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Top-General, Nichte, Bestseller-Autor„Er ist Faschist durch und durch“ – Heftiger Gegenwind für Trump

Lesezeit 5 Minuten
Ex-US-Präsident Donald Trump grinst bei einem Wahlkampftermin in Las Vegas am Wochenende in die Kamera. Der ehemalige Top-General der US-Armee, Mark Milley, hat Trump als „Faschist“ bezeichnet.

Ex-US-Präsident Donald Trump grinst bei einem Wahlkampftermin in Las Vegas am Wochenende in die Kamera. Der ehemalige Top-General der US-Armee, Mark Milley, hat Trump als „Faschist“ bezeichnet.

Das neue Buch von Top-Journalist Bob Woodward sorgt weiter für Wirbel im US-Wahlkampf. Trumps Nichte meldet sich ebenfalls zu Wort.

Die Kritik an Donald Trump in den USA wird lauter – und kommt erneut auch von einstigen Weggefährten und aus Trumps eigener Familie. Für besonderes viel Wirbel sorgt dabei weiterhin das bald erscheinende Buch von Watergate-Journalist Bob Woodward. Nachdem zunächst die Beschreibung von Trumps angeblich inniger Beziehung zu Kremlchef Wladimir Putin in der letzten Woche für Aufsehen gesorgt hatte, kommen nun immer mehr Inhalte des Buchs ans Licht, darunter auch deutliche Worte von Trumps einstigem Top-General Mark Milley.

Der ehemalige Generalstabschef der US-Armee lässt in dem Buch kaum ein gutes Haar an dem früheren US-Präsidenten, zu dessen Amtszeit Milley Armeechef war, das berichteten mehrere US-Medien. „Er ist jetzt die gefährlichste Person für dieses Land“, sagte Milley demnach gegenüber Woodward. „Ich hatte einen Verdacht, als ich mit Ihnen über seinen geistigen Verfall und so weiter sprach, aber jetzt ist mir klar, dass er durch und durch Faschist ist“, fügte Milley an.

Ehemaliger US-Armeechef bezeichnet Donald Trump als „Faschisten“

Es ist nicht das erste Mal, dass der ehemalige Top-General scharfe Kritik an dem Republikaner äußert, der ihn einst an die Spitze des Generalstabs berufen hatte. So beklagte Milley bereits 2020 in einem nie abgeschickten Rücktrittsschreiben, Trump habe den USA „großen und irreparablen Schaden zugeführt“. In seiner Abschiedsrede im Jahr 2023 sprach Milley dann von Trump als „Möchtegern-Diktator“, wie „Axios“ berichtete.

Der damalige US-Generalstabschef Mark Milley zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump bei einer Besprechung im Weißen Haus im Jahr 2020.

Der damalige US-Generalstabschef Mark Milley (l.) sitzt neben dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump bei einer Besprechung im Weißen Haus im Jahr 2020.

Nun fürchtet der Ex-General die Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus – auch aus persönlichen Gründen. So erklärte Milley gegenüber Woodward, dass Trump ihn wieder „in Uniform berufen“ und vor ein Kriegsgericht stellen könnte.

Donald Trump bringt Todesstrafe für pensionierte Militäroffiziere ins Spiel

„Er sagt es, und das sagt nicht nur er, sondern auch die Menschen um ihn herum“, erklärte Milley mit Blick auf vorherige Äußerungen von Trump und dessen Umfeld. Laut der „Washington Post“ hatte Trump zuvor den Wunsch geäußert, pensionierte Militäroffiziere vor ein Kriegsgericht zu stellen – und dabei auch die Todesstrafe ins Spiel gebracht.

Während das bald erscheinende Buch von Reporter-Legende Woodward weiterhin für Wirbel sorgt, bekam Trump auch aus der eigenen Familie am Wochenende erneut heftigen Gegenwind. Ihr Onkel sei ein „Heuchler der Spitzenklasse“, kritisierte Trumps Nichte Mary den Republikaner in ihrem Blog am Wochenende.

