Immer wieder attackiert die Ukraine Öldepots – nun ist Kiew ein Schlag gegen einen besonders wichtigen Stützpunkt geglückt.
„Engels on fire, defense is terrified“Öldepot in Flammen – Ukraine gelingt Schlag gegen russischen „Schlüsselpunkt“
Ein ukrainischer Drohnenangriff hat in der russischen Region Saratow an der Wolga ein strategisch wichtiges Öldepot in Brand gesetzt. Das bestätigten russische Telegram-Kanäle, während der Gouverneur der Region, Roman Bussargin, nur unbestimmt von einer Industrieanlage sprach. Herabstürzende Trümmerteile hätten die Anlage in der Stadt Engels getroffen.
Die Städte Saratow und Engels an der Wolga seien in der Nacht einem massiven Drohnenangriff ausgesetzt gewesen, hieß es weiter. Am Stadtrand von Engels liegt der Luftwaffenstützpunkt Engels-2, auf dem Russland einen Teil seiner strategischen Langstreckenbomber stationiert hat.
Freude in Kiew: „Ein weiteres russisches Öldepot wurde getroffen“
Oleksandr Kamyschin, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, äußerte sich ebenfalls zu dem Angriff auf das Öldepot. „Engels on fire, your defense is terrified“, schrieb Kamyschin auf der Plattform X und veröffentlichte ein Foto und Videoaufnahmen, die den Großbrand in Saratow zeigen sollen. „Ein weiteres russisches Öldepot, das einen Militärflugplatz versorgte, wurde durch Langstreckenwaffen getroffen“, fügte Kamyschin an.
Der Selenskyj-Berater spielte mit seinen Worten, die auf Deutsch so viel wie „Engels steht in Flammen, eure Verteidigung ist verängstigt“ bedeuten, auf den Popsong „Freed from Desire“ an, der sich unter Fußballfans großer Beliebtheit erfreut und je nach Anlass für Gesänge umgetextet wird.
Ukraine sieht in Stützpunkt in Engels einen „Schlüsselpunkt im Krieg“
Der Leiter der Militärprogramme des Zentrums für Globalistik, Petro Lakiytschuk, bezeichnete den Stützpunkt laut der Nachrichtenagentur Unian als einen der „Schlüsselpunkte im Krieg gegen die Ukraine“, und erklärte so die ausgeprägte Freude über den erfolgreichen Schlag in Kiew. Die Neutralisierung des Stützpunktes in Engels durch die Verteidigungskräfte sei von großer Bedeutung, erklärte Lakiytschuk.
In Engels wurde unterdessen am Nachmittag in der Stadt der Katastrophenfall ausgerufen. Zwei Feuerwehrleute seien im Einsatz getötet worden, ein dritter schwer verletzt ins Krankenhaus gekommen, teilte Bussargin mit. Auch der ukrainische Generalstab in Kiew bestätigte die Attacke.
Katastrophenfall in Engels nach ukrainischem Angriff ausgerufen
Das getroffene Treibstofflager versorge unter anderem den Fliegerhorst, von dem aus Kampfflugzeuge die Ukraine mit Marschflugkörpern angreifen. Die Zerstörung des Öldepots führe „zu ernsten logistischen Problemen“ für die strategischen Luftstreitkräfte Russlands und schränke deren Möglichkeiten zu Angriffen auf die Ukraine ein, hieß es aus Kiew.
Das Verteidigungsministerium in Moskau schrieb bei Telegram, dass in der Nacht 32 ukrainische Drohnen über sieben russischen Gebieten und dem Asowschen Meer zerstört worden seien – elf davon über der Region Saratow. Russland hat nach eigenen Angaben schon mehrfach im Gebiet Saratow ukrainische Drohnen abgefangen.
Ukraine wehrt russische Drohnenangriffe ab
Die ukrainische Luftwaffe teilte ihrerseits mit, dass Russland nachts mit 64 Drohnen angegriffen habe. Davon seien 41 abgeschossen worden. Von 22 sei die Ortung verloren gegangen, was zumeist auf elektronische Abwehr zurückzuführen ist. Ein Teil der von Russland eingesetzten Drohnen soll dabei ohne Sprengstoff eingesetzt worden sein, mit dem Ziel, die ukrainische Flugabwehr abzunutzen.
Die Ukraine verteidigt sich seit fast drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Als Teil ihres Abwehrkampfes greift sie dabei auch immer wieder Ziele in Russland an. Der Kiewer Generalstab berichtete auch von einem Präzisionsschlag gegen eine russische Kommandostelle in der Stadt Charzysk im besetzten ostukrainischen Gebiet Donezk. Die russische Seite bestätigte ohne Details einen Angriff mit Raketenartillerie auf die Stadt. (das/dpa)