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Wladimir Putin dürfte sich freuenViktor Orbán enthüllt Donald Trumps perfiden „Friedensplan“

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Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán zusammen mit Ex-US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen in Trumps Residenz in Mar-a-Lago.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán zusammen mit Ex-US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen in Trumps Residenz in Mar-a-Lago.

Orbán berichtet über Trumps Pläne. Weggefährten des Ex-Präsidenten warnen derweil vor Trump, der sogar Hitler bewundert habe.

Es sah aus wie ein Besuch unter engen Freunden: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán war am Wochenende in den USA zu Gast – und traf dort den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, nicht aber den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. Nach seiner Rückkehr hat Orbán nun Einblicke in sein Gespräch mit Trump gewährt, nachdem beide einander zuvor bereits überschwänglich mit öffentlichem Lob bedacht hatten. Trump sei ein „Präsident des Friedens“, erklärte Orbán – und äußerte sich im Gespräch mit dem ungarischen Sender „M1“ auch dazu, wie der Republikaner Russlands Krieg gegen die Ukraine beenden wolle.

„Er hat eine sehr klare Vision, der man kaum widersprechen kann“, erklärte Orbán über Trumps Pläne, den Krieg gegen die Ukraine zu stoppen. Der Republikaner hatte in der Vergangenheit mehrfach betont, er könnte den Krieg in Osteuropa innerhalb kürzester Zeit beenden. Trumps Weg zum Kriegsende scheint Orbáns Schilderung zufolge simpel zu sein – und dürfte Kremlchef Wladimir Putin gefallen.

Viktor Orbán schildert Donald Trumps Plan: „Deshalb wird der Krieg enden“

„Trump wird keinen einzigen Cent geben“, berichtete der Ungar. „Deshalb wird der Krieg enden, denn es ist offensichtlich, dass die Ukraine nicht auf eigenen Füßen stehen kann“, führte Orbán aus. „Allein können die Europäer diesen Krieg nicht finanzieren, dann ist der Krieg vorbei.“ Trumps „Friedensplan“ bedeutet demnach schlichtweg die Niederlage der Ukraine.

Auch hinsichtlich Trumps kürzlichen Drohungen, Nato-Länder nicht gegen einen etwaigen russischen Angriff verteidigen zu wollen, berichtete Orbán über die Gedanken des ehemaligen US-Präsidenten – und zeigte Verständnis für den Standpunkt des Amerikaners, der Orbáns Beschreibung zufolge an Schutzgelderpressung erinnert. Die Europäer sollten „entweder ihre eigene Armee aufbauen“ oder „den Amerikanern den Preis der Sicherheit zahlen, wenn sie die Amerikaner dafür nutzen“, beschrieb Orban der ungarischen Zeitung „Magyar Nemzet“ zufolge die Haltung des Amerikaners. Trump spreche „direkt und klar“, fügte Orban an.

Zuvor hatte Trump Mitte Februar für erheblichen Wirbel unter den Nato-Verbündeten gesorgt, als er erklärt hatte, sollten Nato-Mitglieder ihre finanziellen Beiträge nicht leisten, würde er Russland bei einem Angriff auf Europa „sogar dazu ermutigen, zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen.“ Für die Äußerungen hatte Trump sowohl in den USA als auch international heftige Kritik kassiert.

Viktor Orbán und Donald Trump: Lobeshymnen unter Putin-Verstehern

Bei dem Treffen von Orbán und Trump in der Residenz des Republikaners in Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida haben sich die beiden Politiker seit Freitag mit gegenseitigen Lobeshymnen bedacht. „Es gibt niemanden, der besser, klüger oder ein besserer Führer ist als Viktor Orbán – er ist fantastisch“, sagte Trump auf der Bühne des Clubs, wie ein Video zeigt, das Ungarns Premier auf seiner Facebook-Seite postete. „Er ist eine unumstrittene Figur, denn er sagt: So wird es sein und damit Schluss, nicht wahr? Er ist der Chef. Er wird auf der ganzen Welt respektiert“, fügte Trump hinzu.

