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Mehr Tiefe, weniger Sex?Wie sich die Corona-Zeit aufs Dating ausgewirkt hat

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Dating in Corona-Zeiten? Es ist kompliziert... 

Köln – Die Pandemie hat die Art und Weise der Partnersuche verändert. Ehe- und Partnervermittler sprechen sogar von einem Wertewandel, der auf eine kurze Formel gebracht: Weg vom „Wisch-und-weg-Modus“ à la Tinder, hin zu mehr Ernsthaftigkeit und Tiefe bei den ersten Dates führt. Corona hat die Sehnsucht nach der Partnerschaft fürs Leben befeuert, die Suche nach Freizeit- oder Sexbekanntschaften an zweite Stelle treten lassen, hat aber auch neue Ängste hervorgebracht, die Experten „Danxiety“ nennen. Gemeint ist die Furcht vor dem ersten Date in Echtzeit nach Monaten der Isolation und Online-Kommunikation. Die Kölner Partnervermittlerin Simone Janssen nimmt allen Partnersuchenden die Angst und gibt Tipps fürs Kennenlernen in Zeiten der Lockerungen.

San Francisco, Kalifornien, im Sommer 1967: Die Hippie-Bewegung ist auf ihrem Höhepunkt angelangt und mit ihr die Sehnsucht nach Freiheit, Frieden, freier Liebe. Ihr Lebensgefühl und ihre Ideale tragen dazu bei, dass eben dieser Sommer als „Summer of love“ in die Geschichte eingeht. Doch schon lange zuvor verbinden Menschen die Sonnenmonate mit dem Gefühl von Freiheit, Leichtigkeit und Liebe. Das beweisen ungezählte Gedichte, Song- und Filmtitel tun es auch. Selten aber schien die Sehnsucht nach und die Hoffnung auf die große Liebe vor allem bei Singles so groß wie in diesem Sommer, in dem sich ein kleines Stückchen Freiheit nach etlichen Monaten der Eingeengtheit zurück kämpft. Im Gleichschritt mit der Öffnung des öffentlichen Lebens. Und der Aussicht auf ein Leben draußen, in Gemeinschaft.

Tinder verzeichnet sechsfachen Zuwachs

Aber wo verliebt man sich in Zeiten von Quarantäne und Cocooning, wenn Kneipen und Sportanlagen geschlossen, Arbeitsplätze und Austausch in die eigenen vier Wände verlegt, Treffen mit den Freunden, Partys und Konzerte streng tabu sind? Studien zeigen, dass vor Corona der Freundeskreis der erfolgreichste Kuppel-Hotspot war, gefolgt vom Internet, dem Arbeitsplatz und dem Freizeitbereich. Durch die Pandemie sind die Online-Dating-Portale auf den ersten Platz gerutscht. Allein der Anbieter Parship gibt an, dass die Zahl der Neuregistrierungen 2020 knapp ein Zehntel über dem Niveau des Vorjahres lagen. Und auch die Dating-App Tinder hat nach eigenen Angaben einen ordentlichen Umsatzzuwachs erfahren: Im ersten Quartal 2020 hatte der Anbieter 6,03 Millionen zahlende Kundinnen und Kunden, drei Jahre zuvor waren es 1,9 Millionen.

Qualität statt Quantität bei der Partnersuche

Aber auch die klassischen Vermittlungsagenturen haben „nicht unter Corona gelitten“, wie Simone Janssen sagt. Die Vorsitzende des Gesamtverbandes der Ehe- und Partnervermittlungen und Chefin der Kölner Vermittlungsagentur „Wir 2 Partnertreff“ möchte nicht von einem Corona-bedingten „Boom“ sprechen, „aber von guten Zeiten, wie die Jahre zuvor auch." Vor allem aber hat die Partnervermittlerin einen Wertewandel beobachtet: „Von der Wisch-und-weg-Mentalität hin zu mehr Ernsthaftigkeit, Qualität statt Quantität ist gefragt“, sagt Janssen. Weil uns Corona bewusst gemacht hat, was im Leben wirklich zählt, habe sich auch der Anspruch an eine Partnerschaft verändert.

