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„Maybrit Illner“Pistorius sieht „erbärmlichen Zustand“ bei Russland-Nachschub

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Verteidigungsminister Boris Pistorius hat sich im ZDF-Talk „Maybrit Illner“ ausführlich zur Situation in der Ukraine geäußert.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat sich im ZDF-Talk „Maybrit Illner“ ausführlich zur Situation in der Ukraine geäußert.

Welche Chancen hätte eine ukrainische Offensive und wie steht es um den russischen Nachschub? Die Runde bei „Maybrit Illner“ gibt Antworten.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hat sich am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ ausführlich zu einer möglichen Offensive der Ukraine gegen Russland, dem Nato-Beitritt der Ukraine und deutschen Waffenlieferungen geäußert. Pistorius geht davon aus, dass eine Entscheidung über den von der Ukraine gewünschten Nato-Beitritt erst nach Ende des russischen Angriffskriegs getroffen wird.

„Die Tür ist einen Spalt auf, aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, das jetzt zu entscheiden“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend im TV-Talk mit Maybrit Illner. Dazu müsse man „jetzt erstmal diesen Konflikt, diesen Angriff abwehren, und dann in der neuen Zeit muss man diesen Schritt genau abwägen“.

Da muss man mit kühlem Kopf und heißem Herzen entscheiden und nicht umgekehrt.
Boris Pistorius bei „Maybrit Illner“ über einen möglichen Nato-Beitritt der Ukraine

Das sei keine Frage, „die man jetzt mal eben so aus Solidarität trifft“, weil der Schritt eben Wirkung habe. „Da muss man mit kühlem Kopf und heißem Herzen entscheiden und nicht umgekehrt.“

Boris Pistorius erteilt Ukraine bei „Maybrit Illner“ Absage bei schnellem Natobeitritt

Wolodymyr Selenskyj hatte nach dem Besuch des Nato-Generalsekretärs Jens Stoltenberg gefordert, die Nato solle auf ihrem Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes ins westliche Militärbündnis freizumachen.

Sicherheitspolitik-Experte Dr. Frank Sauer, ebenfalls in der Donnerstag-Ausgabe von „Maybrit Illner“ zu Gast, räumte der Ukraine mit Blick auf die angekündigte Frühjahrs-Offensive gute Chancen ein. Denn die Ukraine habe „zwei Wunderwaffen“, so der Politikwissenschaftler: die eigene Kampfmoral und die russische Inkompetenz.

Politikwissenschaftler Frank Sauer glaubt an „zwei Wunderwaffen“ der Ukraine

Zwar habe „die russische Seite ausreichend Zeit sich vorzubereiten auf die Offensive“, die „natürlich antizipiert“ werden, allerdings könne die Ukraine auf „zwei Wunderwaffen“ setzen, so der Politikwissenschaftler. „Und das sind keine technischen Geräte, sondern A, die eigene Kampfmoral und B, die russische Inkompetenz.“ Wenn sich daran nichts ändern würde, habe die Ukraine eine „gute Chance, das zu erreichen, was ihr uns alle erhoffen“, so Sauer und spielte damit auf einen Verhandlungsfrieden an.

„Ich glaube, dass viele Leute fühlen, dass die ukrainische Nation mit jeder Bombe, die auf Städte geworfen wird, stärker wird. Die werden immer stärker, weil die sich jetzt aufbäumen“, stimmte Journalist und Autor Frederik Pleitgen dieser Einschätzung grundsätzlich zu. Er glaube, dass es von der Ukraine „sehr bald einen großen Push geben wird“.

Maybrit Illner: Runde um Boris Pistorius bespricht mögliche Offensive der Ukraine

Mit Blick auf die mögliche Offensive der Ukraine sagte Verteidigungsminister Pistorius, er halte begrenzte Angriffe der Ukraine auf russisches Territorium im Kampf gegen die Invasion für akzeptabel. Es sei „völlig normal“ in so einer militärischen Auseinandersetzung, „dass auch der Angegriffene ins gegnerische Territorium vorgeht, um beispielsweise Nachschubwege zu unterbinden“, so der SPD-Politiker bei „Maybrit Illner“. „Solange keine Städte, keine Zivilisten, keine zivilen Bereiche attackiert werden, wird man das notgedrungen akzeptieren müssen. Nicht gern, aber es gehört dazu, um Nachschubwege beispielsweise zu unterbinden.“

Pistorius machte deutlich, dass der Westen die Ukraine „solange es nötig ist“ unterstützen werden, bei seinen Entscheidungen über Waffenlieferungen an Kiew allerdings im Blick haben müsse, „wie dieser Krieg ausgetragen wird“. „Wenn die Ukraine bestimmte Typen von Bomben fordert, die weltweit geächtet sind, dann muss man nein sagen.“

Die Ukraine hatte Streumunition und Phosphor-Brandwaffen gefordert. Sauer ergänzte, Deutschland müsse sich schon „klar darüber werden, dass diese Hilfe jetzt nicht eine einmalige Sache war, um diesen Verteidigungskampf zu organisieren, sondern wir die Ukraine dauerhaft massiv militärisch ausgestattet und ausgerüstet werden müssen“.

Pistorius über russischen Nachschub: „Teilweise in erbärmlichen Zustand“

Mit Blick auf den Zustand der russischen Armee sagte Pistorius: „Wir wissen, dass das, was an Material jetzt nachgeschoben wird aus den Depots, teilweise in erbärmlichem Zustand ist. Teilweise buchstäblich steinalt – Panzer aus den 50er und 60er Jahren.“

Nicht genau abschätzen könne man, wie hoch die Produktionskapazität für neues Gerät sei. „Da spekuliert man über Zahlen im Dutzender- oder 20er-Bereich - aber in relativ langen Zeiträumen.“ Er sprach von einem „Blick in die Glaskugel“. Vor diesem Hintergrund betonte er, es sei wichtig, dass die Unterstützung für die Ukraine anhält.