Der reichste Mann der Welt hat wohl das kleine Verkäufer-Einmaleins vergessen – über unsere Macht als Einzelne.
Tesla-Aktien schmieren abWenn das kein schlechtes Karma ist, Elon Musk!


Diese gute Laune kann angesichts der schlechten Tesla-Zahlen nur gespielt sein: US-Präsident Donald Trump (r) und Tesla-CEO Elon Musk
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Armer Elon Musk! Da hatte das Genie gedacht, alles in seinem Masterplan für die USA und das eigene Konto einkalkuliert zu haben – und dann doch das kleine Verkäufer-Einmaleins vergessen: Verliere nie deine Zielgruppe aus den Augen. „MAGA“-Fans fahren bekanntlich lieber Pickup-Trucks als Tesla und finden grünen Strom fast so schlimm wie Gender-Gaga.
Und diejenigen, die Teslas gekauft haben, pappen sich jetzt Aufkleber ans Heck – oder murmeln den Satz zumindest jedes Mal, wenn sie Nachrichten sehen: Ich habe meinen Tesla gekauft, bevor Elon Musk verrückt wurde. Man kann jetzt, mitten im Irrsinn, also doch mal ausrufen: Es gibt sie noch, die guten Nachrichten!
Demos gegen Tesla sollen terroristisch sein
Ob Trumps peinliche Tesla-Verkaufs-Show vor dem Weißen Haus und seine Ankündigung, Tesla-Proteste als Terrorismus einstufen zu lassen, der rasanten Tesla-Aktien-Talfahrt den erhofften Doppel-Wumms nach oben geben werden? Ich wette doppelt dagegen. Und dann noch die explodierte Musk-Rakete: Wenn das kein schlechtes Karma ist.
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Übrigens sind Demos gegen Tesla in etwa so terroristisch wie Demos von „Omas gegen rechts“, auch wenn die Unionsfraktionen jüngst mit ihren 551 Fragen an die Bundesregierung aufdecken wollten, dass die Omis und andere NGOs links-grüne „Schattenstrukturen“ in unserer Gesellschaft bilden.
Die Antwort der Bundesregierung war an Eindeutigkeit nicht zu überbieten: Man darf sogar staatlich gefördert demonstrieren, wenn die CDU mit der AfD zusammen im Bundestag abstimmt.
Zurück zu Tesla: Die jüngsten Entwicklungen sind eine Lehrstunde darin, dass Kaufentscheidungen realen Einfluss haben – sei es bei Aktien oder Autos. Auch die Aktien der Tech-Milliardäre, die sich zur Inthronisierung Trumps in der ersten Reihe drängelten, standen schonmal besser. Haben Menschen etwa aus Protest ihr Amazon-Prime-Abo gekündigt, nachdem Jeff Bezos seiner „Washington Post“ die Meinungsfreiheit untersagt hat? Also, ich schon! Als Journalistin werde ich bei Maulkörben echt ungnädig.
Donald Trump ist der Elefant im Oval Office
Die Kanadierinnen und Kanadier reagieren jetzt auch langsam gereizt angesichts des Trumpschen Imperialismus. Es soll künftig deutlich mehr kanadische statt amerikanische Produkte zu kaufen geben. Das könnte US-Firmen sehr wehtun. So traurig die Rückkehr ins Nationale ist, so erfreulich ist die Tatsache: Wir Einzelne sind nicht so machtlos, wie wir häufig denken.
Es gibt Alternativen zu mächtigen Monopolen – seien es die USA oder Whatsapp. Fast 300.000 Menschen haben in Deutschland die von Kölnern mitgestartete Petition „Save Social“ unterschrieben mit der Forderung an die Politik, den Big-Tech-Plattformen endlich entschieden entgegenzutreten.
Wenn man den ersten 100 Tagen von Trumps Amtszeit etwas Positives abgewinnen kann, dann das: Er zerschlägt so viel Porzellan, dass auch der Letzte kapiert, dass ein Elefant im Oval Office herumtrampelt. Erste Protest-Pflänzchen in der republikanischen Mauer werden sichtbar. Arbeiten eigentlich keine Republikaner in dem Bildungsministerium, das Trump gerade dicht machen lässt? Besuchen Kinder von Republikanern keine Schulen?
Ausgerechnet Tesla hat gerade einen Brief veröffentlicht, in dem vor Zollkriegen gewarnt wird, weil die fürs Auto verkaufen doch recht hinderlich sind. Tesla-Chef Musk hat den Brief zwar nicht unterschrieben. Trotzdem dürfte Trump not amused sein. Mit etwas Glück liegen sich die zwei Super-Egos bald heillos zerstritten in den Haaren, und die Republikaner beenden den Zollkrieg lieber selbst. Das wäre er dann, der Doppel-Wumms.
Sarah Brasack ist stellvertretende Chefredakteurin. In der Kolumne „Die Optimistin“ schreibt die 45-Jährige im Wechsel mit anderen Autorinnen über Dinge, die trotz verrückter Zeiten Anlass zu Hoffnung geben.