AboAbonnieren

Buch von Watergate-JournalistWutanfall bei Trump, Empörung in Moskau – Harris teilt nach neuen Enthüllungen aus

Lesezeit 4 Minuten
Der frühere US-Präsident Donald Trump soll nach seiner Amtszeit mindestens siebenmal mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert haben. Der Republikaner weist die Behauptungen zurück. (Archivbild)

Der frühere US-Präsident Donald Trump soll nach seiner Amtszeit mindestens siebenmal mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert haben. Der Republikaner weist die Behauptungen zurück. (Archivbild)

Die Enthüllungen über Trump und Putin sorgen für Wirbel – in den USA und Moskau. Auch in Trumps Partei gibt es Gegenwind.

Es schlug ein wie eine Bombe: Nach den neusten Enthüllungen von Watergate-Journalist Bob Woodward über die Beziehung zwischen dem früheren US-Präsidenten Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin, gibt es scharfe Reaktionen – in den USA, aber auch aus dem Kreml. Am Dienstag waren erste Berichte über Woodwards kommendes Buch „War“ in den USA veröffentlicht worden.

Demnach haben Trump und Putin nach der Amtszeit des Republikaners mindestens siebenmal miteinander telefoniert. Außerdem soll Trump den Kremlchef zu Beginn der Corona-Pandemie heimlich mit Covid-Tests versorgt haben. Die Enthüllungen schlagen in den USA nun hohe Wellen.

Kamala Harris reagiert auf Woodward-Enthüllungen über Trump und Putin

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris reagierte noch am Dienstag in einem Radio-Interview auf die heimliche Lieferung von Corona-Tests, die mittlerweile vom Kreml bestätigt wurde.

Jeder in den USA habe sich damals um Corona-Tests gerissen, Hunderte seien gestorben, erklärte Harris und fügte an: „Und dieser Typ schickt sie nach Russland, zu einem mörderischen Diktator für seinen persönlichen Gebrauch?“ Dies sei nur das „jüngste krasse Beispiel dafür, wer Trump ist“, teilte Harris weiter gegen Trump aus.

„Ich glaube, dass Donald Trump den Wunsch hat, ein Diktator zu sein“

Auch bei ihren Auftritten in US-Talkshows kritisierte die Demokratin ihren republikanischen Kontrahenten am Dienstag mit scharfen Worten. Die heimliche Unterstützung für Putin müsse man im Kontext von Trumps „Liebesbriefen an Kim Jong-un“ betrachten, sagte Harris.

„Ich glaube, dass Donald Trump den Wunsch hat, ein Diktator zu sein“, führte die Demokratin aus. „Er bewundert starke Männer und lässt sich von ihnen ausspielen, weil er denkt, dass sie seine Freunde sind, während sie ihn ganztägig manipulieren“, fügte die Demokratin an, die bei X zudem ein Video über Trumps Beziehung zu Putin veröffentlichte.

Donald Trump reagiert mit Wutausbruch auf Worte von Harris

Trumps Zorn weckte Harris jedoch nicht mit ihren Bemerkungen über die Beziehung des Republikaners zu Kremlchef Putin. Stattdessen lieferte Trump einen seiner bekannten Wutausbrüche in dem von ihm mitgegründeten sozialen Netzwerk Truth Social, weil Harris zuvor betont hatte, dass sie in den letzten Jahren nichts anders gemacht hätte als der amtierende US-Präsident Joe Biden.

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris im TV-Studio bei der Aufzeichnung der ABC-Sendung „The View“. (Archivbild)

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris im TV-Studio bei der Aufzeichnung der ABC-Sendung „The View“. (Archivbild)

„Die verlogene Kamala, die in jeder Show als ‚Dummkopf‘ entlarvt wird, hat (…) gerade erklärt, sie hätte nichts anders gemacht als der betrügerische Joe Biden, der SCHLECHTESTE PRÄSIDENT IN DER GESCHICHTE DER VEREINIGTEN STAATEN“, polterte Trump daraufhin am späten Dienstagabend los. Es sei „ihre bisher dümmste Antwort“ gewesen, fügte der Republikaner an. Die Journalisten, mit denen Harris gesprochen hatte, beleidigte Trump derweil als „degeneriert“ und „dumme Frauen“.

