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Geheime Kreml-Anweisungen geleaktWie Putins Staatsmedien über die Invasion in Kursk berichten sollen

Lesezeit 3 Minuten
Kremlchef Wladimir Putin bei einer Telefonkonferenz mit dem Gouverneur der Region Kursk. Die ukrainische Offensive in der Region läuft weiter.

Kremlchef Wladimir Putin bei einer Telefonkonferenz mit dem Gouverneur der Region Kursk. Die ukrainische Offensive in der Region läuft weiter.

Die ukrainische Offensive in der Region Kursk läuft weiter. Nach drei Tagen gibt es nun offenbar klare Vorgaben für die Medien im Land.

Drei Tage nach Beginn der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat der Kreml die russischen Staatsmedien instruiert, wie sie über die Gefechte auf russischem Hoheitsgebiet berichten sollen, das berichtet „Meduza“. Die Anweisungen seien am Donnerstagnachmittag zugestellt worden, erklärten demnach Insider aus den kremlfreundlichen Medien gegenüber dem russischen Exilmedium. Vermutlich habe der Kreml das Ausmaß der Offensive in Kursk zunächst unterschätzt, sagten die Quellen gegenüber „Meduza“ demnach.

Angriff auf Kursk: Kreml schickt Anweisungen an Staatsmedien

Die durchgesteckten Instruktionen lassen den Medien wenig Spielraum. Die kremltreuen Publikationen sollten die „Situation im Zusammenhang mit der Invasion in der Region Kursk nicht anheizen“, berichteten die Insider. Ihnen sei geraten worden, keinesfalls den Eindruck zu erwecken, es handele sich bei den Gefechten in Kursk um eine „neue Front“.

Gewünscht seien hingegen Vergleiche mit der Schlacht von Kursk im Zweiten Weltkrieg. Eine Offensive der Nazis im Jahr 1943 scheiterte damals in der Region, die Sowjetunion startete in der Folge eine Gegenoffensive. Der Kreml dürfte mit derartiger Propaganda also versuchen, seine ständigen Lügen über ein angebliches „Nazi-Regime“ in Kiew zu unterfüttern – und einen positiven Ausgang der Kämpfe für Russland in Aussicht zu stellen.

Putintreue Medien sollen nicht über das Atomkraftwerk in Kursk berichten

Über einen möglichen Angriff der ukrainischen Truppen auf das Atomkraftwerk in Kursk sollen die Staatsmedien unterdessen auf Wunsch des Kreml nicht berichten. Das Gefühl einer „nuklearen Bedrohung“ soll in der russischen Bevölkerung demnach nicht erzeugt werden.

Anstatt über das AKW sollen die russischen Medien eher über die „Erfolge der russischen Armee“ berichten. Bei Berichten über ukrainische Angriffe solle außerdem stets betont werden, dass dabei Zivilisten verletzt worden seien, berichtet „Meduza“ weiter. Noch besser sei es jedoch, die „Bemühungen“ des Kremls und von Wladimir Putin zu betonen, „die niemand in seiner Not allein lassen“ würden, heiß es demnach weiter.

Anweisung aus Moskau: „Bemühungen“ von Wladimir Putin betonen

Der Kremlchef hatte sich zuvor am Mittwoch erstmals zum ukrainischen Angriff auf Kursk geäußert und von einer „groß angelegten Provokation“ gesprochen. Am Donnerstag ließ sich Putin laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass vom Kursker Gouverneur Alexei Smirnow über die „Gesamtsituation“ in der Region unterrichten. Die Lage erfordere nun den „Mut“ Smirnows, erklärte Putin.

Die ukrainische Offensive setzte sich unterdessen auch am dritten Tag in Folge fort. Erneut gab es Berichte über ukrainische Landgewinne, zudem soll eine wichtige Messtation einer russischen Gaspipeline in der Region mittlerweile unter der Kontrolle ukrainischer Truppen sein, berichtet die „Washington Post“ unter Bezug auf die Angaben eines Kiewer Regierungsberaters.

Ukrainische Offensive in Kursk geht weiter: Gas-Messstation erobert

Die Regierung in der Ukraine macht bisher kaum Angaben zu der laufenden Offensive in Kursk – über die konkreten Ziele des Vorstoßes kann daher bisher nur gemutmaßt werden. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich dazu bisher nicht.

In seiner täglichen Ansprache erklärte Selenskyj am Donnerstag jedoch, Russland müsse die Folgen des von ihm ausgelösten Krieges spüren. Russland habe den Krieg über die Ukraine gebracht, nun solle es „spüren, was es getan hat“, sagte der Präsident, der die Offensive dabei allerdings nicht direkt erwähnte. Auch von anderen ukrainischen Stellen wird der am Dienstag begonnene Vorstoß weiterhin nicht kommentiert.