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Erste Ermittlungshinweise des LKACyberkriminelle wollten wohl mit Flut von Bombendrohungen in NRW Unruhe stiften

Lesezeit 2 Minuten
Polizeibeamte sichern eine Schule. Nach Bombendrohungen gegen mehrere Schulen in Nordrhein-Westfalen prüfen die Polizeibehörden einen möglichen Zusammenhang.

Polizeibeamte sicherten eine Schule in Solingen, nachdem dort eine Bombendrohung eingegangen war. (Archivbild)

Bundesweit wurden Schulen mit Bombendrohungen regelrecht überflutet. Das LKA hat erste Hinweise auf die mutmaßlichen Täter.

Polizeiautos vor Schulen, Sprengstoffspürhunde, verängstigte Kinder und Jugendliche: Als im Oktober Bombendrohungen unter anderem gegen Schulen in Bonn, Gelsenkirchen und Mönchengladbach eingingen, folgte eine regelrechte Flut von entsprechenden E-Mails. Bundesweit. Die Verfasser gaben sich wahlweise als pro-israelisch oder palästinensisch aus.

LKA ermittelt in NRW: 18 Bombendrohungen gegen Schulen und Unis

In einer Liste des Landeskriminalamts (LKA) tauchen 18 Fälle in NRW auf. Der erste vom 19. Oktober (eine Schule in Düren), die vorerst letzten vom 31. Oktober (drei Unis) und vom 2. November (zwei Schulen in Wuppertal).

Die Ermittlungen laufen noch, aber einiges deutet darauf hin, dass es Cyberkriminelle waren, die Unruhe stiften wollten. Und es gibt Verbindungen zu einer Notruf-App – die vom Innenministerium in Nordrhein-Westfalen entwickelt wurde.

Bombendrohung: Drohmails wie Spam an etliche Adressaten

Gleich mehrere E-Mails gingen am 22. Oktober bei Schulen ein – das war aber sonntags. So wurden sie teilweise erst Montagsmorgens gelesen, wenn das Sekretariat besetzt war. Nach Recherchen des ARD-Magazins „Kontraste“ und des „Spiegel“ enthielten die Mails – teils auf englisch, teils hebräisch formuliert – immer wieder gleiche Textabsätze („wir freuen uns, Ihnen anzukündigen, dass wir Ihr Gebäude bombardieren werden“). Sie waren so allgemein, dass man sie wie Spam an etliche Adressaten schicken konnte. Und das taten die Unbekannten.

Eine prominente Hackerin mit dem Spitznamen „N3ll4“ leitete den Behörden nach eigenen Angaben Chats und Nachrichten einer Internetgruppe zu, die für die Drohungen verantwortlich sein soll: Keine Terroristen, sondern sogenannte „Trolle“, die über das Netz Unruhe und Panik verbreiten wollen.

Täter missbrauchen Notruf-App „Nora“

Die gleichen Täter sollen schon die Notruf-App „Nora“ missbraucht haben. Es gab so viele falsche Alarme (z.B. zu angeblichen Notfällen bei Politikerin), dass die App vor wenigen Wochen abgeschaltet wurde. Entwickelt hatte die bundesweite App das Innenministerium in Nordrhein-Westfalen.

Apropos NRW: Das LKA führt ein Lagebild zum Konflikt im Nahen Osten, in dem jede Demo, jede abgerissene Fahne und jedes antisemitisch beschmierte Haus erfasst wird. Die Drohungen laufen unter der Einordnung „Politisch motivierte Kriminalität / Religiöse Ideologie – im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt“. In dieses Raster fallen auch die 18 Fälle. Außer Schulen und Unis auch zum Beispiel das RTL-Gebäude in Köln.

Am 9. November tagt der Innenausschuss des Landtags. Die Fachpolitiker werden sich auch mit der Bedrohungswelle beschäftigen. Die SPD hat einen Bericht bei Innenminister Herbert Reul (CDU) beantragt. Er soll die Hintergründe der Bombendrohungen erläutern. Auf der Tagesordnung stehen noch weitere Punkte zum Nahost-Konflikt: Unter anderem die Festnahme eines Terrorverdächtigen in Duisburg, der Pro-Israel-Demonstrationen im Visier gehabt haben soll und die Verbindungen von Clans zur Hamas.