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Kommentar

Trumps Rückkehr
Wie wir nicht zum Kaninchen vor der Schlange werden

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Lesezeit 3 Minuten
Was anmutete wie ein albtraumhaftes Kasperle-Theater, war bei der Amtseinführung Donald Trumps leider überaus real.

Was anmutete wie ein albtraumhaftes Kasperle-Theater, war bei der Amtseinführung Donald Trumps leider überaus real.

Die Bilder von der Inauguration sind verstörend. Doch Dämonisierung hilft nicht weiter. Handeln wir lieber so, dass Donald Trump etwas dagegen hätte.

Es wäre noch untertrieben, die Bilder von der Inauguration Donald Trumps verstörend zu nennen. Der Hitlergruß von Elon Musk, selbstverständlich in voller Absicht. Das Gruselkabinett in der ersten Reihe: die reichsten und in Sachen Tech mächtigsten Männer der Welt, die sich beim alten, neuen Präsidenten mit Worten, Geldgeschenken und ersten Taten anbiedern – auf noch entfesseltere Gewinne spekulierend. Die eingeladenen Diktatoren, die erschienenen Rechtsaußen-Populisten. Was anmutete wie ein albtraumhaftes Kasperle-Theater, ist leider überaus real. Ebenso die Dekrete.

Welcher einigermaßen vernunftsbegabte Mensch wollte sich da nicht einfach am liebsten wieder ins Bett legen – zumindest temporär? Verständlich! Doch als Kaninchen vor der Schlange zu enden, ist keine Lösung. Resignation auch nicht, wie derzeit bei den Demokraten Amerikas zu beobachten, die sogar für Proteste zu gelähmt scheinen. Was könnte helfen?

Donald Trump mit mehr Gelassenheit begegnen

Mehr Gelassenheit, um an den verschobenen Kräftefeldern nicht zu verzweifeln. Das gilt nicht nur für Trump in den USA, sondern auch für seine Nacheiferer hierzulande. Also unbedingt mehr Gelassenheit auch gegenüber einer AfD, die für Aufmerksamkeit gezielt provoziert. Immer mehr Stöckchen werden weltweit hochgehalten, über wie viele davon muss man springen?

Trump und seine Vasallen zu dämonisieren, ist leicht, hilft aber ebenfalls nicht weiter. Stattdessen wäre hilfreich, zu verstehen, was sich die vielen Wähler von ihm versprochen haben — und was sich hierzulande Menschen von einer in Teilen gesichert rechtsextremen Partei versprechen. Verunsicherung, Inflation, Wohnungsnot, Existenz-Sorgen, Ungerechtigkeits-Empfinden: Alles Gift. Bei einigen kommt wohl auch das Gefühl hinzu, moralisch verurteilt und als Trottel von gestern geächtet zu werden.

Wo ist ein Teil von uns zu arrogant? Wie stellt die Politik mehr Gerechtigkeit her, werden Verwaltungen noch handlungsfähiger? Wann schafft es die Justiz besser, vielfach aktenkundige Straftäter von weiteren schlimmen Taten abzuhalten oder, wenn so beschlossen, auch wirklich abzuschieben? Angesichts eines amerikanischen Präsidenten, der nur die Stärke und das Recht des Stärkeren anerkennt, muss Deutschland vor allem seine eigene Stärke wiederfinden. Die Hausaufgaben?

Von Heuchlern wie Elon Musik und Donald Trump muss man sich weder einschüchtern noch für dumm verkaufen lassen
Sarah Brasack

Erstens: Probleme lösen, siehe Giftschrank. Klingt unendlich banal, ist real aber unendlich mühsam. Und doch kann und muss das besser gelingen.

Zweitens: Öffentlichen Zoff in der Regierung und zwischen koalierenden Parteien in Stadträten auf ein Minimum reduzieren. Auch das ist politische Verantwortung.

Drittens: Selbstbewusst auftreten. Von Heuchlern wie Elon Musk und Donald Trump, die zusammen 17 Kinder mit sechs verschiedenen Frauen haben, aber das traditionelle Familienbild propagieren, darf man sich weder einschüchtern noch für dumm verkaufen lassen.

Demonstrationen sind mehr als Symbolik

Viertens: Die komplett verpennte Regulierung der monopolistischen, zunehmend gefährlichen Plattformen entschlossen angehen. Wer auf dem deutschen oder europäischen Markt gute Geschäfte machen will, muss Regeln einhalten. Sonst gibt es Konsequenzen.

Die fürs Wochenende zahlreich angekündigten Demonstrationen, auch in Köln, sind mehr als nur Symbolik. Sie sind unendlich wichtig, um neuen Wind zu entfachen, Solidarität zu zeigen. Hier werden Menschen laut für die Überzeugung: Wer lauter brüllt, hat nicht recht. Unbarmherzigkeit ist keine Lösung. Populisten werden Deutschland nicht weiter spalten.

Amerika muss mit seinen Problemen allein fertig werden. Wie unsere politische Landschaft nach zwei wichtigen Wahlen in diesem Jahr aussieht, liegt in unserer Hand. Handeln wir so, dass Donald Trump etwas dagegen hätte.