„Wir Ungarn haben nur eines zu tun, nämlich ehrlich zuzugeben: Die Welt wäre besser und für Ungarn wäre es besser, wenn Herr Präsident Donald Trump (an die Macht) zurückkehren würde“, sagte Orban daraufhin in einer Videobotschaft auf Facebook. Während Trumps Amtszeit habe im Nahen Osten und in der Ukraine Frieden geherrscht. Diese Kriege gäbe es heute nicht, wenn Trump US-Präsident wäre, behauptete Orbán weiter und lobte zudem nach seiner Rückkehr aus den USA auch die Haltung Trumps im „Bereich Migration“ und bei „LGBTQ-Rechten“.

Weggefährten schildern Donald Trumps Bewunderung für Adolf Hitler

US-Präsident Joe Biden kritisierte das Treffen der beiden Politiker unterdessen am Wochenende in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC scharf. „Er ist Mitglied der Nato, aber er sagt, er glaubt nicht an Demokratie“, sagte Biden an Orbán gerichtet. Der US-Präsident verwies in diesem Kontext auch auf die Kommentare Trumps zur Nato von Mitte Februar, als der Republikaner die Nato-Beistandspflicht für säumige Bündnispartner infrage gestellt hatte. „Schauen Sie, was er tut“, mahnte Biden am Samstag mit Blick auf Trump. „Er ist gefährlich.“

Ex-US-Präsident Donald Trump führt Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán in seiner Residenz in Mar-a-Lago herum. Die beiden rechtspopulistischen Politiker haben sich bei Orbáns Besuch in den USA gegenseitig mit Lob überschüttet.

Ex-US-Präsident Donald Trump führt Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán in seiner Residenz in Mar-a-Lago herum. Die beiden rechtspopulistischen Politiker haben sich bei Orbáns Besuch in den USA gegenseitig mit Lob überschüttet.

Warnungen vor Trump kamen zu Wochenbeginn dann auch von ehemaligen Weggefährten des Republikaners, die im Gespräch mit „CNN“-Journalist Jim Sciutto anprangern, dass der Republikaner offene Bewunderung für Autokraten und Diktatoren zeige – bis hin zu Adolf Hitler. So warnte der ehemalige Stabschef von Trump, der pensionierte General John Kelly, der Republikaner sei nicht dazu geeignet, das Land bei möglichen Zusammenstößen zwischen Großmächten zu führen.

Donald Trump und Viktor Orbán unterstützen sich bereits seit Jahren gegenseitig

Trump habe während seiner ersten Amtszeit nicht nur Komplimente an Diktatoren wie Wladimir Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un verteilt, sondern auch Hitler für den „Aufbau der Wirtschaft“ gelobt, schilderte Kelly. Trump wollte dazu dem Bericht zufolge nicht inhaltlich Stellung nehmen – ein Sprecher erklärte gegenüber „CNN“ jedoch, Kelly habe sich „vollends zum Clown gemacht“ und solle sich „professionelle Hilfe“ suchen.

Trump und Orbán halten unterdessen regelmäßig öffentliche Lobreden übereinander. Der Ungar war der einzige Regierungschef eines EU-Landes, der sich bereits vor Trumps Wahl zum Präsidenten 2016 offen zur Unterstützung des Republikaners bekannte. Die beiden Rechtspopulisten haben politisch viel gemeinsam. Trumps ehemaliger Chefberater Steve Bannon bezeichnete den Ungarn einmal als „Trump vor Trump“. Orbán regiert in Ungarn schon seit 2010. Trump wiederum hat – wie nun erneut von seinem ehemaligen Stabschef beschrieben – ein Faible für Autokraten.

Viktor Orbán: Gute Beziehungen zu Wladimir Putin

Orbán pflegt derweil auch gute Beziehungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Die Sanktionen des Westens gegen Moskau wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine trägt er nur halbherzig mit. Sanktionsbeschlüsse der EU verwässert der Ungar regelmäßig mit Veto-Drohungen. Moskau erklärte am Montag, man haben sich mit den Äußerungen von Viktor Orbán „vertraut gemacht“. Derzeit habe man dazu jedoch nichts zu sagen, es sei „unklar, wie dieser Plan aussehen könnte“, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der staatlichen Agentur Tass lediglich mit. (mit dpa)