Schlechte Nachrichten für Pendler: Auf der linken Rheinseite werden pro Stunde und Richtung nur noch zwei Regionalzüge fahren.
Regionalbahn 48 ausgebremstDie Hälfte der Verbindungen zwischen Köln und Bonn fällt bis Jahresende aus

Die Regionalbahn 48 des Betreibers National Express fährt wegen von der Bahn angekündigten Bauarbeiten bereits seit Dezember nicht mehr zwischen Köln und Bonn, sondern pendelt zwischen Köln und Wuppertal-Oberbarmen.
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Zwischen Köln und Bonn sind an jedem Werktag rund 45.000 Pendlerinnen und Pendler mit Regionalzügen unterwegs. Normalerweise stehen ihnen auf der linken Rheinseite vier Verbindungen pro Stunde zur Verfügung. Das ist gerade so ausreichend, zumal nicht alle Züge an allen Stationen halten. Baustellen, die zu Verspätungen und Zugausfällen führen, sind an der Tagesordnung.
Und jetzt das: Seit Dezember fährt die Regionalbahn 48 des Eisenbahnunternehmens National Express nicht mehr, obwohl gar nicht gebaut wird. Das Fahrpersonal sei bereits andernorts verplant. Das ist die absurde Folge einer kurzfristigen Baustellen-Absage der DB. Damit fallen zwei der vier Fahrten pro Stunde und Richtung weg. Jetzt eskaliert der Streit zwischen der Deutschen Bahn und go.Rheinland und es herrscht Unklarheit über die Dauer der Beeinträchtigung. Bis Dezember 2025, sagt go.Rheinland. Nur bis Mai, kontert die Bahn. Was stimmt den nun und wie geht’s weiter? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Um welche Bauarbeiten geht es genau zwischen Köln und Bonn?
Weil die Strecken rechts und links des Rheintals laut DB „ein besonderes Nadelöhr“ im stark befahrenen Streckennetz von NRW sind, werden sie seit Jahren saniert und modernisiert. In den nächsten Monaten sollen drei neue elektronische Stellwerke nach vielen Jahren Bauzeit in Betrieb gehen. Eins steht am Kölner Hauptbahnhof, ein weiteres ebenfalls auf der linken Rheinseite, das dritte rechtrheinisch in Bonn-Beuel. Überdies sind umfangreiche Arbeiten für den Ausbau der S-Bahnlinie 13 zwischen Troisdorf und Bonn-Oberkassel geplant. Von den neuen Stellwerken verspricht sich die Bahn einen weniger störanfälligen Betrieb. Sie sind auch die Vorstufe für die Digitalisierung des Bahnverkehrs.
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Was bedeuten die Bauarbeiten für den laufenden Betrieb?
Nach Angaben der Bahn müssen sowohl die rechte als auch die linke Rheinstrecke, die beide schon ohne Bauarbeiten voll ausgelastet sind, den jeweiligen Umleitungsverkehr aufnehmen, wenn auf einer Seite gewerkelt wird. Daher sind während der Bauphasen insgesamt deutlich mehr Züge auf der jeweiligen Strecke unterwegs. „Um die Strecken zu entlasten, ist es durchaus möglich, dass bei einzelnen Linien das Angebot reduziert werden muss – in diesem Fall auch bei der Regionalbahn 48. „Oberstes Ziel der DB ist ein solides Zugangebot für Fahrgäste auf allen Linien und Streckenabschnitten“, heißt es auf Anfrage.
Der Aufgabenträger go.Rheinland und National Express behaupten, das sei bei den anstehenden Projekten nicht der Fall. Stimmt das?
„Korrekt ist, dass Ende November 2024 kurzfristig das Baumaßnahmenbündel am linken Rhein angepasst wurde. Allerdings ist es auch richtig, dass von März bis April 2025 die Strecke Bonn – Köln baufrei ist und die RB 48 grundsätzlich verkehren könnte. National Express hatte wie die anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen drei Monate Zeit, die Schicht- und Urlaubsplanungen entsprechend anzupassen“, sagt der Bahnsprecher.
Und was sagt go.Rheinland zu diesem Vorwurf?