Donald Trumps Nichte nennt ihren Onkel „Heuchler der Spitzenklasse“

Trump hatte zuvor dem US-Sender CBS vorgeworfen, ein Interview mit seiner demokratischen Kontrahentin zu deren Gunsten bearbeitet zu haben. CBS müsse deshalb die Sendelizenz entzogen werden, polterte Trump einem Bericht des Magazins „Newsweek“ zufolge.

Mary Trump, die bereits 2020 ein kritisches Buch über ihren Onkel veröffentlicht hatte, kritisierte nun, dass zuvor auch Interviews mit Trump „bearbeitet“ worden seien, „um ihn besser aussehen zu lassen“. Trumps Nichte verwies dabei auf einen Artikel der Zeitung „The New Republic“, die im Juni berichtet hatte, dass Trumps einstiger Haussender Fox News ein Interview mit dem Republikaner nachträglich bearbeitet habe, damit Trump darin „normaler klingt“.

US-Wahlkampf: Trumps wirre Worte wecken Zweifel an Geisteszustand

Die oftmals kaum nachvollziehbaren Antworten und Wortmeldungen Trumps haben in den letzten Wochen immer wieder für Irritationen gesorgt – und Zweifel am geistigen Zustand des Republikaners geweckt. Trump selbst erklärte seine mitunter wirren Worte unterdessen zur Kunstform: Es handele sich um „Verweben“, erklärte der 78-Jährige mehrfach und versicherte: „Ich rede keinen Unsinn.“

Zweifel daran gibt es allerdings offenbar auch bei vielen amerikanischen Prominenten. Nachdem zuletzt die Schauspielerin Whoopi Goldberg scharfe Kritik an Trump geäußert hatte, positionierte sich am Wochenende auch US-Bestsellerautor Stephen King, der bereits seit den 1970er Jahren Unterstützer der Demokraten ist, eindeutig gegen Trump.

Stephen King vs. Donald Trump: „Hat völlig den Faden verloren“

„Dieser Mann hat völlig den Faden verloren“, schrieb der Horror-Autor über einen Ausschnitt von einer Wahlkampfkundgebung Trumps in Michigan. Die Ausführungen des Republikaners in dem kurzen Video waren unzusammenhängend und nur schwer nachvollziehbar – was Trump selbst vermutlich als gelungenes „Verweben“ bezeichnen würde. Bestsellerautor King scheint das anders zu sehen: „Wählen Sie nicht Trump“, riet er angesichts der Ausführungen des Republikaners seinen mehr als sieben Millionen Followern im sozialen Netzwerk X.

Trumps Wahlkampfteam äußerte sich nicht zu den Äußerungen des Autors, auch die Kritik von Nichte Mary Trump ließen die Republikaner bisher unkommentiert. Auf die Äußerungen des ehemaligen Top-Generals Milley reagierte das Trump-Lager unterdessen – auf die mittlerweile übliche schrille Art und Weise.

Trump-Lager bezeichnet Top-General als „wokes Wrack“

„Das woke Wrack Mark Milley leidet eindeutig unter dem Trump-Geistesstörungssyndrom“, erklärte Sprecher Steven Cheung gegenüber dem US-Magazin Newsweek. „Das ist keine Überraschung, dass er mit einem abgehalfterten Romanautor wie Bob Woodward verkehrt, um Lügen und Fehlinformationen zu verbreiten“, fügte der Pressesprecher von Trump an.

Woodward gehört zu den profiliertesten Journalisten in den USA. Der US-Journalist berichtet seit 50 Jahren über die verschiedenen US-Präsidenten. In den 1970er Jahren wurde er zusammen mit seinem „Washington Post“-Kollegen Carl Bernstein durch die Recherchen zur Watergate-Abhöraffäre um Präsident Richard Nixon weltberühmt. Seitdem hat er immer wieder Enthüllungsbücher über US-Präsidenten veröffentlicht – darunter mehrere über Donald Trump.

Harris und Trump liegen in den Umfragen zur Wahl am 5. November Kopf an Kopf. Eine jüngste Umfrage des „Wall Street Journals“ sah Harris mit knappem Vorsprung in vier der sieben umkämpftesten Bundesstaaten, doch lagen alle innerhalb der Fehlermarge.