AboAbonnieren

Videos von beispiellosem Vorfall„Guten Tag“ – Russische Spezialeinheit stürmt Frachter nahe Türkei

Lesezeit 3 Minuten

Moskau veröffentlicht ein Video, das zeigen soll, wie russische Soldaten am vergangenen Sonntag die „Sukru Okan“ gestürmt haben.

Am vergangenen Sonntag (13. August) soll ein russisches Kriegsschiff nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau auf dem Schwarzen Meer ein Frachtschiff Richtung Ukraine mit Warnschüssen gestoppt haben. Nun hat das Ministerium entsprechende Video-Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen sollen, wie russische Soldaten den Frachter „Sukru Okan“ nahe der türkischen Küste geentert haben.

Zuvor hatte das russische Patrouillenboot „Wassili Bykow“ den Frachter, der unter der Flagge von Palau unterwegs war, zum Stoppen aufgefordert, hieß es weiter. Bestätigungen des Zwischenfalls von türkischer oder anderer Seite gab es zunächst nicht.

Beispielloser Vorgang im Schwarzen Meer: Russisches Schiff feuert Warnschüsse ab

Der Frachter sei um 6.40 Uhr Moskauer Zeit (5.40 Uhr MESZ) auf dem Weg in den ukrainischen Donauhafen Ismail gewesen und habe nicht auf Stoppsignale reagiert, gab das russische Militär an. Darauf seien Warnschüsse aus automatischen Waffen abgegeben worden. Das Schiff habe gestoppt. Mit einem Hubschrauber seien Soldaten zur Kontrolle der Fracht übergesetzt worden.

Die nun veröffentlichen Aufnahmen zeigen, wie die Besatzung des Frachters mit den Händen hinter dem Kopf auf dem Boden kniet, während die russischen Soldaten versuchen, sich mit der Crew auf Englisch mit deutlich hörbarem russischen Akzent zu verständigen.

Russische Spezialeinheit stürmt Frachter: „Warum haben sie nicht angehalten?“

„Guten Tag. Ich bin ein russischer Marineoffizier. Meine Aktion wird auf Video aufgezeichnet. Bitte filmen Sie meine Leute nicht“, hört man einen der Soldaten sagen. Daraufhin verlangte die russische Spezialeinheit, den Kapitän des Frachters zu sprechen. „Warum haben sie nicht angehalten?“, wollten die Russen den Aufnahmen zufolge bei dem beispiellosen Vorfall zudem wissen.

Zuvor waren in sozialen Netzwerken bereits andere Aufnahmen aufgetaucht, die zeigen sollen, wie die russische Spezialeinheit von einem Helikopter an Bord der „Sukru Okan“ abgesetzt wurde. Auch Crewmitglieder sind auf der Aufnahme zusehen, die unter anderem von einem Journalisten des „Wall Street Journal“ verbreitet wurde.

Russland stürmt Frachter dicht vor türkischer Küste

Als Ort des Zwischenfalls nannte das russische Ministerium nur grob den Südwesten des Schwarzen Meeres. Dem Online-Schiffstracker Vesselfinder zufolge fuhr die „Sukru Okan“ am Sonntagmorgen vor der türkischen Küste nach Norden und erreichte gegen Mittag bulgarische Hoheitsgewässer. Demnach dürfte sich der Vorfall dicht vor der türkischen Küste ereignet haben. Als Ziel der „Sukru Okan“ war bei Vesselfinder allerdings nicht Ismail, sondern Sulina in Rumänien verzeichnet.

Nach der Kontrolle konnte das Schiff die Fahrt zum ukrainischen Donauhafen Ismail fortsetzen. Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Moskau drohte an, alle Schiffe als feindlich zu betrachten, die die Ukraine anliefen. Die Warnschüsse gegen ein Handelsschiff haben die ohnehin schon große Besorgnis über die Gefahren einer Eskalation im Schwarzen Meer zuletzt verstärkt. (das/dpa)