Kiew – Die 24. Februar 2022. Olaf Scholz nennt den Tag einen „Wendepunkt“ in der europäischen Geschichte. Die russischen Truppen überfallen die Ukraine. Wladimir Putin spricht von „Entnazifizierung“, spricht von historischen Gebietsansprüchen, spricht von einer „militärischen Sonderaktion“. In Wahrheit ist es der erste Angriffskrieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.
Nun, ein Monat nach der Invasion der russischen Truppen, bleiben unglaubliches menschliches Leid, die Suche nach einer Lösung aus dem Krieg, zerstörte Städte und viel Solidarität mit der Ukraine. Es bleiben auch Eindrücke und Szenen, die in vier Wochen Krieg entstanden sind. Eine Sammlung von Fotos samt Kontext.
15. Februar: Bundeskanzler Olaf Scholz nimmt an Wladimir Putins Riesentisch Platz. Offiziell ist es der Antrittsbesuch des Bundeskanzlers, doch die drohende Lage an der russisch-ukrainischen Grenze dürfte das bestimmende Thema gewesen sein.
24. Februar: Kriegsausbruch. Ukrainische Truppen bereiten sich an der ukrainisch-russischen Grenze auf die Invasion vor.
27. Februar: Abschied am Bahnhof Kramatorsk, im Osten der Ukraine. Sinnbildlich für Zehntausende verabschiedet sich ein Ukrainer von seiner Freundin. Männer werden zum Kriegsdienst eingezogen, alle zwischen 16 und 60 Jahren dürfen die Landesgrenzen nicht mehr passieren.
27. Februar: Ein kilometerlanger Konvoi an russischen Truppen und Fahrzeugen hält auf Kiew zu. Es ist eine Drohlage, es wird eine Schlüsselschlacht um die ukrainische Hauptstadt erwartet, doch die Außenregionen Kiews sind hart umkämpft, und die russischen Truppen sind auch einen Monat nach Kriegsbeginn nicht ins Zentrum vorgestoßen.
28. Februar: Rosenmontag. Es ist ein ganz besonderer Tag in Köln. Nach zwei Jahren Corona sollte es endlich wieder ein bisschen Karnevalsgefühl in der Stadt geben. Doch zum Ausbruch des Krieges ist vielen die Lust am ausgelassenen Feiern vergangenen. Stattdessen findet eine großartige Friedensdemonstration statt. Geschätzt 250.000 Menschen versammeln sich am Kölner Chlodwigplatz, zeigen Blau und Gelb, bekunden ihre Solidarität, stellen sich gegen den Krieg. Es ist ein Moment gegen die Hilflosigkeit angesichts der russischen Invasion. Weltweit gibt es große Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine.
2. März: Schutz suchen. In vielen ukrainischen Städten heulen nicht nur an diesem Tag die Sirenen. Warnungen vor russischen Luftangriffen. Kiew hat eine der tiefst gelegensten U-Bahnen in Europa, hier suchen die Menschen Schutz.
4. März: Eine Ukrainerin posiert mit einer AK-47. In vielen Städten gibt es Ausbildungen an der Waffe, auch für die Zivilbevölkerung. Viele melden sich freiwillig, um den Kampf gegen die Russen aufzunehmen. Das Foto ist Teil einer ukrainischen „Werbekampagne“.
8. März: Russland und Ukraine haben sich auf die Einrichtung von sogenannten Fluchtkorridoren verständigt. Wie auf dem Foto in Irpin flieht die Zivilbevölkerung vor dem Krieg. Doch eine Rettung ist es längst nicht. Etwa in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist die Evakuierung von Zivilistinnen und Zivilisten durch anhaltenden russischen Beschuss nicht möglich. Die UNO schätzt die humanitäre Lage als „dramatisch“ ein.
9. März: Russische Truppen attackieren eine Klinik in Mariupol. Schwangere Frauen und Kinder werden verletzt. Weltweit verurteilen Politikerinnen und Politiker den Angriff und weitere Attacken auf Gesundheitseinrichtungen. Moskau spricht von militärisch wichtigen Zielen, doch Expertinnen und Experten sehen in dem Angriff ein Kriegsverbrechen.
11. März: Das „Z“, das russische Kriegszeichen, prangt an einem Panzer, der durch Mariupol rollt. Die Hafenstadt wird besonders hart von den Russen attackiert.
13. März: Der ukrainische Wolodymyr Selenskyj wird zu einer tragenden Figur. Immer wieder richtet er sich in Handyvideo-Botschaften an sein Volk und an die Welt, ruft zum Durchhalten auf, bittet um Unterstützung. Und er zeigt sich auch bei seinem Volk, wie auf diesem Foto, als er einen verletzten ukrainischen Soldaten im Krankenhaus besucht.
14. März: Millionen Menschen fliehen aus der Ukraine vor dem Krieg. Allein in Polen sind einen Monat nach Kriegsbeginn mehr als 2,2 Millionen Menschen angekommen. Die polnische Stadt Przemysl, hier wurde das Foto aufgenommen, liegt in der Nähe zur Grenze, hier kommen Zehntausende an, reisen weiter, auch nach Deutschland. Deutschland hat vier Wochen nach Kriegsbeginn mindestens 232.000 Geflüchtete aufgenommen, so die offiziell erfassten Daten, vermutlich sind es mehr, da nicht jede Person registriert wird.
14. März: Auf der Flucht sind vor allem Frauen mit Kindern, viele Männer sind in der Ukraine geblieben, um zu Kämpfen.
18. März: Währenddessen in Russland: Der russische Präsident Wladimir Putin lässt sich feiern. Am 18. März wehen die Fahnen, Putin feiert auf bizarre Weise den Jahrestag der Annexion der Krim. Im Moskauer Stadion Luzhniki läuft ein Konzert, Bilder der russischen Propaganda.
20. März: Kiew hält bislang Stand. Checkpoints wurden errichtet, Soldaten patrouillieren – und es entstehen kuriose Szene wie die Panzersperren vor einem Kirmeskarussell. Der Krieg kam plötzlich und brutal.
21. März: Über die Zahl der Toten seit Kriegsbeginn gibt es wenige gesicherte Informationen. Laut Ukraine sind mehr Zivilistinnen und Zivilisten getötet worden als Soldatinnen und Soldaten.
21. März: Russland setzt zum Schlag gegen Kiew an. Bei Raketenangriffen auf die ukrainische Hauptstadt wird das Retroville Einkaufszentrum dem Erdboden gleich gemacht. Doch ein Vorstoß ins Zentrums Kiew gelingt den Russen nicht.
23. März: Nach knapp vier Wochen Krieg in der Ukraine ist der Alltag längst durch einen neuen Alltag ersetzt. Das Foto zeigt einen Jungen, der an den Trümmern seiner ehemaligen Schule in Zhytomyr (nördliche Ukraine) vorbeiläuft.
24. März: Wie in so vielen Städten der Ukraine schlagen wieder Raketen ein. Das Kriegsende ist noch nicht in Sicht. Selenskyj ruft Putin immer wieder zu Gesprächen auf, Moskau lehnt ab. Zwar melden Unterhändler beider Seiten vorsichtige Verhandlungserfolge, doch der Alltag ist: Menschen sterben und Autos und Häuser, wie auf dem Bild aus Charkiw, werden zerstört.