Der Privatjet des Wagner-Chefs fliegt eine merkwürdige Route aus Russland heraus. Was hat Jewgeni Prigoschin vor?
Wagner-ChefPrigoschins Privatflugzeug taucht plötzlich auf Radar auf – Flucht nach Putschversuch?
Das Privatflugzeug von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist wenige Stunden nach der neuesten Ansprache von Russlands Präsident Wladimir Putin zum Putschversuch plötzlich aus dem Land verschwunden. Das Flugzeug vom Typ Embraer Legacy 600, das laut einer Sanktionsliste des US-Außenministeriums Prigoschin gehört, soll am Dienstagmorgen in Rostow am Don gestartet sein.
Wladimir Putin hatte die Organisatoren des mutmaßlichen Putschversuchs am Montagabend als „Verräter“ bezeichnet. „Die Organisatoren des Aufstands, die das Land verraten haben, haben auch diejenigen verraten, die auf ihrer Seite waren“, erklärte der russische Präsident im Kreml. Prigoschins Flugzeug startete nur wenige Stunden nach der Ansprache in Moskau.
Nach Putschversuch: Flugzeug von Jewgeni Prigoschin taucht plötzlich auf Radar auf – Kontakt reißt kurz ab
Die Maschine mit der Kennung „RA-02795“ startete am frühen Dienstagmorgen gegen 4.32 Uhr in Rostow am Don und flog einen weiten Bogen um die russisch-ukrainische Grenze. Das belegen Aufzeichnungen des Flugdatendienstes „Flightradar24“. Der Kontakt zu Prigoschins Flugzeug brach kurzzeitig ab, sodass nicht alle Teile des Flugs erfasst wurden.
Prigoschins Flugzeug war am Montagabend von St. Petersburg nach Rostow am Don gebracht worden. Dort hatten die Wagner-Sölder zuerst wichtige militärische Einrichtungen besetzt. Die Stadt an der Grenze zur Ukraine gilt als wichtiger militärischer Stützpunkt für den russischen Angriffskrieg in der Ostukraine.
Jewgeni Prigoschin: Flucht nach Ansprache von Wladimir Putin zum Putschversuch?
Die Maschine landete rund zwei Stunden später gegen 6.37 Uhr in Belarus. Laut Angaben des unabhängigen belarussischen Nachrichtenprojekts „Belaruski Hajun“ soll das Flugzeug auf einem Militärflugplatz nahe Minsk gelandet sein. Ob Jewgeni Prigoschin selbst an Bord der Maschine war, ist unklar.
Er wollte laut Berichten aber nach dem Abbruch des Putschversuchs nach Belarus reisen, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Nicht auszuschließen ist, dass Prigoschin trotz aller Ankündigungen Putins persönliche Konsequenzen fürchtet und daher aus Russland geflohen ist.
Jewgeni Prigoschin: Russischer Geheimdienst FSB beendet Verfahren gegen Wagner-Chef
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte laut übereinstimmenden Berichten zuvor zwischen Prigoschin und dem Kreml vermittelt. Der Wagner-Chef hatte nach einem mutmaßlichen Angriff russischer Soldaten auf seine Privatarmee angekündigt, bis nach Moskau zu marschieren, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Nach wenigen Stunden hatte Prigoschin allerdings den Vormarsch seiner Truppen hinter der Stadt Woronesch gestoppt, um „Blutvergießen zu vermeiden“. Wladimir Putin kündigte an, dass Prigoschin und auch den Wagner-Soldaten keinerlei Strafe drohe. Er bot den Kämpfern an, sich der russischen Armee anzuschließen.
Der russische Geheimdienst FSB hatte das Verfahren gegen Prigoschin trotz Putins Ankündigung aber zunächst nicht eingestellt, erst am Montagabend wurde es offiziell für beendet erklärt. Unklar ist dennoch weiterhin, ob Prigoschin abseits der offiziellen Kanäle Konsequenzen für seine Aktion fürchten muss. (shh)