Weniger K.O.-Kriterien als vor der Pandemie

Suchende sehnten sich nach einer festen Bindung, Partnern, mit denen man Sorgen und Ängste teilen kann. Nach Sicherheit und Verlässlichkeit. Setzten bei der Partnerwahl eher auf innere Werte statt auf Oberflächliches. „Und sind toleranter wenn es um Details wie Haarfarbe, Hobby, Hausbesitz oder andere bis dato festgesetzte K.O.-Kriterien geht.“ Kurzum: Der Wunsch nach Lebens- hat den nach Freizeitpartnern überholt. Dafür hätten sich die Suchenden mehr Zeit gegeben, die Treffen seien intensiver gewesen. Schließlich waren Begegnungen in der kontaktbeschränkten Zeit „ein Luxus schlechthin.“ Und manchmal auch sehr unkonventionell.

Janssen erzählt von einer Kundin, die nach einem Jahr doch noch einmal Kontakt zu einem Mann aufnehmen wollte, den, als sie ihn damals datete, sehr sympathisch, aber zu klein fand. Von zwei Siebzigjährigen, die, weil es seit Tagen regnete und sie nicht wussten wohin, drei Stunden im Auto verbrachten und sich dabei fühlten wie Teenager.

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Danxiety, die Furcht vorm ersten Date

Andere Singles wiederum hat die Pandemie wegen der ihr innewohnenden Widrigkeiten in den Pause-Modus versetzt, sie dazu veranlasst, die Suche nach der großen Liebe auf die Corona-freie Zeit zu verlegen. Nicht wenige von ihnen leiden laut einer Studie der „Bumble“-App unter einer neuen Problematik beim Dating, die die Macher der Studie „Danxiety“ tauften. Der Begriff setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen „Dating“ und „Anxiety“ und bedeutet so viel wie Dating-Angst, Furcht vor dem ersten Treffen in der realen Welt, nachdem Corona in der Zeit zuvor fast ausschließlich Online-Kommunikation möglich machte. Zwar planen laut „Bumble“-Umfrage knapp 80 Prozent der deutschen Singles, das Beste aus der Zeit nach dem Lockdown zu machen, dennoch leide fast die Hälfte (48 %) von ihnen unter Danxiety. 32 Prozent haben Sorge, sich noch entspannt live unterhalten zu können. Wie nah darf, kann und will man sich kommen?

Kölner Partnervermittlerin: Tabu ist gebrochen

Auch wenn Janssen von ihrer Kundschaft weiß, dass die Pandemie sie vorsichtiger gemacht hat, „das Anxiety-Phänomen kann ich bei ihnen nicht bestätigen. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, viele von ihnen sind zwar gewissenhaft und vorsichtig, aber viel gelassener und offener an die Treffen rangegangen, vielleicht, weil sie vorher mehr Zeit hatten sich auszutauschen,“ sagt Janssen, die es besonders freut, dass das Thema „Partnervermittlung“ und „Partnersuche“ dank Corona der Tabuzone entwichen ist. „Dass man auf Job- oder Wohnungssuche ist, konnte man immer offen kommunizieren, aber darüber, dass man einen Partner oder eine Partnerin sucht, darüber schwieg man lieber, aus Angst vor Reaktionen wie: Hat der oder die es nötig? Das ist Quatsch, es gibt Millionen von Singles, natürlich gehen viele von ihnen auf Partnersuche.“ Dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, zeige sich auch dadurch, dass sehr viel mehr Kunden Janssens Agentur aufgrund von Empfehlungen aufsuchen würden. „Das beweist, dass mehr und offener darüber gesprochen wird.“

Was sich die meisten Partnersuchenden vom Summer of love, von der Zeit der Lockerungen erhoffen, ist oft das, wonach sich nicht nur Singles im zweiten Jahr der Pandemie sehnen: nach dem Gefühl von Freiheit und Gemeinschaft. Nach langen Sommerabenden unter freiem Himmel. Danach, Menschen nah zu sein. Wie im Sommer 1967.