So schnell habe man nicht mehr reagieren können. Die Bahn hat demnach die Bauarbeiten für Anfang 2025 angekündigt. Darauf habe man sich mit der Personalplanung eingestellt. Man sei davon ausgegangen, dass der RB 48 in der ersten Jahreshälfte 2025 zwischen Köln und Bonn nicht fahren kann und habe „diesen Ausfall auch in das sogenannte Aktionsprogramm Personal und Betrieb aufgenommen, um den anhaltenden Personalproblemen von National Express entgegenzuwirken“.
Das ist doch alles Schnee von gestern. Wie geht’s jetzt weiter?
Wenn die Arbeiten für die beiden elektronischen Stellwerke auf der linken Rheinseite beendet sind, geht es ab Mai rechtsrheinisch mit dem Ausbau der S-Bahn-Linie 13 und den Arbeiten am Stellwerk Bonn-Beuel weiter. Dafür muss der Zugverkehr von dort auf die andere Seite verlagert werden.

„Ich möchte zunächst betonen, dass die Bauarbeiten an der Schieneninfrastruktur elementar wichtig für den Zugverkehr in unserer Region sind“, sagt Marcel Winter, Geschäftsführer von go.Rheinland.
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Was bedeutet das für den linksrheinischen Regionalverkehr zwischen Köln und Bonn?
Marcel Winter, Geschäftsführer von go.Rheinland, geht davon aus, dass es bei zwei Fahrten pro Richtung und Stunde bleibt und die Regionalbahn 48 nicht fahren kann. „Ich möchte zunächst betonen, dass die Bauarbeiten an der Schieneninfrastruktur elementar wichtig für den Zugverkehr in unserer Region sind. Allerdings bedauern wir es sehr, dass die RB 48 jetzt über einen so langen Zeitraum nicht mehr bis nach Bonn fahren kann“, sagt er. „Wir haben uns in den Gesprächen mit DB InfraGO bis zuletzt im Sinne unserer Fahrgäste dafür eingesetzt, dass die RB 48 zumindest im Stundentakt zwischen Köln und Bonn fahren kann, während im zweiten Halbjahr dieses Jahres auf der rechten Rheinseite gebaut wird. Dies wurde jedoch im Hinblick auf die notwendigen Umleitungskapazitäten für Güterverkehre seitens DB InfraGO abgelehnt.“
Und was sagt die Bahn?
Dass das nicht stimmt und die Regionalbahn ab Mai wieder „ohne Einschränkungen“ fahren kann, so der Pressesprecher. Der Aufgabenträger go.Rheinland habe im vergangenen Jahr die Regelung, dass der Betrieb der RB 48 wegen der erforderlichen Umleitungen von Güterzügen eingestellt werden müsse, „einseitig aufgekündigt“.
Und wie erklärt man das den 45.000 Pendlern pro Tag?
Wenn überhaupt, dann mit dem Baustellenchaos, das die Chefetage von National Express schon im vergangenen Jahr angeprangert hat. „Die DB InfraGO muss die Baustellen wieder mit mehr Vorlauf ankündigen. Das hat sie sich auch vorgenommen und in ihr eigenes Regelwerk geschrieben. Danach müssen große Baustellen in der Regel 24 Wochen vorher angekündigt werden“, forderte Jan Reinicke bereits im Dezember im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir erhalten diese Ankündigungen leider immer kurzfristiger, was an der schieren Menge der Baustellen liegt. Die Baumaßnahmen sind untereinander nicht immer abgestimmt. Zudem beobachten wir häufiger eine Veränderung von Bauzeiten mit negativen Folgen für den Eisenbahnbetrieb.“
Sollte es tatsächlich bis Dezember beim Fahrverbot für die Regionalbahn 48 bleiben – gibt es einer Alternative für die Pendler?
Zumindest keine besonders attraktive. Zur Not kann man auf die Stadtbahnlinien 16 und 18 ausweichen, die von den Kölner Verkehrs-Betrieben und den Stadtwerken Bonn zwischen Köln und Bonn gemeinsam betrieben werden. Allerdings beträgt die Fahrzeit zwischen 50 und 60 Minuten. Nur vom 2. bis 19. Mai wird es einen Schienenersatzverkehr mit Bussen geben. In dieser Zeit ist die linke Rheinseite wegen der Inbetriebnahme der neuen Stellwerke komplett dicht. Ansonsten verweist go.Rheinland auf die beiden verbliebenen Verbindungen zwischen Köln und Bonn mit dem RE 5 und der RB 26.