Erstmals gibt es wieder weniger Zinsen für das Ersparte. Wie Sie sich jetzt noch gute Sparzinsen sichern und was dabei zu beachten ist.
Festgeldzinsen gesunkenWie Sparer sich jetzt noch gute Zinsen für mehrere Jahre sichern
Fast zwei Jahre lang ging es nur bergauf mit den Sparzinsen. Besonders im vergangenen Jahr konnten Bankkunden sich immer höhere Zinsen auf ihr Erspartes sichern. Seit dem Jahreswechsel ist Schluss damit, erstmals fallen die Festgeldzinsen wieder. Wie kommt das und was bedeutet das für Sparer? Und wie können sie jetzt noch von hohen Zinsen profitieren?
Seinen Höhepunkt hat das Zinsrennen laut Stiftung Warentest im Oktober 2023 erreicht: Im Festgeldvergleich der Verbraucher-Initiative gab es da bei den zehn besten Angeboten im Schnitt 4,28 Prozent für ein Jahr Laufzeit.
Seit Dezember fallen die Zinsen für Neuverträge erstmals wieder – und das mit zunehmendem Tempo, warnt das Vergleichsportal Verivox. Wer überlegt, ein Festgeld abzuschließen, wartet also besser nicht zu lange.
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Lohnt sich Festgeld noch?
Die besten Festgeldangebote im Markt sind noch immer hoch verzinst, ergab eine Analyse von Verivox. Daher lohne es sich für Sparer auch noch nach den jüngsten Zinssenkungen.
Aktuell sind laut der Zeitschrift „Finanztest“ (Ausgabe 4/2024) beim einjährigen Festgeld noch immer bis zu 3,85 Prozent Zinsen drin (Ziraat Bank, Mindestanlage 2500 Euro), beim dreijährigen 3,80 Prozent und beim fünfjährigen 3,90 Prozent (beide Leaseplan Bank, Mindestanlage 1000 Euro). Einen Monat zuvor waren noch Angebote mit vier Prozent Zinsen und mehr zu bekommen.
Was ist der Vorteil von Festgeld?
Bei Festgeld wird ein bestimmter Zinssatz über den vereinbarten Zeitraum zugesichert. „Weder die Bank noch ich als Kunde können etwas an der geschlossenen Vereinbarung ändern“, erklärt Hendrik Buhrs vom Verbrauchermagazin „Finanztip“. Auch wenn die Zinsen weiter fallen sollten: „Ich habe die Sicherheit, dass der Zins über die Laufzeit stimmt.“ Dafür komme er in diesem Zeitraum nicht an sein Geld heran.
Auf Tagesgeld dagegen können Kunden jederzeit zugreifen und müssen es nicht für eine bestimmte Laufzeit anlegen. Dafür ist kein fester Zinssatz vereinbart, er kann sich jederzeit ändern. Eine Ausnahme bilden Neukundenangebote, die mit einem hohen Zins für 3 oder 6 Monate werben, danach aber meist deutlich niedriger verzinst werden.
Wozu raten Experten jetzt bei der Geldanlage?
Sparer mit größeren Geldreserven auf dem Tagesgeldkonto sollten möglichst bald handeln und einen Teil der Ersparnisse in Festgeld umschichten, rät Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. So könnten sie sich Zinsen über einen längeren Zeitraum festschreiben lassen und müssten sich erst einmal keine Gedanken über künftige Zinssenkungen mehr machen.
Aufgrund des erwarteten Abwärts-Trends sei es sinnvoll, jetzt über Festgeld nachzudenken, sagt auch Hendrik Buhrs, „um einen Teil des Vermögens zu kalkulierbaren Zinsen anzulegen.“ Parallel sollten Sparer über das Thema Börse nachdenken. „Langfristig, also über mehrere Jahrzehnte, ist ein günstiger weltweiter Aktien-ETF eine sinnvolle Wahl.“ Damit gebe es wahrscheinlich mehr Rendite als bei einem Zins-Konto, „allerdings mit höheren Schwankungsrisiken.“
Was ist eine gute Laufzeit für Festgeld?