Donald Trump poltert gegen Kamala Harris – und der Kreml auch

Auch aus Moskau kam unterdessen eine Reaktion – sowohl auf Woodwards Enthüllungen als auch auf Harris’ Aussagen dazu. So räumte der Kreml die heimliche Lieferung von Corona-Tests zu Pandemie-Beginn ein, dementierte jedoch die Angaben über die regelmäßigen Telefonate zwischen Putin und Trump. Das sei eine „typisch falsche Wahlkampfgeschichte“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut russischen Medien.

Wladimir Putin und Donald Trump beim Handschlag. Der Kreml hat Berichte über angebliche Telefonate zwischen Putin und Trump nach dessen Ausscheiden aus dem Amt 2021 dementiert.(Archivbild)

Wladimir Putin und Donald Trump beim Handschlag. Der Kreml hat Berichte über angebliche Telefonate zwischen Putin und Trump nach dessen Ausscheiden aus dem Amt 2021 dementiert.(Archivbild)

Deutlicher wurden Moskaus Vertreter schließlich angesichts Harris’ Bezeichnung Putins als „mörderischer Diktator“. Die russische Botschaft in Washington veröffentlichte in ihrem Telegram-Kanal ein wütendes Statement zu den Aussagen der US-Vizepräsidentin. Man sei „empört über die inakzeptablen Äußerungen“ von Harris, teilte die Botschaft mit.

Harris nennt Putin „mörderischen Diktator“ – Empörung in Russland

„Wir müssen feststellen, dass die rüpelhafte Sprache unter den derzeitigen sogenannten amerikanischen Staatsmännern zur Gewohnheit geworden ist“, hieß es weiter. „Diese Art von Eskapaden beleidigen das gesamte russische Volk, das eine unerschütterliche Einheit um den Führer unseres Landes demonstriert“, so das Statement der Botschaft.

Das Buch „War“, das mit den Enthüllungen die mitunter schrillen Reaktionen provoziert hat, erscheint am 15. Oktober in den USA, drei Wochen vor der Wahl, bei der am 5. November Trump für die Republikaner und Harris für die Demokratische Partei gegeneinander antreten.

Donald Trump bekommt Gegenwind – auch aus der eigenen Partei

Der US-Journalist berichtet seit 50 Jahren über die verschiedenen US-Präsidenten. In den 1970er Jahren wurde er zusammen mit seinem „Washington Post“-Kollegen Carl Bernstein durch die Recherchen zur Watergate-Abhöraffäre um Präsident Richard Nixon weltberühmt. Seitdem hat er immer wieder Enthüllungsbücher über US-Präsidenten veröffentlicht, darunter mehrere über Trump.

Der Republikaner sieht sich im Wahlkampf nicht nur den neuen Enthüllungen ausgesetzt, sondern auch immer mehr Ablehnung aus der eigenen Partei. Nachdem zuvor bereits prominente Republikaner scharfe Kritik an Trump geübt hatten, deuteten nun auch Senator Mitt Romney an, dass er für Harris und nicht für seinen Parteikollegen stimmen werde.

„Ich habe es sehr deutlich gemacht, dass ich nicht will, dass Trump der nächste Präsident der USA wird“, erklärte Romney am Dienstag bei einer Veranstaltung in seinem Heimatbundesstaat Utah. „Sie müssen nun die sehr schwierige Berechnung machen, was das bedeuten könnte“, antwortete Romney auf die Frage aus dem Publikum, was ihn davon abhalte, Harris zu unterstützen – und sorgte damit für Lacher im Saal.