Bundeskanzler Olaf Scholz und Premier Keir Starmer haben mit einem neuen Vertrag ihre Absicht über eine engere Zusammenarbeit erklärt.
Starmer trifft ScholzVertrag soll „neue Grundlage“ für deutsch-britische Beziehungen schaffen
Deutschland und Großbritannien wollen ihre Beziehungen mit einem Vertrag auf eine neue Grundlage stellen. „Wir wollen es nicht bei Bekenntnissen belassen, sondern unsere Beziehung auf eine ganz neue Grundlage stellen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch beim Antrittsbesuch des britischen Premierministers Keir Starmer in Berlin. „Wir schlagen heute ein neues Kapitel in den britisch-deutschen Beziehungen auf“, bekräftigte Starmer. Es handele sich um „eine einmalige Chance“.
Zeitgleich zu der Pressekonferenz von Scholz und Starmer veröffentlichten beide Regierungen eine gemeinsame Erklärung. Darin hieß es, der Vertrag über die bilaterale Zusammenarbeit, an dem derzeit gearbeitet werde, solle Anfang nächsten Jahres unterzeichnet werden. Zu diesem Zweck sollen auch Regierungskonsultationen stattfinden. Mit der Vereinbarung reagierten die Regierungen in Berlin und London auf die „Herausforderungen, vor denen unsere beiden Länder stehen“, und stellten ihre Beziehungen „auf eine neue Stufe“, hieß es weiter.
„Deutschland und das Vereinigte Königreich pflegen eine lange und vertrauensvolle Partnerschaft, die von gemeinsamen Werten und verlässlicher Freundschaft geprägt ist“, betonte Scholz bei der Pressekonferenz im Berliner Bundeskanzleramt. „Diese Zusammenarbeit werden wir hegen und pflegen zum Wohle unserer Völker, zum Wohle Europas und zur Sicherheit des transatlantischen Raums.“
Alles zum Thema Olaf Scholz
- „Die Polarisierung wächst“ Bundestagspräsidentin kritisiert bei „Markus Lanz“ den rauen Ton im Parlament
- Jobabbau Ford-Betriebsrat sieht Standort Köln „massiv gefährdet“
- ATACMS als „Wendepunkt“? Moskau geht extrem seltenen Schritt – und droht mit „Vergeltung“
- „Das ist kontrafaktisch“ Ukraine-Aussage von Hubertus Heil macht Markus Lanz fassungslos
- Kanzlerkandidatur, Putin-Telefonat Marietta Slomka bombardiert Scholz im „heute journal“ mit unangenehmen Fragen
- Unter Beifall vom ARD-Publikum Norbert Röttgen rechnet bei „Hart aber fair“ mit AfD und BSW ab
- Liebes-Aus nach 17 Jahren Baerbock und ihr Ehemann haben sich überraschend getrennt
Im Kern des Vertrages liegt neues Verteidigungsabkommen
„Wir schlagen heute ein neues Kapitel in den britisch-deutschen Beziehungen auf“, betonte Starmer. Das „Herz des Vertrages“ sei ein neues Verteidigungsabkommen. „Aber auch bei Themen wie Kampf gegen illegale Migration und Klimaschutz werden wir enger zusammenarbeiten“, sagte der britische Premier.
Scholz betonte, dass es einen solchen Vertrag so noch nie gegeben habe. Zugleich begrüßte er, dass Starmer „einen Neustart im Verhältnis zur Europäischen Union“ anstrebe. „Diese ausgestreckte Hand wollen wir ergreifen.“ Schließlich sei das Vereinigte Königreich „schon immer ein unverzichtbarer Teil bei der Lösung der großen Fragen, die ganz Europa betreffen“, gewesen, sagte der Kanzler.
In der gemeinsamen Erklärung heißt es, dass Deutschland und Großbritannien „durch eine feste Freundschaft sowie durch gemeinsame Werte und Interessen miteinander verbunden“ seien. „Der Vertrag wird unseren Status als besonders enge Partner in Europa widerspiegeln, mit der größtmöglichen beiderseitigen Zusammenarbeit in den Bereichen, die unseren Bürgerinnen und Bürgern am meisten am Herzen liegen.“
Engere Zusammenarbeit auch bei Migration geplant
Ausdrücklich genannt wurden „die außenpolitische Zusammenarbeit für Frieden und Sicherheit, das Wachstum unserer Volkswirtschaften“ sowie „die industrielle Transformation“. Außerdem wollen Deutschland und Großbritannien enger beim Vorgehen gegen irreguläre Migration und bei der Strafverfolgung zusammenarbeiten. Auch die Bereiche Jugend und Bildung, Energiesicherheit, Klima- und Umweltpolitik, Entwicklungszusammenarbeit, Verkehr sowie Technologie, Forschung und Innovation sollen in dem Vertrag berücksichtigt werden.
Ausdrücklich erwähnt wurde in der gemeinsamen Erklärung auch die gemeinsame Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine. „Wir sind entschlossen, ein aggressiveres Russland abzuschrecken, unsere Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten und die europäische Verteidigung zu stärken“, hieß es. Durch ihre Zusammenarbeit im militärischen Bereich wollten Deutschland und Großbritannien dazu beitragen, dass „unsere Fähigkeit zur Abschreckung und Verteidigung im euro-atlantischen Raum zu jeder Zeit und gegenüber jeder potenziellen Bedrohung und jedem potenziellen Feind glaubwürdig“ bleibe.
Scholz hatte Starmer mit militärischen Ehren empfangen. Zuvor war der britische Premierminister von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen worden. Es ist der erste Besuch des britischen Regierungschefs in Deutschland seit seinem Amtsantritt Anfang Juli. (afp)