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Angst vor weiteren Angriffen?Ukraine zerstört Überschall-Bomber – Putin versteckt restliche Tupolews am Polarkreis

Lesezeit 3 Minuten
Dieses vom Telegramkanal Sirena veröffentlichte Foto soll einen brennenden russischen Überschall-Bomber zeigen. In Moskau heißt es unterdessen, die Tupolev-22 sei bei einem ukrainischen Angriff lediglich „beschädigt“ worden.

Dieses vom Telegramkanal Sirena veröffentlichte Foto soll einen brennenden russischen Überschall-Bomber zeigen. In Moskau heißt es unterdessen, die Tupolev-22 sei bei einem ukrainischen Angriff lediglich „beschädigt“ worden.

Kiew meldet die Zerstörung eines russischen Überschall-Bombers. Moskau widerspricht – reagiert aber wohl trotzdem eilig.

Bei einem Angriff auf einen russischen Militärflugplatz ist offensichtlich ein russischer Überschall-Langstreckenbomber zerstört worden. Es habe sich um eine Maschine vom Typ Tupolew Tu-22M3 gehandelt, die ungenaue Marschflugkörper vom Typ Burja auf ukrainische Ziele abfeuern würde, teilte das britische Verteidigungsministerium am Dienstag (22. August) mit.

„Dies ist mindestens der dritte erfolgreiche Angriff auf einen Langstrecken-Flugplatz, was erneut Fragen über die Fähigkeit Russlands aufwirft, strategische Standorte tief im Landesinneren zu schützen“, erklärte das Ministerium.

Ukraine zerstört Überschall-Bomber auf Flugplatz tief in Russland

Der ukrainische Militärgeheimdienst sprach ebenfalls davon, dass mindestens ein strategischer Bomber zerstört worden sei. „Die Rede ist von der Vernichtung eines Bombers Tu-22M3 und von Schäden an mindestens zwei Bombern“, sagte Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow dem Internetsender Hromadske.

Der zerstörte Bomber sei startbereit gewesen. Davon zeugten die Einstiegsleiter für die Besatzung und der starke Brand von mutmaßlich vollen Treibstoffstanks auf den verbreiteten Bildern. Wer den Sabotageakt verübt habe, sagte Jussow nicht. „Wir kommentieren nicht, wer das getan hat, doch stellen wir fest, dass dies ein schwieriger Prozess ist“, sagte der Geheimdienstler.

Trotz Foto von brennendem Überschall-Bomber: Russland spricht von „Beschädigung“

Mehreren ukrainischen Medien zufolge haben Sabotagetrupps auf zwei russischen Militärflugplätzen vier oder fünf Flugzeuge zumindest beschädigt. Die Angriffe fanden am Samstag und Montag in den Gebieten Kaluga und Nowgorod statt. US-amerikanische Satellitenaufnahmen bestätigten Brandspuren zumindest auf einer Stellfläche für Flugzeuge auf dem Militärflugplatz Solzy im Gebiet Nowgorod.

Das russische Verteidigungsministerium hatte am Samstag mitgeteilt, eine ukrainische Drohne habe den Flugplatz Solzy im westrussischen Gebiet Nowgorod angegriffen. Dabei sei ein Brand ausgebrochen, wodurch eine Maschine „beschädigt“ worden sei. Der Telegramkanal Sirena veröffentlichte unterdessen ein Bild, das den Überschall-Bomber im Vollbrand zeigt.

Drohnenangriffe wohl teilweise von Russland aus gestartet

Das britische Ministerium verwies zudem auf russische Angaben, dass der Angriff von einer „helikopterähnlichen Drohne“ geflogen worden sei. „Wenn dies zutrifft, unterstreicht dies die Einschätzung, dass einige Drohnen-Angriffe auf russische Militärziele vom russischen Territorium aus gestartet werden“, hieß es in London weiter. Denn solche Drohnen hätten nicht genügend Reichweite, um bis Solzy zu gelangen, wenn sie außerhalb Russlands gestartet würden.

Darauf, dass der Überschall-Bomber wohl nicht wie von Moskau behauptet lediglich beschädigt wurde, deuten zudem am Dienstag von Planet Labs, einem Unternehmen für Erdbeobachtung, veröffentlichte Satellitenaufnahmen des Flugplatzes in Solzy hin. Aufnahmen, die vor dem ukrainischen Angriff gemacht wurden, zeigen mehrere Langstreckenbomber in ihren Parkpositionen. Auf späteren Bildern sind die Flugzeuge dann verschwunden.

Aus Angst vor weiteren Angriffen? Russland verlegt restliche Bomber offenbar an den Polarkreis

Der norwegischen Online-Zeitung „The Barent Observer“ zufolge hat Russland die zuvor auf dem Stützpunkt in Solzy stationierten Langstreckenbomber nach dem Angriff eilig auf den Stützpunkt Olenja auf der Halbinsel Kola im Polarkreis, also im nördlichsten Teil des Landes, verlegt.

Während Solzy lediglich rund 670 Kilometer von der Ukraine entfernt ist, beträgt die Entfernung von der ukrainischen Grenze nach Olenja rund 1800 Kilometer. Angriffe auf die dort stationierten Bomber dürften sich für die Ukraine also deutlich schwieriger gestalten.

Annalena Baerbock hält ukrainische Drohnenangriff für legitim

Zuletzt hat die Ukraine mehrere erfolgreiche Drohnenangriffe auf Ziele innerhalb der russischen Grenzen durchgeführt – auch auf die russische Hauptstadt Moskau. Im Kreml spricht man stets von angeblichen „Terrorakten“, durch das internationale Recht sind derartige Angriffe Experten zufolge jedoch gedeckt. Den jüngsten Angriff auf den Überschall-Bomber kommentierte der russische Präsident Wladimir Putin unterdessen bisher noch nicht.

Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bezeichnete die ukrainischen Angriffe auf Moskau am Dienstag als legitim. „Russland hat die Ukraine angegriffen“ und „die Ukraine verteidigt sich im Rahmen des internationalen Rechts“, sagte Baerbock bei einer Pressekonferenz mit ihrem estnischen Kollegen Margus Tsahkna in Berlin. Sie antwortete dabei auf die Frage einer Journalistin nach den zunehmenden Drohnen-Flügen über Moskau. (das/dpa)