Jedes Jahr das gleiche: Wann wird nochmal die Uhr umgestellt? Vor oder zurück, wie kann man sich das endlich merken?
SommerzeitVor oder zurück? Was Sie über die Zeitumstellung am Sonntag wissen müssen
Zweimal im Jahr werden die Uhren umgestellt, das weiß man seit Jahren, trotzdem kommt die Zeitumstellung immer wieder überraschend. Ende März ist es wieder so weit, die Sommerzeit beginnt und es bleibt länger hell. Aber wie ist das nochmal, wird die Uhr dann vor oder zurückgestellt? Hat das Auswirkungen auf den Körper? Was soll das überhaupt? Und sollte das nicht eigentlich abgeschafft werden? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen und helfen mit Eselsbrücken, damit Sie nie mehr vergessen, ob die Nacht eine Stunde mehr oder weniger hat.
Wann wird die Uhr vor- und zurückgestellt?
Sommerzeit: Die Sommerzeit ist die eigentlich unnatürliche Zeit. Sie beginnt am letzten Sonntag im März um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ). Die Uhr wird dann um eine Stunde von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Damit ist die Nacht eine Stunde kürzer, die Sonne geht später auf und abends bleibt es länger hell. Die mitteleuropäische Sommerzeit wird MESZ oder auf Englisch Central European Summer Time (CEST) abgekürzt. Die nächste Sommerzeit beginnt am 31. März 2024.
Winterzeit: Am letzten Sonntag im Oktober beginnt die Winterzeit. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Die Nacht ist somit eine Stunde länger und man kann eine Stunde länger schlafen. Fortan ist es morgens früher hell und wird abends früher dunkel. Die Winterzeit ist übrigens die in Deutschland geltende normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ), auf Englisch Central European Time (CET) genannt.
Wie funktioniert die Umstellung?
Taktgeber für Funkuhren und Smartphones sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen und die Uhren stellen sich automatisch um. Bei mechanischen Uhren muss man selbst die Zeiger verdrehen.
Warum das Ganze?
In Deutschland wurde die Sommerzeit 1980 als Reaktion auf die vorangegangene Ölkrise eingeführt. Durch das Umstellen der Uhr von der normalen Winterzeit auf die Sommerzeit wollte man Energie sparen. Die Idee: Wenn es abends länger hell ist, muss man erst später die Lichter einschalten. In den Kriegsjahren 1916 bis 1918 und noch einmal zwischen 1940 und 1949 hatte man die Sommerzeit schon einmal eingeführt, um Energie zu sparen. Der Urvater des Uhrumstellens war übrigens Benjamin Franklin, der den hohen Verbrauch von Kerzen bemängelte.
Vor oder zurück? Wie kann ich mir das endlich merken? Einige Eselsbrücken
Früher aufstehen im Frühjahr: Da die Uhr vorgestellt wird, verringert sich die Schlafzeit um eine Stunde. Frühjahrsmüdigkeit kommt daher, dass eine Stunde fehlt. Im Winter dagegen gibt es Winterschlaf, also eine Stunde mehr zum Schlafen. Spring forward, fall back: Im Frühling (Englisch: spring) springt der Zeiger eine Stunde vor, im Herbst (Englisch: fall) fällt er eine Stunde zurück. Immer zum Sommer hin: Also im Frühjahr eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück. Im Frühjahr stellt man die Gartenmöbel vor die Tür. Im Herbst stellt man sie zurück in den Schuppen. Im Winter sind die Temperaturen im Minus-Bereich, im Sommer wieder im Plus-Bereich. Im Sommer stellt man die Uhr vor (zweimal o), im Winter hinter (zweimal i und reimt sich).
Sollte die Zeitumstellung nicht eigentlich abgeschafft werden?
Seit 1996 werden EU-weit die Uhren am selben Tag umgestellt. Viele Menschen finden das Hin und Her aber lästig. Deshalb startete die EU-Kommission 2018 eine EU-weite Online-Befragung zur Zeitumstellung. Das Ergebnis: 84 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer forderten die Abschaffung. Auch die meisten Deutschen halten die Zeitumstellung für überflüssig, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK im März 2022 ergab.
Das Europäische Parlament besiegelte 2019 die Abschaffung der Zeitumstellung und terminierte sie für 2021. Die Mitgliedstaaten sollten ihre Normalzeit frei wählen können und ganzjährig beibehalten. Passiert ist bisher aber nichts, weil die Länder sich nicht einigen konnten, ob sie lieber dauerhaft die Winter- oder Sommerzeit einführen wollen. Eine fehlende Einigung würde aber zu einem Flickenteppich verschiedener Zeitzonen und zu Chaos bei Lieferterminen, Öffnungszeiten und Fahrplänen führen.
Das ist in Europa schon kompliziert genug, weil es drei verschiedene Zeitzonen gibt. Länder, die auf dem Greenwich-Meridian als Nullmeridian liegen (zum Beispiel Großbritannien und Portugal) haben die Greenwich Mean Time (GMT) oder Universal Time Coordinated (UTC), die die heute gültige Weltzeit ist. Die meisten Länder innerhalb der Europäischen Union gehören der Mitteleuropäischen Zeitzone (MEZ) an, die eine Stunde vor der UTC liegt (UTC +1). Noch weiter östliche liegende Länder wie zum Beispiel Griechenland sind sogar zwei Stunden voraus (UTC+2).
