Damit beteiligt sich das Land NRW anteilig an den Kosten, die rund um die Versorgung und Inobhutnahme von Tieren entstehen.

Daran soll nun auch die digitale Ausstattung geknüpft werden, sagt Norwich Rüße, Sprecher für Landwirtschaft, Tierschutz und Verbraucherschutz der Landtagsfraktion der Grünen. „Die PC-Ausstattung ist teilweise 10 bis 15 Jahre alt“, sagt er. Gerade kleinere und ländlicher gelegene Tierheime stehen hier vor besonderen Herausforderungen, weil hier besonders häufig Ehrenamtliche tätig sind, die oft keine Kapazitäten für Schulungen und Sonderaufgaben hätten.

Wir wünschen uns ein Verbot für den Online-Handel mit Tieren
Sylvia Hemmerling, Pressesprecherin des Tierheims Köln-Dellbrück

Problematisch ist auch, abgesehen von fehlender Digitalisierung, dass viele Tierheime weiterhin ausgelastet sind. „Tiere, die während Corona oftmals über Online-Händler erworben wurden, landen massenhaft in den Tierheimen NRWs“, erläutert Unna.

Dass das zu Schwierigkeiten führt, merkt man auch im Tierheim Köln-Dellbrück. „Wir haben sehr viele Hunde hier, die sich die Menschen während der Pandemie, meist aus Langeweile, angeschafft haben“, sagt Sylvia Hemmerling, die vor Ort für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Wir wünschen uns ein Verbot für den Online-Handel mit Tieren. Denn das ist das Hauptproblem.“ Laut Hemmerling kaufen viele Menschen ihre Tiere auf Internetplattformen wie Ebay und bringen sie ins Tierheim, sobald sie überfordert sind.

Lösungsvorschläge liegen beim Bund

Die Grünen und die CDU sehen es ähnlich. Tiere aus „dubiosen Onlinege­schäften“ kämen nicht selten bereits krank und durch „schlechte Haltung gezeichnet“ bei neuen Haltern an. Bereits 2024 sei, um Auswirkungen des Online-Handels einzudämmen, eine Bundesinitiative beschlossen worden, heißt es in dem Antrag. „Die liegt beim Bund. Als Land können wir da nicht viel machen“, sagt Rüße.

Zwei Hunde stehen in einem Tierheimkäfig.

Viele Hunde, die sich Menschen während der Coronapandemie zugelegt haben, werden wieder ins Tierheim gebracht.

Ähnlich sehe es bei einer länderübergreifenden Datenbank aus, die unter anderem Informationen über Tierhaltungs- und Betreuungsverbote beinhalten soll. „Auch da muss der Bund sich drum kümmern. Und alle Länder müssen mitziehen. Das ist nicht immer so einfach umzusetzen.“

Einheitliche Kostenregelung würde Tierheimen helfen

Neben den Nachwirkungen der Pandemie macht auch die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland den Heimen zu schaffen. Gestiegene Kosten, beispielsweise für Energie und medizinische Behandlungen, stellen sie vor Probleme, erläutert Unna: „Den Tierheimen geht es schlecht“, sagt der Tierarzt. Eine funktionierende IT sei „extrem notwendig“. Auch eine einheitliche Richtlinie für die Kostenerstattung durch die Kommunen könnte den Tierheimen Arbeit abnehmen: Sie zahlen nämlich für die Betreuung pro Tag und pro Tier. „Das wäre immerhin ein Anfang“, sagt Unna.

Rüße von den Grünen bewertet die Situation ähnlich: „Es benötigt einen Rahmen, an dem sich Kommunen und Tierheime orientieren können.“ Dann wäre zumindest eine grundlegende Absicherung für die Arbeit der Tierheime gegeben und andere Investitionen, wie die in IT oder Baumaßnahmen, könnten die Tierheime sorgenfreier tätigen.