Quelle: Die repräsentative Umfrage wurde im März 2021 im Auftrag von Bumble mit 1011 Deutschen Erwachsenen online durchgeführt

Tipps fürs erste Date in Echtzeit

Nach Monaten der Isolation und des Kennenlernens via Online-Chat oder Video machen die Corona-Lockerungen ein Treffen in Echtzeit wieder möglich. Die Kölner Partnervermittlerin Simone Janssen gibt Tipps, wie das möglichst zwang- und angstlos über die Bühne geht.

Zur Person

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Die Kölner Partnervermittlerin Simone Janssen.

Simone Janssen ist Vorsitzende des Gesamtverbandes der Ehe- und Partnervermittlungen und Chefin der Kölner Vermittlungsagentur „Wir 2 Partnertreff“.

www.partnertreff-wirzwei.de

1. Vor dem Date abklären, wie man zu dem Thema Corona-Sicherheit steht

Fürchten Sie sich nicht, Fragen zu dem Thema vorab zu klären, ob Sie sich lieber draußen oder drinnen treffen wollen, mit oder ohne Maske, Schnelltest oder Impfausweis, wie Sie zu Nähe und Körperlichkeiten stehen. Ist es okay, sich zur Begrüßung oder zum Abschied in den Arm zu nehmen? Je sicherer man sich fühlt, desto lockerer und entspannter lässt sich das Treffen angehen.

2. Der ideale Ort fürs erste Date ist und bleibt die Natur

Auch vor Corona habe ich meine Kunden für das erste Date zu einem Spaziergang an der frischen Luft geraten. Packen Sie eine Thermoskanne Kaffee, zwei Piccolo und kleine Leckereien, das steigert die Romantik und Ungezwungenheit. Beim Treffen in einer Bar sitzt man sich oft steif gegenüber wie bei einem Verhör, während eines Spaziergangs dagegen ist man in Bewegung, kann seine Blicke in die Natur schweifen lassen, das Gegenüber und seine Reaktionen unauffällig beobachten. Das baut nebenbei auch die Nervosität ab und bietet neue Gesprächsthemen.

3. Zuhören ist das oberste Gebot, Probleme sind tabu

Sorgen Sie im Gespräch für einen ausgeglichenen Wechsel zwischen Zuhören und Über-sich-selbst-Sprechen, gerade Männer meinen häufig, beim ersten Date Vollgas geben zu müssen, reden, reden, reden, damit die potenzielle Herzensfrau sie interessant findet. Besser ist, interessierte Fragen zu stellen und zuzuhören. Seien Sie präsent, vergessen Sie für diesen Moment die Sorgen der vergangenen Monate und bleiben Sie positiv. Auch tabu sind Themen wie die Ex-Partnerschaft, misslungene Dates, Krankheiten oder Geldsorgen.

4. Slow Dating hält die Spannung aufrecht

Ziehen Sie das erste Treffen nicht zu sehr in die Länge, das erhöht die Spannung und die Lust auf weitere Treffen. Ich rate meinen Kunden auch dazu, sich mindestens drei Mal zu treffen, bevor man die Flinte ins Korn wirft. Meiner Erfahrung nach sind vor allem Frauen oft ungeduldig, erwarten von Männern zwar, dass sie den ersten Schritt und dann alles richtig machen, sitzen selbst aber nur da und bewerten. Vielleicht ist der Mann aber gerade beim ersten Date besonders verspannt, nicht er selbst? Wenn jemand Fehler macht, sollte er die Chance erhalten, sie beim nächsten Mal korrigieren zu können. Ein Letztes: Ich halte gar nichts von der Drei-Tage-Regel, also davon, drei Tage zu warten, bis sich die oder der andere meldet. Das ist Kinderkram! Bleiben Sie authentisch, und tun Sie das, wonach ihnen der Sinn steht.