SPD-Chef Klingbeil soll Scholz den Verzicht auf eine erneute Kandidatur nahegelegt haben. Für wen er sich aussprach – und wer ihn unterstützt haben soll.
Bericht„Jemand muss mit Olaf reden“ – Wollte Klingbeil Kandidatur von Scholz verhindern?
Kann Kanzler Olaf Scholz die SPD zum Sieg bei der Bundestagswahl führen? Bereits vor Monaten diskutierte nicht nur die Öffentlichkeit diese Frage. Parteigenosse und Verteidigungsminister Boris Pistorius galt nicht wenigen als geeigneterer Kandidat.
Gemeinsame Recherchen von t-online und dem „Tagesspiegel“ legen nahe: Klingbeil hat in der Vergangenheit gleich mehrfach versucht, den Kanzler von einer erneuten Kandidatur abzubringen. Mindestens zweimal sei er deswegen bei Olaf Scholz vorstellig gewesen, wie mehrere parteiinterne Quellen berichten sollen.
SPD-Führung soll Pistorius favorisiert haben
Klingbeil habe bei den Treffen die Bedenken der SPD-Führung und verschiedener einflussreicher Landesverbände vorgetragen, heißt es. Nach dem Bruch der Ampelkoalition Anfang November 2024 und den anhaltend schlechten Umfragewerten des Kanzlers, hätten sich führende SPD-Kreise für eine Nominierung von Boris Pistorius als Spitzenkandidat ausgesprochen. Dieser jedoch verzichtete von sich aus wenige Wochen nach dem Aus der Ampelkoalition auf eine Kandidatur.
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Wie t-online und „Tagesspiegel“ berichten, seien neben Klingbeil vor allem dessen Co-Vorsitzende Saskia Esken und SPD-Generalsekretär Matthias Miersch zu der Überzeugung gelangt, dass mit Scholz als Spitzenkandidat die vorgezogene Bundestagswahl nicht zu gewinnen sei.
Am 23. Februar wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt.
„Jemand muss mit Olaf reden“
Laut den Recherchen sollen am 17. November vergangenen Jahres neben SPD-Chef Klingbeil dessen Co-Vorsitzende Saskia Esken sowie Fraktionschef Rolf Mützenich bei Kanzler Scholz vorstellig geworden sein. Dem Krisentreffen im Kanzleramt sei eine Zusammenkunft verschiedener einflussreicher SPD-Politiker zwei Tage zuvor vorausgegangen.
Mehrere Teilnehmer des Treffens am 15. November, so der Bericht, darunter die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Achim Post und Dirk Wiese, hätten darauf gedrungen, auf Scholz zuzugehen und ihn dazu zu bringen, den Weg für Pistorius freizumachen. „Jemand muss mit Olaf reden“, so einer der Teilnehmer des Gesprächs. Pistorius, ehemaliger Innenminister Niedersachsens, gilt laut Umfragen seit Jahren als beliebtester Politiker Deutschlands.
SPD dementiert Meldung: „Die Darstellung ist falsch“
SPD-Chef Klingbeil sei laut t-online am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen. „Ich dementiere die Meldung. Die Darstellung ist falsch“, soll eine Sprecherin der Partei den Medien auf Nachfrage ausgerichtet haben. Worauf sich das Dementi genau beziehe, sei trotz Nachfrage bei der SPD-Pressestelle bis zur Veröffentlichung des Berichts unklar geblieben. (kgo)