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Kinder-Betreuung im HomeofficeWas denken Politiker eigentlich, was ich da mache?

Lesezeit 2 Minuten
Kinder Home Office

Kinderbetreuung und Homeoffice gleichzeitig? Für viele Eltern eine schwierige Aufgabe.

  1. Unsere Redakteurin ist genervt. Wer zu Hause arbeitet, kann prima gleichzeitig seine Kinder betreuen, denken Politiker. Kerstin Meier sieht das anders.
  2. Was die Politik unter Homeoffice versteht, was Kinder darunter verstehen – und was Homeoffice für Eltern bedeutet: Ein Kommentar.

Köln – Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp will in dieser Woche die Notbetreuung in den Kitas ausweiten. Es bleibt allerdings dabei: Wer im Homeoffice arbeiten kann, darf auch seine Kinder nicht betreuen lassen – selbst wenn sein Job als systemrelevant gilt.

Das Homeoffice ist in diesen Tagen einer der am gründlichsten missverstandenen Begriff überhaupt. In den Köpfen vieler Politiker sieht das offenbar so aus: Die Kinder malen friedlich Bilder oder krabbeln vergnügt durchs frisch gewischte Wohnzimmer. Während die Mutter (in diesem Klischee ausschließlich die Mutter) im Kostüm am Laptop sitzt und mit Hongkong videotelefoniert.

Homeoffice ist kein Konzept für Kinderbetreuung

Wir alle kennen diese Bilder aus der Symbolfoto-Hölle, die mit der Wirklichkeit so viel zu tun haben wie die meisten Politiker mit Kindererziehung. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass zwar die Kitas geschlossen sind. Es aber keinerlei überzeugenden Konzepte für berufstätige Eltern gibt, wie sie monatelang Job und Kinderbetreuung gleichzeitig wuppen sollen? Außer eben: Homeoffice.

Alles zum Thema Joachim Stamp

Ich würde gerne mal ein Marmeladenbrot auf die Tastatur einiger Entscheider kleben. Um ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, unter welchen Bedingungen viele Mütter und Väter (!) gerade versuchen zu arbeiten.

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Dass Kitas gerade geschlossen sind, hat gute Gründe. Dass Kitas in der öffentlichen Corona-Debatte kaum eine Rolle spielen, nicht. „Je kleiner die Kinder, desto unwichtiger die Betreuung“ – diese Logik ist von vorgestern. Manche Politiker offensichtlich auch.

Was meine Kinder denken, was ich im Homeoffice mache: Luftballons aufblasen, Ninja-Kämpfe ausfechten, sie auf dem Arm herumtragen, Schuhe zubinden, Verstecken spielen, Mittagessen kochen, Geschichten vorlesen, Popo abputzen, Tränen trocknen, Lieder singen, Lego bauen.

Was mein Arbeitgeber denkt, was ich im Homeoffice mache: in Ruhe am Computer sitzen, Artikel und Konzepte für Serien schreiben, Telefonieren, Recherchieren, Redigieren, Interviews führen.

Was ich denke, was ich im Homeoffice mache: Durchdrehen.