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Nach Stadt-Anzeiger-BerichtGefälschtes Wüst-Foto wird Thema in Geheimsitzung im Landtag

Lesezeit 2 Minuten
Auf einem gefälschten Bild ist Ministerpräsident Wüst zu sehen, wie er lachend einem Fotografen den Arm um die Schulter legt. Dessen Gesicht ist hinter einer Kamera verborge.

Eine KI nutzte die FDP-Fraktion im NRW-Landtag, um Regierungschef Hendrik Wüsts Arm um einen Fotografen zu legen. Der Vorgang beschäftigt nun den Ältestenrat in einer vertraulichen Sitzung.

Eine mit KI geschaffene Fotomontage mit Regierungschef Hendrik Wüst beschäftigt den Ältestenrat im NRW-Landtag. Die FDP weist Vorwürfe der Desinformation zurück

Ein von der FDP-Fraktion mit Künstlicher Intelligenz (KI) gefälschtes Hendrik-Wüst-Foto wird Thema einer vertraulichen Sitzung im Landtag. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Parlamentskreisen erfuhr, haben CDU und Grüne den Fall auf die Tagesordnung des Ältestenrats am kommenden Mittwoch gesetzt. Ein Fake wie der von der FDP sei kein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung, so die Regierungsfraktionen. Die Liberalen sehen sich weiter im Recht.

Das Bild von Wüst, der einen Mann mit Kamera umarmt (Überschrift: „Hendrik Wüsts bester Freund: Der Fotograf“) war am 8. August bei Instagram hochgeladen worden – ohne Hinweis auf die Fotomontage. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte den Fake vor einer Woche enthüllt. Seitdem gab es im Landtag hitzige Debatten hinter den Kulissen.

Angekündigte Kennzeichnung des Bildes blieb aus

Die FDP-Fraktion hatte zwar angekündigt, eine nachträgliche Kennzeichnung des Fakes zu prüfen – doch das geschah nicht. Tatsächlich war es nicht die erste Fälschung auf dem Instagram-Account der Liberalen im Landtag. Allerdings war ein Fake von Ende Juni, bei der Hendrik Wüst einem zweiten Hendrik Wüst einen Orden umhängt, auch ohne Kennzeichnung offensichtlich.

Im aktuellen Fall hatte die Fraktion eingestanden, KI für das Fotografen-Foto benutzt zu haben. Das sei schneller gegangen, als es per Hand mit einer Software zu machen. NRW-CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hatte die Aktion scharf kritisiert: „In Zeiten, in denen sich Falschinformationen wie Lauffeuer verbreiten, braucht es Transparenz und Ehrlichkeit. Diese Fairness erwarte ich auch von der Opposition.“ Fake-Bilder, die der Desinformation dienten, müssten „ein Tabu bleiben“, so Ziemiak.

Ins gleiche Horn stoßen CDU und Grüne, die in ihrem Antrag an den Ältestenrat schreiben: Manipulierte Informationen, mangelnde Transparenz und bewusste Desinformation seien kein legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung und nicht akzeptabel. Das Gremium, das stets höchst vertraulich tagt, soll über die Foto-Fälschung debattieren. Ob es am Ende zu einer verbindlichen Absprache kommt, ist unklar.

Marcel Hafke, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP, sagte am Donnerstag: „Der presseöffentliche Vorwurf von Desinformation war völlig überzogen. CDU und Grüne erweisen der demokratischen Debatte einen Bärendienst. Es zeigt zudem, dass die PR-Show des Ministerpräsidenten offenbar sehr fragil ist.“