Ein Selfie von lächelnden Grünen-Spitzenpolitikern, das bei der Demonstration „gegen den Rechtsruck“ am Brandenburger Tor entstanden ist, sorgt in den sozialen Medien für scharfe Kritik. War es unangemessen, sich nach der Bluttat von Aschaffenburg so zu präsentieren? Kommentatoren sprechen von einem „Laschet-Moment“ für die Grünen. Tim Achtermeyer, Chef der Grünen in NRW, bedauert den Vorgang.

Der Politiker aus Bonn sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, das Foto sei auf einer Demonstration entstanden, bei der 100.000 Menschen „ein starkes Zeichen für unsere Demokratie“ gesetzt hätten. „Über dieses konkrete Engagement der Menschen habe ich mich sichtlich gefreut und tue es auch heute noch“, so Achtermeyer.

Achtermeyer: „Diese bewusste Verzerrung hat das Ziel, die Demonstrationen in Berlin, Köln und anderen Städten insgesamt zu diskreditieren“

Das Bild sei anschließend von manchen „gezielt aus dem Kontext gerissen“ worden. Teilweise wurde so getan, als sei das Foto „während einer Trauerveranstaltung oder Ähnlichem“ entstanden: „Das entspricht nicht den Tatsachen und ist eine bewusste Entkontextualisierung“, sagte der Grünen-Chef. „Diese bewusste Verzerrung hat das Ziel, die Demonstrationen in Berlin, Köln und anderen Städten insgesamt zu diskreditieren.“

Achtermeyer fügte hinzu: „Dabei ist es doch nicht nur möglich, sondern auch geboten, um die Opfer von Aschaffenburg zu trauern, daran zu arbeiten, wie mehr Sicherheit geschaffen werden kann, und gleichzeitig klar und entschlossen gegen rechtsextreme Bedrohungen und für unsere Demokratie Position zu beziehen.“

Gleichzeitig nehme er aber wahr, dass das Foto Menschen „irritiert“ habe. „Das bedauere ich sehr und muss rückblickend selbstkritisch feststellen, dass mit einer sensibleren Kommunikation diese Reaktion hätte vermieden werden können“, sagte Achtermeyer.

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Nach der Demonstration hatten zunächst das Onlinemedium Nius und die Bild-Zeitung über das Foto berichtet. Auf dem Foto ist Achtermeyer als zweiter von rechts zu sehen, hinter Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Als weitere Führungsfiguren sind die Parteichefs Felix Banaszak und Franziska Brantner, Familienministerin Lisa Paus und der parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner abgebildet. Im Hintergrund zeigt Klimaaktivistin Luisa Neubauer eine Tafel. Darauf steht: „Sie haben Hass, wir haben Haltung“.

Dem früheren Kanzlerkandidaten der CDU, Armin Laschet, hatte die Veröffentlichung eines Fotos, das ihn lachend am Rande eines Besuchs bei Hochwasseropfern zeigte, im Bundestagswahlkampf 2021 schwer geschadet. Bei den Grünen im Landtag hieß es, die Vorgänge seien nicht vergleichbar: „Robert Habeck ist ja zum Glück nicht mit auf dem Foto“, so eine Abgeordnete.