„Finanztip“ rät bei Festgeld jetzt wieder zu längeren Laufzeiten: So könne man sich Zinsen über 24 Monate, 36 Monate oder sogar länger sichern. Bei der Laufzeit sollte man sich aber nicht zu viel vornehmen. Im Zweifel könne man auf einen Mix aus langen und kurzen Laufzeiten setzen – oder einen Teil als Tagesgeld anlegen, rät Buhrs. Das sei jederzeit verfügbar.
Wichtig sei, nur Geld anzulegen, das man wirklich so lange nicht braucht. „Vor Ende des Festgeldvertrags habe ich keinen Zugriff auf das Geld“, sagt der Geldanlage-Experte.
Worauf muss ich bei Festgeld achten?
Zuerst heißt es: Angebote vergleichen. Entscheidend für die Sicherheit ist die Wahl der Bank „Ich sollte nur zu einer Bank gehen, die ich aus seriösen Quellen kenne“, rät Buhrs. Hilfreich ist Stiftung Warentest, sie dokumentiert unseriöse Anbieter auf einer Warnliste und gibt Tipps, wie Sparer sich schützen können.
„Mein Geld muss auch im Krisenfall abgesichert sein. Deshalb muss ich prüfen, ob die Bank einer vertrauenswürdigen Einlagensicherung angehört“, erklärt Buhrs. Bei Verivox zählen dazu „ausschließlich Banken aus wirtschaftsstarken Ländern, denen die großen Ratingagenturen eine gute Bonität attestieren“. Stiftung Warentest und Finanztip gehen ähnlich damit um.
Zudem sollte man nicht mehr Geld investieren, als die gesetzliche Grenze der Einlagensicherung schützt, rät Buhrs – im Normalfall sind das 100.000 Euro pro Person und Bank, inklusive der auflaufenden Zinsen.
Ein weiterer Punkt ist dem Experten wichtig: „Im Gespräch mit der Hausbank sollte ich mich nicht in alternative Geldanlagen hineindrängen lassen, die ich nicht vollständig verstehe. Womöglich seien auch noch hohe Risiken und Kosten damit verbunden, wie zum Beispiel bei vielen Zertifikaten.“
Was steckt hinter den fallenden Zinsen?
Dass die Banken ihre Zinsen wieder senken, hängt mit ihren Erwartungen über die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen, hatte die EZB zuletzt zehn Mal hintereinander die Leitzinsen angehoben.
Damit steigt immer auch der Einlagezins: Das ist der Zinssatz, zu dem die Banken der Eurozone Geld bei der Zentralbank parken können. Zurzeit liegt er bei 4 Prozent. Dadurch würden Banken aktuell risikofreie Gewinne in Höhe von 140 Milliarden Euro einstreichen, kritisieren Wirtschaftsexperten.
Mittlerweile ist die Inflation deutlich gesunken und die EZB hat die Zinsen zuletzt nicht weiter erhöht. Im Gegenteil erwarteten die allermeisten Marktbeobachter sinkende Leitzinsen, sagt Hendrik Buhrs. In Erwartung der EZB-Zinswende senken Banken nun bereits ihre Zinsen für neu angelegtes Festgeld, die sie für eine längere Laufzeit zusichern.
Was heißt das 2024 für Verbraucher?
„Tendenziell werden auch die Tagesgeldzinsen und die Zinsen für neu abgeschlossene Festgelder sinken“, erklärt Buhrs, „ganz grob im Umfang der Leitzinssenkung.“ Es könne also im Laufe des Jahres in etwa einen halben bis einen Prozentpunkt abwärts gehen – wobei das genaue Maß und der Zeitplan ungewiss sind.
Doch auch bei einer Leitzinssenkung werde es immer einzelne Banken mit guten Angeboten geben, ist sich Hendrik Buhrs von „Finanztip“ sicher. „Der Wettbewerb ist groß.“