Deutsche Bahn und Gewerkschaft müssen sich bewegen, sagt unser Autor. Kein Pendler und Fernreisender könne den Streit mehr nachvollziehen.
Kommentar zum Arbeitskampf der LokführerDieser Streik ist völlig überzogen – und er kann noch abgewendet werden


Ein Lokführer steigt in seinen Führerstand. (Symbolbild)
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Sie müssen sich bewegen. Das gilt grundsätzlich für die Züge der Deutschen Bahn im Fern- und im Regionalverkehr, aber vor allem für Claus Weselsky und seine Lokführergewerkschaft und für Martin Seiler, den Verhandlungsführer des Bahnkonzerns. In einem Tarifstreit, den kein Pendler und kein Fernreisender mehr nachvollziehen werden kann. Sechs Tage Stillstand. Ab Mittwoch.
Der Streik steht in keinem Verhältnis zu den offenen Fragen
Das steht in keinem Verhältnis zu einer Auseinandersetzung, bei der es nur noch um die Frage geht, wie der von der Gewerkschaft geforderte stufenweise Einstieg in die 35-Stunden-Woche gelingen kann, ohne dass der Bahn so viele Lokführer fehlen, dass sie den eh schon durch viele Personalausfälle wackligen Betrieb wenigstens aufrechterhalten kann. Von einer Ausweitung des Angebots ganz zu schweigen.
Dass die Verkürzung der Wochenarbeitszeit kommen wird, hat der Bahnkonzern nach langem Zögern endlich zugestanden. Dieses Angebot wischt die GDL mal eben so als unseriös vom Tisch. Dabei enthält es die Absenkung der Wochenarbeitszeit ab Januar 2026 in einem ersten Schritt um eine auf 37 Stunden. Bei gleichem Gehalt. Wer weiter 38 Stunden arbeitet, soll zusätzlich 2,7 Prozent mehr Lohn bekommen.
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Der GDL ist jedes Mittel recht
Diese Wahlmöglichkeit geht der GDL zu weit. Sie will den verpflichtenden Einstieg in die 35-Stunden-Woche für alle auf Biegen und Brechen durchsetzen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht.
Den Arbeitsalltag vieler Lokführer mag eine Stunde weniger pro Woche ein wenig erträglicher machen, sie löst aber das Problem nicht. Die Bahn muss bundesweit endlich ein Programm auflegen, um mehr Fachkräfte zu gewinnen. Mit „Fokus Bahn“ hat sie in NRW einen vielversprechenden Anfang gemacht. Und sie muss garantieren, dass der Einstieg in die 35-Stunden-Woche grundsätzlich gilt, und nicht mit der Einschränkung, dass genügend Personal zur Verfügung steht.
Die GDL wiederum muss kapieren, dass es bei der Bahn auch Fahrpersonal gibt, das weiterhin 38 Stunden fahren will, wenn es dafür einen Zuschlag gibt. Die Bahnkunden erwarten zu Recht, dass die Probleme bis Mittwoch vom Tisch sind und der Streik abgewendet wird. Weil er völlig überzogen ist.