AboAbonnieren

Erstes persönliches GesprächXi telefoniert mit Selenskyj – und vermeidet das Wort „Krieg“

Lesezeit 3 Minuten
Der ukrainische Präsident Selenskyj setzt große Hoffnungen auf ein Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping.

Der ukrainische Präsident Selenskyj setzt große Hoffnungen auf ein Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping.

Trotz mehrfacher Versuche musste Wolodymyr Selenskyj mehr als ein Jahr auf das Telefonat mit Xi Jinping warten.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat ein Telefongespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geführt. Das teilte Selenskyj in Kiew mit. Auch chinesische Staatsmedien meldeten das am Mittwoch. Demnach sprachen die beiden Präsidenten über die „Ukraine-Krise“ und die bilateralen Beziehungen ihrer Länder.

Es ist das erste persönliche Gespräch, das Xi Jinping seit der russischen Invasion in die Ukraine vor mehr als einem Jahr mit Selenskyj geführt hat. In dem Konflikt gibt China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Rückendeckung, was Peking viel internationale Kritik einbringt.

Wolodymyr Selenskyj: „Langes und bedeutsames Telefongespräch mit Präsident Xi Jinping“

„Ich hatte ein langes und bedeutsames Telefongespräch mit Präsident Xi Jinping“, teilte Selenskyj im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Der 45-Jährige hofft, dass dieser Kontakt den bilateralen Beziehungen einen „starken Impuls“ verleihen wird. Kiew hatte dieses Telefonat bereits vor Wochen unmittelbar nach dem Besuch von Xi in Moskau erwartet.

Laut einer Zusammenfassung des Gesprächs, die von den staatlichen chinesischen Nachrichtenmedien veröffentlicht wurde, erwähnte der chinesische Präsident Russland in dem Gespräch nicht – und benutzte auch das Wort „Krieg“ nicht.

Xi Jinping vermeidet das Wort „Krieg“

Stattdessen wiederholte Xi offenbar die Argumente, die Peking bereits in der Vergangenheit vorgebracht hatte. Chinas „Kernposition“ bestehe demnach darin, „Frieden und Gespräche zu fördern“. Xi sagte den chinesischen Medien zufolge auch, dass die „gegenseitige Achtung der Souveränität und territorialen Integrität“ die „politische Grundlage der chinesisch-ukrainischen Beziehungen“ sei.

Zudem wolle Peking demnach auch einen „Sondervertreter der chinesischen Regierung für eurasische Angelegenheiten“ in die Ukraine und andere Länder entsenden. Dieser solle dann „mit allen Parteien eingehende Gespräche über die politische Beilegung der Ukraine-Krise führen“, hieß es.

Xi Jinping will „Sondervertreter für eurasische Angelegenheiten“ entsenden

Seit Beginn der russischen Invasion vor 14 Monaten hatte Kiew wiederholt Interesse an einem Gespräch mit Xi bekundet. Der chinesische Präsident besuchte allerdings zuerst einmal den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Frühjahr dieses Jahres in Moskau. Erst nun griff er für Selenskyj zum Telefonhörer.

Die Position Pekings sorgt seit Kriegsbeginn immer wieder für Kritik im Westen. Zuletzt hatte der chinesiche Botschafter in Frankreich, Lu Shaye, für Wirbel gesorgt, weil er die Souveränität postsowejetischer Staaten wie der Ukraine infrage gestellt hatte.

Bundesregierung verschärft Ton gegenüber China

Auch die deutsche Bundesregierung hat den Ton gegenüber China zuletzt verschärft. Bei einem Besuch in Peking geriet Außenministerin Annalena Baerbock mit ihrem Amtskollegen Qin Gang aneinander. „Ich muss offen sagen, dass ich mich frage, warum China den Aggressor Russland bislang nicht aufgefordert hat, den Krieg zu stoppen“, erklärte Baerbock – und bekam prompt einen Konter von Qin: „Was China am wenigsten braucht, ist ein Lehrmeister aus dem Westen.“

Trotz der bestehenden Differenzen will sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Juni mit Chinas Regierungschef Li Qiang in Berlin treffen. Eine chinesische Delegation solle am 20. Juni in der Hauptstadt eintreffen, berichtet der „Spiegel“. (mit dpa)