Am Samstag will der bisherige FDP-Fraktions-Chef Henning Höne auch zum Vorsitzenden der Landespartei gewählt werden. Wie seine Chancen stehen.
NRW-FDP wählt neuen ChefWohl kein Traumergebnis für Höne
Henning Höne möchte beim Landesparteitag der NRW-FDP in Bielefeld den bisherigen Vorsitzenden Joachim Stamp ablösen, der nach Berlin wechselt. Der 35-Jährige führt bislang die Landtagsfraktion an und würde mit der Doppelfunktion als Parteichef der neue Frontmann der FDP. Er hätte dann die besten Chancen, Spitzenkandidat der Liberalen bei der nächsten Landtagswahl im Jahr 2027 zu werden.
Der Politiker aus dem münsterländischen Coesfeld war 2012 in den Landtag eingezogen und 2017 Parlamentarischer Geschäftsführer der liberalen Landtagsfraktion geworden. Damit gehörte er zum engeren Führungszirkel der NRW-FDP und des damaligen Vize-Ministerpräsidenten Stamp. Aufgrund dieser Einbindung schreiben Teile der Partei Höne eine Mitverantwortung für die Schlappe bei der Landtagswahl im Mai vergangenen Jahres zu, bei der die FDP um 6,7 Prozent abstürzte und am Wahlabend um den Wiedereinzug ins Parlament zittern musste.
JuLis kritisieren Bewerbung von Höne
Die Jungen Liberalen hatten im Vorfeld des Parteitags für eine Trennung der Führungsrollen in Partei und Fraktion geworben. Doch der Jugendorganisation gelang es nicht, einen satisfaktionsfähigen Gegenkandidaten davon zu begeistern, gegen Höne anzutreten. Viele JuLis hatten gehofft, dass der angesehene Landtagsabgeordnete Marc Lürbke seinen Hut in den Ring werfen würde. Doch als der Innenexperte erklärte, er stehe nicht zur Verfügung, resignierten die Rebellen.
„Die Jungen Liberalen haben monatelang für einen echten Neuanfang der Partei gekämpft“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Nun werden wir den Parteitag konstruktiv begleiten.“
Jetzt sei die Frage der stellvertretenden Vorsitzenden entscheidend. „Wir schicken mit der Bundesvorsitzenden der JuLis, Franziska Brandmann, eine Kandidatin, die darauf brennt, die FDP in NRW zu reformieren und zu modernisieren“, so der Sprecher.
Bei der Aufarbeitung der Wahlniederlage hatten die Jungen Liberalen eine zu große Nähe zur CDU als Hauptursache genannt. Vor allem in der Corona-Politik sei der unterschiedliche Ansatz von CDU und FDP zu wenig deutlich geworden. Höne kommentierte die Kritik in einem Pressegespräch, es sei „nicht alles schlecht“ für die FDP in der vergangenen Legislaturperiode gelaufen. So habe er als Parlamentarischer Geschäftsführer mit dazu beigetragen, dass die schwarz-gelbe Koalition trotz der dünnen Einstimmen-Mehrheit stabil habe regieren können. „Natürlich würde ich nicht alles genauso machen“, sagte Höne. Er habe aus den Fehlern gelernt.
Höne rechnet mit mittelmäßigem Ergebnis - schwieriger Neustart
Die NRW-FDP steht nach der Wahlniederlage vor einem schwierigen Neustart. Die Landtagsfraktion besteht nur noch aus zwölf Mitgliedern, viele Hoffnungsträger haben die Rückkehr in den Landtag wegen der Wahlpleite verpasst. Für den ausscheidenden Joachim Stamp rückt jetzt allerdings die Bildungsexpertin Franziska Müller-Rech nach. Mit dieser Begründung hatte die Politikerin aus Bonn ihre Bewerbung für den Vize-Landesvorsitz zurückgezogen.
Höne stellt sich darauf ein, dass er kein Traumresultat bei der Wahl zum Parteivorsitzenden erzielen wird. Er rechne mit einem „mittelmäßigen Ergebnis“, sagte der gelernte Betriebswirt. Entscheidend sei für ihn, welche Zustimmung er beim nächsten Parteitag im April 2024 bekommen werde. Denn dann könnten die Delegierten über seine Performance als Parteichef abstimmen.