Trotz möglicher Waffenruhe schlagen Putins Staatsmedien radikale Töne an – und nehmen Friedrich Merz und Deutschland ins Visier.
Purer Hass in Putins Staats-TV„Deutschland wird diesmal keine Chance bekommen“

Wladimir Solowjow gehört zu den prominentesten TV-Moderatoren in Russland. Am Sonntag hat er Deutschland und Friedrich Merz gedroht. (Archivbild)
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Die russischen Propagandamedien sind für schrille Töne bekannt – nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Seit der Invasion im Nachbarland liefern aber insbesondere die Moderatoren und Experten in den TV-Studios fast im Wochentakt neue Höhepunkte des Hasses. Auch nach Beginn der Gespräche zwischen Russland und den USA über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine hat sich das nicht geändert.
Am Sonntagabend lieferte mit Wladimir Solowjow einer der populärsten TV-Moderatoren des Landes erneut eine Tirade an Drohungen und Beschimpfungen – wohlgemerkt auf Rossija-1, dem nach „Perwy Kanal“ („Erster Kanal“) zweitgrößten TV-Sender des Landes.
Hass als Sonntagabendprogramm im russischen Staats-TV
In seiner Sendung bei dem staatlichen Sender nahm Solowjow diesmal auch Deutschland ins Visier. Das geht aus der Übersetzung von US-Journalistin Julia Davis hervor, die mit dem „Russian Media Monitor“ über die russische Propaganda berichtet. Auch der ehemalige Kiewer Regierungsberater Anton Geraschtschenko berichtete auf der Plattform X über die Sendung.
Angesichts der jüngsten Überlegungen europäischer Regierungschefs, einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine mit der Entsendung von Friedenstruppen abzusichern, erklärte der Moderator in der Sendung „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“, dass Deutschland auch ohne die Beteiligung an einem solchen Einsatz schnell in den Fokus rücken könnte.
Drohungen in Richtung Deutschland: „Taurus wird bereits ausreichen“
„Der Taurus-Marschflugkörper wird bereits ausreichen“, erklärte Solowjow. „Sie schenken unserem Präsidenten einfach zu wenig Aufmerksamkeit“, führte der Moderator aus. Kremlchef Wladimir Putin habe bereits klargestellt, dass Moskau auf den Einsatz westlicher Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele in Russland drastisch reagieren werde, erinnerte Solowjow seine Zuschauer.
Sollte Friedrich Merz, falls er Bundeskanzler wird, den Taurus tatsächlich an die Ukraine liefern, werde Deutschland „dieses Mal nicht mehr die Chance bekommen, als Staat weiterzuexistieren“, drohte Solowjow und spielte damit auf das Ende des Zweiten Weltkriegs an. Merz hatte zuvor bereits mehrfach erklärt, dass er Lieferung des Taurus als Kanzler in Betracht ziehen könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte diesen Schritt stets abgelehnt.
„All das wird damit enden, dass ihr zerstört werdet“
Michail Gorbatschow habe einen „törichten Fehler“ damit gemacht, die deutsche Wiedervereinigung zuzulassen, setzte Solowjow seine Tirade gegen Deutschland und Merz schließlich fort.
„Ich denke nicht, dass wir derartige Fehler wiederholen werden“, prophezeite der Propagandist. „Während Macron, Starmer und Merz sich über den Titel als ‚Verteidiger Europas‘ streiten, sollten sie verstehen: All das wird damit enden, dass ihr zerstört werdet“, fand er schließlich auch für Merz deutliche Worte.
Radikale Töne in Richtung Europa: „Wir werden euch alle töten“
Der Ton gegenüber Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Keir Starmer war im russischen Staats-TV am Sonntagabend unterdessen noch radikaler.

Kremlchef Wladimir Putin im Gespräch mit Wladimir Solowjow. (Archivbild)
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„Ihr wollt uns zu einem Waffenstillstand zwingen?“, fragte der Moderator in Richtung der beiden Regierungschefs. Russland habe stets Frieden im Sinn gehabt, aber Europa den Krieg „schon immer gewollt“, behauptete Solowjow weiter. „Sie träumen davon, Krieg gegen Russland zu führen.“
„Wenn es sein muss, marschieren wir bis nach Paris“
Macron sei „arrogant“, die Ukraine als „souveränes Land“ zu bezeichnen, sei aber „lustig“, führte Solowjow schließlich aus und unterstrich erneut die unter Moskauer Hardlinern weit verbreitete Haltung, dass das Nachbarland eigentlich kein Existenzrecht habe.
Dann wurde der Moderator vor seinem Millionenpublikum überdeutlich: „Schickt eure Truppen, wohin ihr wollt – wir werden euch alle töten. Genauso wie wir alle, die nach Kursk gekommen sind, getötet haben“, hieß es weiter von Solowjow, der seine Drohungen „alle zu töten“ noch einmal wiederholte und schließlich anfügte: „Wenn es sein muss, marschieren wir aber auch bis nach Paris.“
Martialische Worte auch bei Putins staatlichen Nachrichtenagenturen
Die martialischen Töne auf Rossija-1 decken sich derweil mit den jüngsten Wortmeldungen in anderen staatlichen russischen Medien. In einer Kolumne der Nachrichtenagentur Ria Novosti waren zuletzt ebenfalls kriegerische Worte zu lesen gewesen. Man werde „doppelt so viel“ ukrainisches Territorium als Rache für die monatelange Besetzung von Gebieten in Kursk erobern, drohte der Autor dort. „Und wir werden niemanden fragen“, hieß es weiter.
Die ukrainische Armee hatte im letzten August einen Teil des russischen Grenzregion Kursk unter ihre Kontrolle gebracht. Russlands Truppen benötigten Monate und die Unterstützung tausender Soldaten aus Nordkorea, um die Schmach hinter der eigenen Grenze zu beseitigen. In der letzten Woche gelang der Armee von Kremlchef Putin dann schließlich die weitgehende Rückeroberung der Gebiete.