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FaktencheckWo man bei Gewitter wirklich sicher ist – und wo nicht

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Aufziehende Gewitterwolken können überraschen.  

Köln/Berlin – Heiße Sommertage haben häufig Nebenwirkungen: Heftige Gewitter mit Blitz und Donner. Wie verhält man sich, wenn man in eines gerät – und im Freien ohne schützende Häuser in der Nähe ist?

Erwischt! Wer die ersten dunklen Wolken und Wetterprognosen nicht ernst genommen hat und bei einem Ausflug auf freiem Feld von einem Gewitter überrascht wird, hat oft wenige Optionen, sich unterzustellen. Und zu vielen vermeintlichen Unterschlüpfen sollte man besser Abstand halten.

Ein Fakten-Check, wo man am ehesten sicher ist:

Behauptung: Ich sollte weit weg von Strommasten bleiben

Bewertung: Das stimmt.Fakten: Ein Blitz trifft am ehesten hohe, im Gelände hervorragende Punkte - also zum Beispiel Masten. Daher rät der Deutsche Wetterdienst (DWD), sich möglichst weit weg von allen hohen Objekten zu bewegen, wenn man während eines Gewitters keinen Unterschlupf in einem Gebäude suchen kann - also zum Beispiel auch von Aussichtstürmen und einzelnen Bäumen.

Behauptung: Man sollte sich den tiefstmöglichen Punkt im Gelände suchen

Bewertung: Das stimmt, aber man muss Schlucht und Flussbett meiden.Fakten: „Man sollte sich möglichst klein machen, um nicht die höchste Erhebung in der Umgebung zu sein“, erklärt DWD-Meteorologe Sebastian Schappert. Am besten sucht man sich also eine Senke oder Mulde.

„Auf der anderen Seite: Man kann in Gefahr geraten, wenn man auf der Suche nach dem tiefsten Punkt in eine Schlucht oder in ein ausgetrocknetes Flussbett geht, dann enorme Niederschlagsmengen herunterkommen, sich irgendwo sammeln und als Flutwelle da durchrauschen“, so Schappert. „Man muss also darauf achten, dass man sich nicht an einem Punkt klein macht, an dem Überflutungsgefahr besteht.“

Wie geht es also richtig?

Man sucht sich auf freiem Gelände eine Senke. „Idealerweise hat man eine isolierende Unterlage“, sagt Schappert. „Also wenn man Schuhe anhat, ist das schon gut. Wenn man noch einen Rucksack dabei hat und diesen unter die Füße legt, ist das noch besser. Denn wenn ein Blitz in der Nähe einschlägt, kann die Spannung auf die Person überschlagen.“

Und man sollte in die Hocke gehen – mit eng beieinander stehenden Füßen, damit man eine geringe Schrittspannung hat. So verringert man bei einem Blitzeinschlag in der Nähe ebenfalls mögliche Folgen für die eigene Gesundheit, etwa Herzprobleme. Das ist übrigens der Grund, warum bei einem Blitzeinschlag ganze Kuhherden auf der Weide verenden können - sie haben eine recht große Schrittspannung.Extra Tipp: „Idealerweise schützt man auch noch den Nacken und den Kopf vor Hagel“, ergänzt Schappert.

Behauptung: Regenschirme sollte man schließen

Bewertung: Das stimmt.Fakten: „Es ist besser, den Regenschirm zusammenzuklappen und wegzupacken“, sagt Meteorologe Schappert. Er ist ja quasi eine Verlängerung des Körpers in einer Situation, in der man sich so klein wie möglich machen sollte. Hier kommt es aber natürlich auf den Standort an: In der Stadt zwischen Hochhäusern ist ein Regenschirm natürlich weniger ein Risiko als auf freiem Feld.

Behauptung: Man sollte sein Fahrrad und Motorrad mit Abstand abstellen

Bewertung: Das stimmt.Fakten: Wenn man im Freien in der besagten Mulde Schutz suchen muss, dann sollte man Metallobjekte wie Fahrräder und Motorräder mit Abstand abstellen, empfiehlt Schappert. Denn schlägt der Blitz in das Rad ein, kann dieser sich möglicherweise über die Erde weiterverbreiten.

