Muffige KleidungGetestet – Was kann der Textilerfrischer von Bosch?

Optisch mutet der Fresh-Up ein wenig futuristisch an.
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Noch sauber, aber schon am Müffeln? Das ist das Schicksal vieler Klamotten auf dem Stuhl im Schlafzimmer: Eigentlich könnte man sie noch tragen, aber die Düfte des Tages haben sich darin festgesetzt. Das Fett aus der Küche, die Zigarette in der Pause. Und, natürlich, der Achselschweiß.
Ein kleines handliches Gerät von Bosch soll – ganz ohne Waschen – Abhilfe leisten können: der Textilerfrischer „Fresh-Up“. Klappt das? Wir haben es ausprobiert.
Das Gerät und seine Konkurrenz
Typische Textilerfrischer sind Sprays. Die Flüssigkeiten mit enthaltenen Geruchspartikeln überdecken den Geruch gebrauchter Wäsche. Zusätzlich können sie teils auch die für den Mief verantwortlichen Moleküle zersetzen.
Der Fresh-Up ist hingegen ein akkubetriebenes Gerät in der Größe eines Brillenetuis, das über die Freisetzung von Plasma-Partikeln Geruchsmoleküle auflösen soll. Die Bedienung ist einfach: Man fährt mit dem Gerät über den Stoff.
Optisch macht der Fresh-Up etwas her: In Schwarz mit weiß-violett-changierendem Rautenmuster, das im Betrieb aufleuchtet, wirkt er schick und ein wenig futuristisch. Der Fresh-Up wird mit einem Schutzetui und einem Aufladegerät geliefert.
Das Ergebnis
Der Härtetest klappt. Achselschweiß an einem Kleid, der Muff eines lange nicht getragenen Mantels, der im Keller eingelagert war, sogar der leicht verraucht riechende Pullover – sie haben ihre Gerüche innerhalb weniger Minuten verloren.
Das Gerät braucht keine Aufwärmzeit. Die Anwendungsdauer kommt auf die Größe des Kleidungsstücks an. Drei bis acht Minuten braucht man für Oberteile der Größen S und L. Nur eine Achselpartie vom Muff zu befreien, gelingt indes schon in Sekunden.
Ein Punkt ist allerdings enttäuschend, wenn nicht gar im ersten Moment erschreckend irritierend: Ein echtes Frische-Empfinden wie nach einem Durchgang in der Waschmaschine oder wie es die konkurrierenden Sprays vermitteln, kann der Fresh-Up nicht bieten. Die behandelten Stellen riechen sogar im ersten Moment wirklich unangenehm.
Im subjektiven Empfinden der Testerin riecht die Kleidung wie eben erst im Laden gekauft, also chemisch behandelt. Wahlweise irgendwie anders muffig. Aber dieser Geruch verfliegt nach rund zehn Minuten und zurück bleibt eine Art neutraler Duft.
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Bosch selbst spricht von einem „speziellen Geruch“ des aktiven Plasmas direkt nach dessen Anwendung. Dabei handelt es sich um die Wahrnehmung von Ozon als Nebenprodukt der Plasmaerzeugung. „Diese geringen Mengen an Ozon sind für den Menschen unbedenklich“, so Bosch. „Da es sich um eine physikalische, natürliche Reaktion handelt, ist eine Geruchsbehebung nicht möglich.“
Der Hausgeräte-Hersteller verweist auf eine Geruchseinschätzung durch das Prüfinstitut wfk. 270 geschulte Dufttester haben Bosch zufolge Textilien mit Tabakrauch, gebratenem Fett und Zwiebeln, geräuchertem Bacon und Anchovis vor und nach der Behandlung mit dem Fresh-Up bewertet.
Die Ursprungsgerüche waren – wenig überraschend – als „sehr unangenehm“ (Stufe 5 von 5) empfunden worden. Nach der Anwendung gab es im Durchschnitt die Einstufung „nicht unangenehm“ (Stufe 2 von 5). Stufe 1 ist übrigens „geruchsneutral“.
