Der Infarkt zeigt sich je nach Schwere sehr unterschiedlich. Ein Arzt erklärt, warum es wichtiger als jemals zuvor ist, sofort zu reagieren.
Mehr als BrustschmerzEin Herzinfarkt kann viele Anzeichen haben – sogar Rückenschmerzen
Eine mittelalte Frau kommt mit Rückenschmerzen zum Arzt. Glaubt sie. Sie hat unglaubliches Glück: Ihr Hausarzt ist ein guter Diagnostiker. Er spürt, dass da noch etwas anderes ist. Er macht ein EKG – und sieht einen leichten Herzinfarkt. Die Patientin fühlt sich aber gut, bis auf die Rückenschmerzen – und glaubt ihm kein Wort.
Wieder hat sie Glück: Der Hausarzt ist verantwortungsvoll genug, sie nicht einfach gehen zu lassen (sie ist eine freie Frau, sie darf tun, was sie will). Der Arzt ruft den Ehemann an. Und gemeinsam bringen sie die Frau dazu, sich ins Krankenhaus einweisen zu lassen. Sie wird behandelt und überlebt den Infarkt ohne Folgeschäden. Es hätte auch ganz anders laufen können.
Arzt: Herzinfarkt-Symptome müssen sich nicht bedrohlich anfühlen
Herzinfarkt – das ist eben nicht nur der klassische Schmerz über dem Herzen. Und das Herz sitzt auch nicht unter der linken Brust. Sondern fast in der Mitte des Brustkorbs, hinter dem Brustbein, etwas nach links verschoben. Der Infarkt zeigt sich je nach Schwere sehr unterschiedlich.
Ein leichter Infarkt kann sich tatsächlich – wie bei der Frau – zunächst nur durch Rückenschmerzen äußern. Meist ist es eine Art Druckgefühl, ein drückender Schmerz im Brustkorb – eine „thorakale Enge“, wie es im Lehrbuch heißt. Dieser Schmerz kann (muss nicht) weitergeleitet sein in Arme, Oberbauch, den Unterkiefer, den Hals. Die Symptome müssen sich nicht bedrohlich anfühlen.
Schwerer Herzinfarkt: Patienten mit Todesangst und Schweißausbrüchen
Ein schwerer Herzinfarkt ist dagegen eindeutig. Ein Freund schilderte seinen schweren Infarkt sinngemäß so: „Ein Gefühl, als wenn ein Elefant auf meinem Brustkorb stehen würde.“ Wenig überraschend haben diese Patienten Todesangst, Schweißausbrüche, sie können erbrechen. Diese Symptomatik ist so schwer, dass zwangsläufig der Notarzt gerufen wird. Der kann beim Infarkt schnell, effektiv und hochwirksam reagieren.
Der Freund sagt, er habe vom Notarzt unter anderem eine Morphiumspritze bekommen. „Der Schmerz war noch da, irgendwie. Aber es war mir völlig egal. Es ging mir richtig gut.“ Auch er überlebte den Infarkt ohne Folgeschäden.
Herzinfarkt: Darum muss man bei einem Verdacht sofort reagieren
Es ist wichtiger als jemals zuvor, bei einem Verdacht auf einen Herzinfarkt – auch einen leichten – sofort zu reagieren und über 112 einen Notarzt zu rufen. Warum? Weil die Behandlungsmöglichkeiten sehr viel besser sind als noch vor einigen Jahren. Ein Infarkt entsteht, wenn ein Blutgefäß, das den Herzmuskel versorgt, verengt ist oder verschlossen.
Diese sehr kleinen Gefäße kann man operieren – oder man kann sie mit einem Katheter ohne Operation wieder öffnen. Und möglicherweise mit einem Stent, einer Art „Gefäßstütze“, dauerhaft offenhalten. Die Entscheidung, welche Methode jeweils die beste ist, ist kompliziert und gehört in eine Fachklinik.
Der entscheidende Faktor ist aber die Zeit: Wenige Minuten können lebensrettend sein. Dann muss der Notarzt eine qualifizierte Klinik anfahren, die die entsprechenden Eingriffe auch beherrscht - auch wenn der Weg dorthin etwas länger dauert. Dann sind die Chancen, den Infarkt ohne Schäden zu überleben, groß wie nie zuvor.