Behauptung: Man sollte im freien Feld besser einzeln Schutz suchen

Bewertung: Schon richtig, aber nicht immer machbar.Fakten: „Bei einem Blitzeinschlag kann Spannung in der unmittelbaren Umgebung überschlagen. Es geht bei diesem Tipp also darum, dass es die anderen nicht auch erwischt, wenn es einen erwischt“, erklärt Schappert. Insofern ist es durchaus sinnvoll, sich in einer Mulde mit Abstand in die Hocke zu begeben. „Aber mit kleinen Kindern oder Hunden ist das nicht wirklich umsetzbar.“

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Behauptung: Man ist sicherer in einem Wald als auf einem Feld

Bewertung: Das kommt auf die Umstände an.Fakten: „Beides – weder im freien Feld noch im Wald – ist nicht optimal“, so Schapperts Einschätzung. Dabei spielen für ihn mehrere Faktoren eine Rolle.„Es ist sicherlich unbehaglich im Freien, wenn es hagelt oder sehr kräftig regnet. Dann ist man wahrscheinlich lieber im Wald, denn die Bäume halten ein bisschen was davon ab“, so der Meteorologe. „Aber auch im Wald sollte man sich eine Senke oder jüngere Bäume, die noch kleiner sind als die Bäume in der Umgebung, suchen.“ Hier gilt also die übliche Regel: So gut wie möglich von den höchsten Objekten in der Umgebung Abstand halten.

Allerdings kann man im Wald auch stärker gefährdet sein als auf dem freien Feld, etwa wenn man mit Orkanböen rechnen muss. Sie können Bäume umstürzen. Auch ein Faktor: Wenn ein Blitz in einen Baum einschlägt, kann dieser regelrecht explodieren. Die umherfliegenden Trümmerteile können Menschen verletzen.

Wenn es irgendwie geht, sollte man daher versuchen, sich erst gar nicht während eines Gewitters in der Natur aufzuhalten und ein Gebäude suchen, in dem man Schutz finden kann. Ein Tipp: Einkehren und bei einem Getränk warten.

Behauptung: Buchen sollst du suchen, Eichen musst du weichen

Bewertung: Der bekannte Spruch stimmt nicht.Fakten: Alle Bäume können vom Blitz getroffen werden. Es gibt aber eine Erklärung für diese alte Volksweisheit, die auf überlieferten Beobachtungen basiert.So findet sich an der Rinde von Buchen fast nie ein sichtbares Zeichen eines Blitzeinschlags, heißt es bei Wohllebens Waldakademie, einer Seite von Förster und Fachbuchautor Peter Wohlleben. Der Grund: Ihre Rinde ist glatt und Regenwasser fließt gut an ihr herunter. Bei einem Blitzeinschlag werde der Strom über den Wasserfilm in den Boden geleitet, ohne den Stamm zu beschädigen.Bei der rauen Rinde der Eiche ist das anders. Kurz zusammengefasst: Hier läuft es bei einem Blitzeinschlag darauf hinaus, dass die Hitze das Wasser im äußeren Stammteil verdampfen und diesen so aufplatzen lässt.

Behauptung: Man ist nur in Gefahr, wenn das Gewitter unmittelbar über einem ist

Bewertung: Diese Annahme ist unter Umständen lebensgefährlich.Fakten: Blitze können in Ausnahmefällen weite Wege zurücklegen. Schappert nennt als einen solchen Fall besonders heftige Gewitter mit hohen Wolken und starken Auf- und Abwinden.Daher rät der Meteorologe, nicht nur Schutz zu suchen, wenn man unmittelbar unter Gewitterwolken ist, sondern auch schon bei heranziehenden und bei abziehenden Wolken. Bei solchen starken Gewittern entstünden dann Blitze „mit einer guten Power quasi aus heiterem Himmel“, so Schappert. „Aber das heißt nicht, dass die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist, dann vom Blitz getroffen zu werden. Es sind einzelne Blitze, die ab und zu mal auftreten.“

Beim Abschätzen der Entfernung eines Gewitters hilft übrigens diese Faustformel: Wenn zwischen einem sichtbaren Blitz und einem Donner drei Sekunden vergehen, ist das Gewitter weniger als einen Kilometer entfernt.

Behauptung: Ein Auto ist ein sicherer Unterschlupf

Bewertung: Das stimmt nur bedingt.Fakten: Ein normales Auto bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig, der die elektrische Entladung um die Insassen herum lenkt und sie so schützt. Auch in einem geschlossenen Cabrio gibt es laut ADAC kein gesteigertes Einschlagsrisiko.Allerdings rät der Automobilclub, nach einen Einschlag keine Metallteile im Fahrzeug-Innenraum zu berühren, die mit der Karosserie in Verbindung stehen. Diese haben aber ohnehin nicht mehr alle Autos. Da heute Kunststoffauskleidungen üblich seien, dürfte dies also kein großes Problem sein, so die Auto-Experten.

Eine weitere Gefahr: Ein Blitzeinschlag kann die Insassen blenden und das Auto leicht beschädigen. Daher lautet der Expertenrat, wenn man im Auto Unterschlupf suchen muss: Dieses besser nicht in exponierter Lage wie auf einem Hügel parken, damit sich das Risiko eines Blitzeinschlags verringert. Fenster und Schiebedach schließen und alle Antennen, soweit das möglich ist, einziehen. (dpa/tmn)