Typische Anwendungsfälle für den FreshUp
Der Textilerfrischer kostet mit rund 250 Euro so viel wie günstige Waschmaschinen. Er könnte für den normalen Alltag vieler Menschen mit regelmäßigem Zugang zu einer Waschmaschine also überflüssig sein.
Aber wer viel reist, vielleicht gerade beruflich mit sehr kleinem Gepäck oft auf dem Sprung von Hotelzimmer zu Hotelzimmer ist, wird das Gerät schätzen. Auch wer am Tag von Termin zu Termin hetzt und keine Möglichkeit zum Klamottenwechsel hat, ist mit dem Auffrischer in der Tasche oder der Schreibtischschublade gut bedient. Das Gerät lässt sich einfach mal im Büro oder auf der Toilette anwenden – und die Kleidung kann man dabei anlassen.
Der 200 Gramm schwere Fresh-Up passt mit 16 Zentimetern Länge, einer Breite von 6,5 cm und einer Höhe von 3,7 cm in kleine Handtaschen. Bosch gibt die Aufladezeit mit vier Stunden an, die maximale Nutzungsdauer liegt bei 60 Minuten.
Außerdem lässt sich der Fresh-Up auf empfindlichen Textilien anwenden, die man nicht oder nicht häufig in die Waschmaschine werfen kann. Oder die man in die Reinigung bringen müsste. Also etwa für den Pullover aus Kaschmir, den Wintermantel aus Wolle, das Kuscheltier des Kindes oder Kissen- und Sofabezüge. An Leder, Kunst- und Echtpelz oder sowie Pailletten kann man ihn hingegen nicht nutzen.
Einschränkungen bei der Anwendung
Bosch rät davon ab, das Gerät an anderen Personen anzuwenden, wenn diese die muffende Kleidung tragen. Insbesondere nicht an Kindern, da „bei dieser Art der Anwendung Kribbeln und Entladungen auftreten können“, heißt es auf Nachfrage. „Bekannt ist das aus einigen Alltagssituationen – zum Beispiel beim Berühren eines Autos oder einer Türklinke. Die Phänomene, die mit dem Fresh-Up auftreten können, sind diesen Entladungen ähnlich.“
Sie seien im Normalfall für den menschlichen Körper harmlos, könnten sich aber gelegentlich unangenehm anfühlen und insbesondere von Kindern stärker wahrgenommen werden, so Bosch. Der Hersteller sagt, man habe die geltenden Richtlinien eingehalten.
Die Technologie
Sie interessieren sich für die technischen Details? Jetzt wird es kompliziert. Die Physik kommt ins Spiel – auch wenn hier versucht werden soll, den Reinigungsvorgang einfach zu erklären:
Der Fresh-Up arbeitet mit Plasma. Es entsteht in einem Prozess mit Hitze. Bei steigenden Temperaturen gehen alle Stoffe gewöhnlich vom festen erst in den flüssigen, dann in den gasförmigen Zustand über. Wird die Temperatur noch viel weiter erhöht, entsteht ein Plasma.
Man bezeichne ein Plasma deshalb auch als „vierten Aggregatszustand der Materie“, erklärt die Max-Planck-Gesellschaft, die ein Institut hat, das zu Plasmaphysik forscht. Die Sonne zum Beispiel besteht aus Plasma, ein elektrischer Funke ebenso.
Der Fresh-Up erzeugt das Plasma künstlich durch das Aufbrechen von Molekülen. Dabei entstehen geladene Teilchen, die wiederum das Plasma bilden. „Die aktiven Plasma-Partikel fließen über den zu behandelnden Stoff und lösen die Verbindungen der einfachen Geruchsmoleküle auf“, erläutert Hersteller Bosch. „Die Geruchsmoleküle können sich nicht wieder in den Ausgangszustand zurückversetzen – der Geruch ist also nicht überdeckt, sondern entfernt.“ (dpa)