- Wolfgang Bosbach hat Werner Hansch nach einem Autounfall 5000 Euro geliehen.
- Jetzt steckt der CDU-Politiker selbst in der Bredouille. Die Opposition wirft ihm „Kumpelei“ vor.
- Bosbach selbst erhebt nun schwere Vorwürfe gegen Hansch. Er habe ihn für eine ehrliche Haut gehalten. „Da habe ich mich schwer getäuscht“, so Bosbach.
Düsseldorf – Die „Regierungskommission für mehr Sicherheit in NRW“ kommt regelmäßig zusammen, um neue Strategien für einen wehrhaften Rechtsstaat zu entwickeln. Am Dienstag wird sich das Gremium mit einem ungewöhnlichen Thema beschäftigen. Der Chef der Kommission, Wolfgang Bosbach, wird in eigener Sache sprechen.
Die SPD erhebt schwere Vorwürfe gegen den CDU Politiker und verlangt dessen Abberufung. Bosbach soll bereit gewesen sein, dem Radiomoderator Werner Hansch dabei zu helfen, einen Unfall unter Alkohol-Einfluss zu vertuschen. „Damit ist er kein glaubwürdiger Vertreter der Inneren Sicherheit. Das ist schlicht Amigo-Justiz“, sagte Innenexperte Sven Wolf.
Wolfgang Bosbach leiht Werner Hansch 5000 Euro
Bosbach hatte dem Fußball-Experten 5000 Euro geliehen. Der CDU-Politiker erklärt, er sei von Hansch angelogen worden. Um an das Geld zu kommen, habe er behauptet, nach dem angeblichen Unfall Geld zu benötigen. Der Zusammenstoß war aber offenbar erfunden. „Ich habe Werner Hansch für eine ehrliche Haut gehalten. Für einen Typen aus dem Ruhrgebiet, auf dessen Wort man zählen kann. Da habe ich mich schwer getäuscht“, sagte Bosbach dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Bosbach und Hansch kennen sich seit mehreren Jahren. Der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete hielt 2017 eine Laudatio auf Hansch, als dieser den „Steiger-Award“ bekam. „Im Mai 2018 nahm mich Hansch nach einer Veranstaltung in Schwäbisch Gmünd zur Seite“, erzählt der Unionspolitiker aus Bergisch Gladbach. „Hansch berichtete mir unter Tränen, dass er in einer finanziellen Notlage sei. Er habe einen Unfall gebaut und benötige jetzt 20 000 Euro, um den Schaden des Unfallgegners zu regulieren“.
Wolfgang Bosbach: „Er tat mir leid“
Der Moderator habe Bosbach zudem gesagt, er sei schon einmal in Dortmund an einem Verkehrsunfall beteiligt gewesen. Ein schwerer Zusammenstoß, bei dem ein Mensch ums Leben gekommen war. „Deshalb sei er jetzt in großer Angst, dass er erneut in die Schlagzeilen geraten würde. Aus diesem Grund habe er die Polizei nicht einschalten wollen“, so Bosbach. Hansch habe berichtet, vor dem Unfall „etwas getrunken“ zu haben. Von „schwer betrunken“ aber sei nie die Rede gewesen.
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Er habe sich von dem Reporter überrumpeln lassen, sagte Bosbach. Dieser habe ihm die Sorge vorgespielt: „»Kommt die Polizei, stehe ich morgen wieder in der Zeitung.« Hansch schien völlig fertig zu sein. Er legte dann noch obendrauf, dass seine Lebensgefährtin auf keinen Fall von der Geschichte etwas erfahren dürfte. Da tat er mir leid.“
Wolfgang Bosbach: „Ich bin doch nicht Rockefeller“
Schließlich habe er ihm nicht die geforderten 20 000, sondern lediglich 5000 Euro für die Reparatur des eigenen Wagens gegeben: „Ich bin doch nicht Rockefeller“, so Bosbach. Der Innenexperte setzte eine Rückzahlungsfrist bis zum 15. April 2019 – aber Hansch rührte sich nicht mehr. „Als ich bei seiner Agentur anrief, da hieß es: »Bekommen Sie etwa auch noch Geld von ihm?«“
Im Nachhinein sei es wohl besser gewesen, wenn er „misstrauischer gewesen“ wäre, bilanzierte Bosbach: „Dann wäre ich vielleicht nicht von Hansch reingelegt worden“. Der Versuch der Opposition, ihm etwas „anzuhängen“, sei „absurd“: „Ich bin nicht der Täter, sondern Opfer eines Betrugs geworden. Als ich von dem angeblichen Unfall erfuhr, waren ja nach Darstellung von Hansch schon alle Fakten geschaffen. Deswegen ist der Vorwurf, ich hätte dabei geholfen, etwas zu vertuschen, totaler Quatsch. Sein Blutalkohol wäre im Nachhinein nicht mehr feststellbar gewesen.“
Opposition: „Kumpelei geht auch nicht vor Rechtstaat“
Die Opposition will sich damit nicht zufrieden geben. Sie verweist darauf, es komme nicht darauf an, ob der Unfall nun stattgefunden habe. Bosbach habe das Geld gezahlt, um Hansch aus der Klemme zu helfen. „Kumpelei geht auch nicht vor Rechtsstaat“, sagt der Vorsitzende der Grünen im Landtag, Arndt Klocke. Gregor Golland (CDU) schüttelt den Kopf: Die Vorwürfe seien der „durchsichtige Versuch“, aus „einer Posse“ politisches Kapital zu schlagen.
Der Anwalt von Hansch wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern. Bosbach hat das Geld übrigens inzwischen zurückerhalten. Auf den Gerichtskosten wird er aber wohl sitzen bleiben. Die SPD hat am Montag einen schriftlichen Bericht der Landesregierung zu dem Vorgang beantragt.