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Wagner-Gruppe„Putins Koch“ räumt Existenz der russischen Geheimarmee ein

Lesezeit 4 Minuten
Putin SOldaten

Wladimir Putin hat eine KGB-Vergangenheit.

Moskau/Köln – Über die berüchtigte Wagner-Gruppe kursieren es seit Jahrezehnten viele Spekulationen. Der für seine engen Verbindungen zu Präsident Wladimir Putin bekannte russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin hat sich nun zur Gründung der Söldner-Truppe Wagner bekannt - und deren Einsätze in Ländern in Europa, Nahost und Afrika bestätigt.

Er habe die Gruppe im Mai 2014 gegründet, um Kämpfer in den ukrainischen Donbass zu schicken, erklärte Prigoschin in einer Mitteilung seines Unternehmens. Ab diesem Zeitpunkt sei „eine Gruppe von Patrioten“ geboren, die „später den Namen bataillonstaktische Gruppe Wagner“ erhalten habe.

Prigoschin hatte zuvor mehrfach Verbindungen zur Wagner-Gruppe bestritten. Mehrere westliche Staaten und russische Medien hatten Prigoschin vorgeworfen, die Wagner-Gruppe zu finanzieren.

Prigoschin, war eine Zeit lang einer der Lieferanten der Küchen im Kremlin, was ihm den Spitznamen „Putins Koch“ einbrachte, erklärte weiter: „Und nun ein Geständnis (...) diese Jungs, Helden, haben das syrische Volk verteidigt, andere Völker in arabischen Ländern, die Benachteiligten in Afrika und Lateinamerika, sie sind zu einer Säule unseres Vaterlandes geworden.“

US-Regierung sammelte Beweise für Existenz der Wagner-Truppe

Bereits nach dem Einmarsch der russischen Truppen hatte die US-Regierung Hinweise gesammelt, dass der russische Präsident Wladimir Putin möglicherweise die Söldnerfirma, die für ihre Brutalität bekannt ist, „an einigen Stellen“ bei der Invasion der Ukraine bereits eingesetzt hat.

„Es ist nicht genau klar, wo oder wie oder in welchem Maße, aber wir haben einige Anzeichen dafür gesehen, dass die, dass sie eingesetzt werden“, sagte ein hoher Beamter des US-Verteidigungsministeriums bereits Anfang März. Die gefürchtete Miliz wird auch Putins Schattenmänner genannt.

Britischer Geheimdienst fahndet ebenfalls nach der Wagner-Truppe

Nachdem die Regierung in Washington diese Erkenntnis teilte, geht nun auch das britische Verteidigungsministerium davon aus, dass die Söldner des privaten Militärunternehmens in der Ostukraine eingesetzt werden. Am Montagabend veröffentlichte das britische Verteidigungsministerium auf Twitter eine aktuelle Meldung. Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen sei man sich sicher, dass mehr als 1000 Kämpfer, darunter hochrangige Führer der Organisation, für Kampfeinsätze entsandt worden seien.

Wladimir Putin schickt Wagner-Gruppe gerne in Kriegsgebiete

Angeblich sollte die Wagner-Gruppe den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch zur Strecke bringen. Die Box-Legenden Wladimir Klitschko und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sollen ebenfalls auf Putins Todesliste stehen. Die paramilitärische Wagner-Gruppe steht seit Jahren im Verdacht, an verschiedenen Konfliktschauplätzen im Verborgenen für den Kreml zu arbeiten. Moskau hat dies stets bestritten und jegliche Verbindung mit paramilitärischen Gruppen verneint.

Putin Soldaten

Wladimir Putin spricht auf dem Militärflugplatz Hmeimim zu seinen Soldaten.

Putin greift nicht zum ersten Mal auf die 400 Mann starke Truppe zurück, die oft nur im Geheimen agiert. Bereits bei anderen Konflikten in Krisengebieten, wo Russland seine Interessen durchsetzen will, kam das russische Söldnernetzwerk, das auch unter den Namen „Task Force Rusich“ in Erscheinung tritt, zum Einsatz.

Vergewaltigungen, Massenerschießungen und Schändungen

Bei der Annexion der Krim 2014 griff der russische Machthaber angeblich auf die Miliz zurück. Laut zahlreicher übereinstimmenden Medienberichten wurde die Truppe ebenso im syrischen Bürgerkrieg, in Libyen, Sudan, Madagaskar, Mali und der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) ausfindig gemacht. Den Söldnern werden Vergewaltigungen, Massenerschießungen, Schändungen von Leichen und Plünderungen vorgeworfen.

Offiziell gibt es die Miliz nicht, denn privates Söldnertum ist in Russland verboten. Daher bestreitet Moskau natürlich, dass die Wagner-Truppe überhaupt existiert. Allerdings gilt das Geheimnis seit einem groben Fehler eines Söldners im Libyen-Krieg als gelüftet. Im Frühling 2020 verlor einer der gekauften Soldaten sein Tablet, auf dem die Codenamen der Kämpfer, Einkaufslisten russischer Waffen und Minenpläne gefunden wurden.

Donald Trump und EU verhängen Sanktionen gegen Söldner-Miliz

Ende vergangenen Jahres hat die Europäische Union bereits ein deutliches Zeichen gegen Putins Schergen gesetzt: Die Politiker in Brüssel werfen der russischen Firma Wagner vor, Gewalt zu schüren und Zivilisten einzuschüchtern. Die undurchschaubare Organisation wurde am 13. Dezember 2021 mit Sanktionen belegt. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump strafte die Truppe bereits 2017 ab.

Wagner Söldner

Ein Söldner der prorussischen militanten Kräfte steht mit einem Gewehr vor Barrikaden in Kramatorsk in der Ukraine. (Archivfoto 2014)

Woher stammt der Firmenname Wagner?

Anführer der Söldner-Truppe ist ein enger Weggefährte des russischen Diktators. Die Rede ist von Dmitri Walerjewitsch Utkin, der seit seinem Abtritt als Oberstleutnant einer Spezialeinheit des russischen Militärgeheimdiensts komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Es gibt kaum Fotos von dem 51-Jährigen, die älteren Aufnahmen hat der Kreml erfolgreich gelöscht.

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Utkin soll auch der Namensgeber für die geheime Einsatztruppe sein. Der Wehrmacht-Fan hat seine Firma nach Richard Wagner benannt, Adolf Hitlers' Lieblingskomponisten. (mbr/dpa)