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StilkolumneBesteck-Knigge – wie man einen Tisch richtig eindeckt

Lesezeit 4 Minuten
Festliche gedeckter Tisch Getty Images

Für sich selbst festlich decken – das kann jetzt eine schöne Abwechslung sein.

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. In dieser Folge erklärt Vincent Moissonnier, worauf man achten sollte, wenn man einen Tisch korrekt eindecken möchte.

Köln – Geschirr, Besteck und Gläser, so lautet bei uns in Frankreich ein Merksatz, sind der Schmuck der Familie. Ich verrate Ihnen mal was: Wenn wir zuhause Gäste haben, sind wir stundenlang mit dem Herrichten des Tischs beschäftigt. Was ich damit nur sagen will: Es ist ein Zeichen der Wertschätzung, sich für seine Gäste Mühe zu geben. Solange Corona uns an Einladungen hindert, können Sie sich aber zumindest auch selbst etwas Gutes tun, indem Sie sich zum Essen an einen schön gedeckten Tisch setzen.

Ich konzentriere mich in dieser Kolumne einmal auf die Platzierung des Bestecks. Grundsätzlich sollten Sie alle Teile möglichst vollständig schon vor Beginn des Essens auslegen. Das hat den Sinn, dass Sie dann nicht ständig aufstehen, um Ihre Gäste herumschlüpfen und nachlegen müssen. Denn das bringt Unruhe.

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Vincent Moissonnier

Was auch für den Besuch im Restaurant gilt. Es ist mancherorts in Mode gekommen, den Tisch erst einzudecken, wenn die Gäste bereits da sind. Da kommt dann ein Kellner, eine Kellnerin und hantiert mit Tischdecke, Servietten, Tellern, Besteck und Gläsern herum. Warum dieses Getue? Wenig anfangen kann ich auch mit der vermeintlich „coolen“ Praxis, Messer, Gabeln und Serviette einfach in ein Gefäß zu stecken und auf den Tisch zu stellen, damit die Gäste sich daraus bedienen sollen.

Das Besteck wird in der Abfolge der Gänge angeordnet

Eine erste Grundregel aus der Hotelfachschule besagt: Rechts vom Teller dürfen maximal vier Besteckteile liegen, links vom Teller drei. Die zweite Regel: Das Besteck wird so angeordnet, dass man in der Abfolge der Gänge von außen nach innen danach greifen kann. Beispiel: Beginnt die Menüfolge mit einer Suppe, liegt der Löffel auf der rechten Seite ganz außen. Es folgen dann ein kleines Messer für die Vorspeise und ein oder zwei größere Messer – eines davon gegebenenfalls ein Fischmesser – für Hauptgerichte. Das Gleiche gilt für die linke Seite: zuerst die kleine Vorspeisengabel, dann ein oder zwei Gabeln für die folgenden Gänge. Wenn Sie keine unterschiedlich großen Besteckteile haben, darf es auch zweimal dieselbe Größe sein. Sie können die Besteckteile auch leicht versetzen: Was für den ersten Gang gebraucht wird, darf einige wenige Zentimeter höher liegen als der Rest.

Ein Tipp für jene privilegierte Spezies Mensch, die eine Truhe mit Silberbesteck samt Initialen oder Familienwappen ihr Eigen nennt: Gabeln kommen in diesem Fall mit den Zinken nach unten auf den Tisch, damit die Gäste die Gravur bewundern können.

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Wussten Sie übrigens, warum die Messer mit Ausnahme von Steakmessern abgerundete Spitzen haben? Angeblich war es am Hofe des französischen Königs Ludwig XVI. (1754 bis 1793) bei großen royalen Gelagen immer wieder zu Messerstechereien gekommen. Irgendwann hatte der König genug davon. Deshalb ließ er bei den Bestecken die Spitzen wegschleifen.

Zurück zu Ihrem – hoffentlich friedlichen – Esstisch: Das Dessertbesteck liegt grundsätzlich über dem Teller, ganz oben der Dessertlöffel mit dem Griff nach links in Richtung Messer, darunter entgegengesetzt die Dessertgabel, also mit dem Griff nach rechts. Sollte ein Obst- oder Käsemesser benötigt werden, wird dies üblicherweise nachgedeckt.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Das Messerchen für die Butter zur Brotbeilage kommt auf den Brotteller, und zwar ein gutes Stück von der Mitte aus nach rechts versetzt. Den Brotteller selbst stellen Sie auf die linke Seite neben das Besteck, und zwar so weit oben, dass sie die linke Hand bequem darunter ablegen können. Kleiner Anhaltspunkt: dort, wo bei klassisch geformten Gabeln die Schwingung beginnt, ist der Brotteller perfekt platziert.

Aufgezeichnet von Joachim Frank