Besonders die FDP-Fraktion nutzt immer mehr Bilder, die eine künstliche Intelligenz erschuf.
Kinder, Bäume, BauernParteien im Landtag experimentieren mit künstlich erschaffenen Fotos
Ein Mädchen lacht in die Kamera, Konfetti fliegt durch die Luft. Die FDP im Düsseldorfer Landtag titelt bei Instagram dazu: „Lasst Kamelle für alle Jecken regnen.“ Die Botschaft ist real – das Foto nicht. Das Mädchen ist die Erfindung einer Künstlichen Intelligenz (KI). Die FDP benutzt inzwischen regelmäßig solche künstlich erschaffenen Bilder. Andere Fraktionen experimentieren ebenfalls mit KI und Fotos.
Im Sommer hatte die FDP-Fraktion für Aufsehen gesorgt, weil sie mittels KI ein Bild von Hendrik Wüst (CDU) mit einem Fotografen generiert hatte, den der Ministerpräsident scheinbar lachend umarmt. Gekennzeichnet war das erfundene Foto nicht. Im Ältestenrat des Landtags – quasi dem Aufsichtsgremium – wurde danach von den Fraktionen informell abgesprochen: Wenn KI im Spiel ist, soll das künftig auch offengelegt werden.
Im Dezember machte die FDP das zum ersten Mal bei Instagram. Am Rand eines Fotos mit fünf spielenden Kindern (Titel: „Wirksame Gesundheitsförderung schon im Vorschulalter!“) stand die Quelle: „Adobe-Stock, KI-Foto“. Der US-Software-Gigant Adobe verkauft seit Jahren sogenannte Symbolbilder, die – bislang – von echten Fotografen eingereicht wurden. Inzwischen nimmt Adobe aber auch KI-generierte Bilder an.
Die FDP nutzte bereits KI-Bilder von einem Weihnachtsmann, tobenden Schulkindern oder einem sympathischen Bauern für ein Positionspapier zum Thema Landwirtschaft. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Liberalen, Marcel Hafke, sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger: „Was früher das klassische ´Symbolbild´ war, ist heute ein KI-Bild. Wir Freien Demokraten haben als erste Fraktion im Landtag NRW mit Künstlicher Intelligenz erzeugte Bilder eingesetzt. Für diese Praxis sind wir von Schwarz-Grün massiv kritisiert worden. Wir bleiben dabei, denn wir sind von den Vorteilen der Technologie absolut überzeugt.“
Politikberater sieht in den KI-Bildern „keinen Mehrwert“
Bei den Grünen nutzt man bisher zwar noch keine komplett KI-generierten Bilder, aber man verändert sie teilweise. Julia Eisentraut, Sprecherin der Fraktion für Digitalisierung, nutzt KI selbst für ihre Webseite. Das habe zum Beispiel den Vorteil, dass man Stereotype vermeiden könne: „Beispielsweise zeigt Fotomaterial zum Thema Informatik meistens nur Männer. Da kann ich von der KI einfach eine Frau einfügen lassen.“ Solche KI-Änderungen mache sie dann mit Wasserzeichen transparent, so Eisentraut.
Die AfD Fraktion nutzt KI-generierte Bilder laut einem Sprecher „extrem selten und nie, um redaktionelle Inhalte darzustellen.“ Wenn sich kein Symbolbild für einen Hintergrund finde, nutze man KI – „zum Beispiel ein Baum oder ein blauer Himmel.“ Die SPD benutzt keine KI-Bilder, will es für die Zukunft laut einem Sprecher „aber nicht generell ausschließen“. Die CDU-Fraktion verzichtet nach eigenen Angaben auf KI-Fotos („wir mögen echte, wahrhaftige Bilder“).
Der Politikberater und Blogger Martin Fuchs sieht in den KI-Bildern der FDP „keinen Mehrwert“. Schließlich seien es normale Symbolfotos – nur eben keine echten. „Das macht Kommunikation vielleicht günstiger, weil man keinen Fotografen bezahlen muss, aber nicht besser.“ Dass die Fraktion die KI-Bilder kennzeichnet, findet Fuchs gut. Aus seiner Sicht müsste jetzt tatsächlich eine Debatte zu Regeln und Umgang mit KI in der politischen Kommunikation geführt werden („so wie vor zehn Jahren zum digitalen Wahlkampf“). Denn: „Wir stehen hier wirklich vor einer Revolution.“