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Soldaten verstecken sich im WaldSperrtruppen und Exekutionen – Lässt Putin seine Soldaten erschießen?

Lesezeit 4 Minuten
Wladimir Putin bei einem Truppenbesuch im Oktober 2022. Immer wieder gibt es Berichte über Sperrtruppen in der russischen Armee.

Wladimir Putin bei einem Truppenbesuch im Oktober 2022. Immer wieder gibt es Berichte über Sperrtruppen in der russischen Armee.

Bereits bei Stalin kamen Sperrtruppen zum Einsatz. Es gibt Indizien, dass Putins Armee auch auf Tötungskommandos setzt.

Die russischen Streitkräfte sollen bei den Gefechten rund um die ostukrainische Stadt Awdijiwka sogenannte Sperreinheiten einsetzen. Das berichtet der Sprecher der in der Vorstadt von Donezk stationierten ukrainischen Streitkräfte, Oberst Oleksandr Stupun, einem Bericht der „Kyiv Post“ zufolge.

Die „Zahl der russischen Deserteure“ und der Soldaten, die sich „weigern, offensive Operationen durchzuführen“, nehme weiter zu, erklärte Stupun demnach. Die russischen Kommandeure reagierten darauf mit „physischer Gewalt“ und hätten „Sperrtruppen“ eingesetzt, um die Soldaten „zum Kampf zu zwingen“, führte der Armeesprecher aus. Unabhängig überprüft werden können die Angaben derzeit nicht.

Fahnenflucht in Putins Armee: Prügelstrafen und Todesdrohungen

Seit Kriegsbeginn hat es allerdings immer wieder Deserteure innerhalb der russischen Armee gegeben. Der ukrainische Geheimdienst half manchen der russischen Soldaten eigenen Angaben zufolge aktiv bei der Flucht aus Russland. Besondere Prominenz erlangte dabei der Fall des Piloten Maxim Kuzminow, der samt seines Mi-8-Kampfhubschraubers übergelaufen war.

Auch über Prügelstrafen, psychische Gewalt und Todesdrohungen innerhalb der russischen Truppen hatte es mehrfach unbestätigte Berichte gegeben. Zuletzt hatte ein russischer Deserteur zudem vom Einsatz chemischer Waffen gesprochen.

Russische Sperrtruppen: „Diese Einheiten drohen, ihre eigenen Soldaten zu erschießen“

Anfang November berichtete das britische Verteidigungsministerium unterdessen erstmals über mutmaßliche Sperrtruppen bei der russischen Armee. Diese seien eingesetzt worden, um Soldaten, die wegen „niedriger Moral“ nicht kampfbereit seien, zur Rückkehr an die Front zu drängen.

Wladimir Putin im Gespräch mit Generalstabchef Valeri Gerasimow. (Archivbild)

Wladimir Putin im Gespräch mit Generalstabchef Valeri Gerasimow. (Archivbild)

„Diese Einheiten drohen, ihre eigenen sich zurückziehenden Soldaten zu erschießen, um Offensiven zu erzwingen“, erklärte das britische Ministerium. Bereits in früheren Konflikten habe die russische Armee Sperrtruppen eingesetzt, hieß es weiter. Es sei „wahrscheinlich“, dass die russischen Kommandeure die Tötung von Deserteuren „nach einer Warnung“ genehmigt hätten, berichtete London weiter. Diese Taktik zeuge von „geringer Qualität“ und „Disziplinlosigkeit“ der russischen Streitkräfte, hieß es.

Sperrtruppen und Exekutionen: Putins Armee ganz im Stile Josef Stalins?

Sperrtruppen wären die nächste historische Parallele, nachdem Russland teilweise bereits Weltkriegspanzer zum Einsatz in der Ukraine gebracht hat. Auch die Sowjetunion unter Diktator Josef Stalin setzte auf derartige Einheiten, um insbesondere die sogenannten „Schtrafbats“, wie die Strafeinheiten genannt wurden, an der Flucht von der Front zu hindern. „Jeden Flüchtenden und jeden Feigling zu erschießen“, lautete Stalins Befehl für die Sperreinheiten.

Auch heute setzt Russland für den Krieg gegen die Ukraine auf die Dienste Tausender Krimineller, denen der Kreml im Gegenzug für den Kampf in der Ukraine die Freiheit versprochen hat. Die Häftlingseinheiten gelten als schlecht ausgebildet und mangelhaft ausgerüstet, weshalb Fahnenflucht ukrainischen Angaben zufolge insbesondere bei diesen Truppen keine Seltenheit ist.

Tausende Russen sterben im „Fleischwolf“ rund um Awdijiwka

Verschärft wird die Lage für die russischen Soldaten in der Region um Awdijiwka durch den Einsatz der sogenannten „Fleischwolf“-Taktik, bei der Infanterie in großer Zahl an die Front geschickt wird. Für viele der Truppen bedeutete diese Zermürbungstaktik den sicheren Tod.

Zuletzt bezifferte die Ukraine die russischen Verluste in Awdijiwka auf zwischen 500 und 1000 Soldaten – pro Tag. Geprägt hatte den Begriff die Wagner-Gruppe bei dem monatelangen Gefecht rund um die Stadt Bachmut. Tausende zuvor von der Söldnergruppe angeworbene Häftlinge fanden dort den Tod.

Wladimir Putins „Hackfleisch“ versteckt sich im Wald

Innerhalb der russischen Truppen macht man aus der Taktik seitdem offenbar keinen Hehl mehr, wie ein Bericht von „Newsweek“ nahelegt. „Fleisch“ und „Hackfleisch“ seien sie innerhalb ihrer Militäreinheit genannt worden, berichteten desertierte russische Soldaten ihren Angehörigen dem US-Magazin zufolge.

Die fünf Männer, darunter ihr Sohn, seien wegen Fahnenflucht angeklagt worden, berichtete die Russin Elena Solodownikowa demnach. Die desertierten Soldaten würden sich seitdem in einem Waldstück verstecken – sowohl vor den ukrainischen, als auch vor den russischen Streitkräften.

Awdijiwka: Erneut Berichte über Exekutionen von russischen Soldaten

Die Gefechte rund um Awdijiwka dauern unterdessen weiterhin an. Nach zwei erfolglosen Angriffswellen in den letzten Wochen haben die russischen Streitkräfte in den letzten Tagen wieder mehr Angriffe auf die Donezker Vorstadt durchgeführt – und dabei Berichten zufolge „kleine Fortschritte“ gemacht, berichtete die „Kyiv Post“ am Montag. Erneut habe es unbestätigte Berichte über Exekutionen von kampfunwilligen russischen Soldaten in Putins Armee gegeben, hieß es weiter.