Stellen andere Länder auch die Zeit um?
Die Mehrzahl der Staaten ändert nichts an der Uhr oder hat die Umstellung wieder abgeschafft, darunter zum Beispiel Brasilien, Island, Belarus, China, Südafrika, Russland und die Türkei. In den USA werden die Uhren dagegen umgestellt – allerdings immer eine Woche später als in Deutschland. Auch hier ist eine Abschaffung im Gespräch.
Wenn es nur noch eine Zeit gäbe: Lieber Winter- oder Sommerzeit?
Sommerzeit: Durch die Sommerzeit geht die Sonne nicht schon mitten in der Nacht auf und es bleibt abends länger hell. So kann man das Tageslicht besser nutzen und verbraucht weniger Energie. Kritiker sagen, dass es unserem natürlichen Schlafrhythmus widerspreche, wenn es abends so lange hell ist.
Wenn immer Sommerzeit wäre, würde die Sonne in Deutschland am kürzesten Tag des Jahres erst gegen 9.30 Uhr morgens aufgehen. Auf dem Weg zur Schule oder Arbeit wäre es dann den gesamten Winter über dunkel. Dafür würde die Sonne erst gegen 17.30 Uhr untergehen.
Winterzeit: Die Winterzeit gilt als Normalzeit in Mitteleuropa und sollte nach den Wünschen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin als normale Zeit beibehalten werden, da sie mehr der inneren Uhr der Menschen entspreche als die Sommerzeit. Das Tageslicht und insbesondere der Blauanteil des Sonnenlichts sei der Hauptzeitgeber für die innere Uhr des Menschen und maßgeblich für den Wach-Schlaf-Rhythmus.
Wenn immer Winterzeit wäre, würde die Sonne am längsten Tag des Jahres schon kurz nach 20.30 Uhr untergehen. Im Sommer ginge die Sonne bereits auf, wenn die Uhren noch nachtschlafende Zeit anzeigen. Und sonnige Sommerabende würden kürzer sein.
Wie reagieren die Menschen auf die Zeitumstellung?
Es ist zwar nur eine Stunde mehr oder weniger, aber Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass sich die Zeitumstellung wie ein Mini-Jetlag auf den Körper auswirkt. Der 24-Stunden-Rhythmus kommt durcheinander, was sich nicht nur auf das Schlaf-Wach-Verhalten, sondern auch auf die Stimmung, Konzentration, Aufmerksamkeit und die vegetativen Funktionen niederschlägt. Besonders betroffen sind Ältere, Menschen mit Schlafstörungen und Kinder. Auch Haus- und Nutztiere spüren den veränderten Rhythmus.
In der DAK-Umfrage gaben 27 Prozent der Befragten – zum Großteil Frauen – an, im Nachgang der Zeitumstellung schon einmal gesundheitliche Probleme gehabt zu haben. Genannt wurden Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und depressive Verstimmungen. Forscher der US-Universität Berkeley haben in einer Studie zudem herausgefunden, dass Menschen nach Schlafmangel weniger großzügig und hilfsbereit sind. Meist betreffen die Beschwerden die Umstellung auf die Sommerzeit, weil hier eine Stunde fehlt. Für manche Menschen fühlt sich aber auch die gewonnene Stunde im Herbst wie ein kleiner Jetlag an. Das kann daran liegen, dass die innere Uhr nicht mit der Uhr im Außen übereinstimmt.
Aber auch wer ohnehin zu schlechtem Schlaf neigt, kommt mit der Zeitumstellung womöglich schlechter klar. Dabei kann auch das Alter eine Rolle spielen. „Ab einem Alter von 55 Jahren wird von der Zirbeldrüse im Gehirn weniger Melatonin freigesetzt, also das Schlafhormon“, sagt Kneginja Richter, Schlafmedizinerin und Chefärztin der CuraMed Tagesklinik Nürnberg und Professorin an der TH Nürnberg. Das kann ein Risikofaktor für Schlafstörungen sein – und damit empfindlicher gegenüber der Zeitumstellung machen.
Auch unsere Erwartungen können darauf einwirken, wie gut wir den Start in die Sommerzeit meistern. Denn die Zeitumstellung kommt nicht aus dem Nichts, sondern schafft es schon Tage vorher in unser Bewusstsein. „Und wenn wir wissen, dass wir darauf empfindlich reagieren, programmieren wir uns womöglich darauf: Ach, ich werde auch in dieser Woche schlecht schlafen“, sagt Richter. Dieser Gedanke kann uns so sehr stressen, dass wir erst recht schlecht zur Ruhe finden. Mit etwas mehr Gelassenheit auf die Zeitumstellung zu blicken, ist also ein Anfang.
Und es gibt weitere Tipps. Zum Beispiel vor der Zeitumstellung Tag für Tag eine Viertelstunde früher ins Bett zu gehen – und auch den Wecker etwas früher zu stellen. „So kann man sich langsam anpassen an die neue Zeit“, sagt Kneginja Richter. Es gilt die Regel, dass es etwa einen Tag dauert, um eine Stunde Zeitveränderung zu verarbeiten. Das gilt vor allem bei der Umstellung auf die Sommerzeit, wenn eine Stunde fehlt. (mit dpa)